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5.8.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Gesprayte Wände im Münchner Lenbachhaus +++ Ausstellung mit Frauen-Bildern aus der DDR in Frankfurt +++ Documenta: Halbzeit

Gesprayte Wände im Münchner Lenbachhaus
München (ddp-bay). Das Münchner Lenbachhaus zeigt seit dem 3. August gesprayte Wandmalereien von Katharina Grosse. Die Malerin, die dieses Jahr auf der Biennale in Sao Paolo ausgestellt hat, bringt ihre Arbeiten seit 1988 auf Wandflächen an. Der Titel der Ausstellung «Cool Puppen» zitiert ein im Vorbeifahren gelesenes Graffiti. Die Künstlerin mischt die Farben im Kompressor und schichtet sie in ihren Werken übereinander. Die Arbeiten erinnern an natürliche Phänomene wie Wolken oder Nebel. Die Ausstellung dauert bis 10. Oktober und ist von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Ausstellung mit Frauen-Bildern aus der DDR in Frankfurt
Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). «Frauen-Bilder aus der DDR» sind seit Sonntag in Frankfurt (Oder) zu sehen. Im Museum Junge Kunst öffnete eine Ausstellung mit 120 Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen, die einen repräsentativen Querschnitt über Frauendarstellungen in Ostdeutschland zwischen 1945 und 1990 zeigt. Der Bogen spannt sich vom Porträt über die Mutter in der Familie bis zum Akt, von der heroischen Arbeiterin bis zur sinnlichen Aphrodite.
Die Arbeiten von zwölf weiblichen und 38 männlichen Künstlern stammen aus dem über 10 000 Werke zählenden Fundus des Museums. Sie belegen die verschiedensten Stilrichtungen von bloßem Formalismus und derber Realistik bis zu Neoexpressionismus und Popart. Zu den Highlights zählen fünf Radierungen, die Nuria Quevedo (geboren 1938) für Christa Wolfs Band «Kassandra» 1983 angefertigt hatte, sowie das aus mehreren Bildern bestehende Werk «Karambolage. Zusammenstoß der Rolltreppen», die der 1948 in Leipzig geborene Lutz Friedel 1980 malte. Auch Arbeiten von Willi Sitte und Werner Tübke sind zu sehen.
Das Museum stellt seit 1990 jährlich unter verschiedenen Blickwinkeln Werke aus seinem Besitz vor. So wurden 1996 und 1998 unter dem Titel «Die Macht des Raumes» Plastiken und Objekte gezeigt. 1997 stand unter dem Motto «Die Kraft der Farbe» die Malerei im Vordergrund. In den vergangenen beiden Jahren zeigten die Reihen «Konfrontation und Zerreißprobe» Arbeiten aus Papier. Nächstes Jahr soll eine Schau mit Plastiken folgen.
Die Ausstellung «Frauen-Bilder aus der DDR» in der Frankfurter Rathaushalle ist bis zum 10. November jeweils dienstags bis sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. (www.museum-junge-kunst.de)

Documenta: Halbzeit
Kassel (ddp). Zur Halbzeit konnte die elfte documenta in Kassel schon ein respektables Ergebnis verbuchen: Mit rund 300.000 Besuchern kamen fast so viele wie zur ersten Hälfte der Vorgänger-Schau vor fünf Jahren. Die meisten von ihnen schlendern auf eigene Faust durch die Hallen der Weltkunstschau, bleiben hier und da je nach Gusto kürzer oder länger stehen, um sich die Werke der 118 ausgewählten Künstler anzusehen.
Viele Gäste nutzen jedoch die Dienste des Besucherdienstes, der ein breit gefächertes Angebot für alle Interessen bereit hält. Es reicht von Gruppenführungen für Vorausbucher und Turnusführungen für Kurzentschlossene über Vorträge für Wissbegierige bis zu Tagesprogrammen, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden.
Ob Japaner oder Polen, Portugiesen oder Italiener, sie alle können in Kassel Führungen in ihrer Muttersprache buchen. «Wir haben zwölf Sprachen im Angebot», sagt die Leiterin des Besucherdienstes, Katharina Schenk. Am häufigsten gefragt seien Führungen auf Englisch, Niederländisch und Französisch.
Seit der documenta-Eröffnung am 8. Juni haben die rund 100 Guides, wie die Führer im Kunst-Jargon heißen, bereits 1.000 einstündige Turnusführungen absolviert. Im Juli seien die Zahlen spürbar angestiegen, berichtet Schenk. «Darin enthalten sind etliche Besucher, die sich die Schau erst mal allein erschlossen haben und später nochmals kommen, um ihre Kenntnisse bei einer Führung zu vertiefen.» Selbst Fachleute schlössen sich häufig einer Führung an, weil auch ihnen die Hintergrundinformationen zu den ausgestellten aktuellen Kunstwerken fehlten. Als \'Hauptkampftag\' der Weltkunstschau habe sich der Samstag erwiesen, auf den etwa ein Drittel aller wöchentlichen Besucher entfielen.
Orientierung suchen auch viele Gruppen. Während Volkshochschulkurse und Kunstvereine, Schulklassen und Reisegruppen vorrangig die Standardprogramme nutzen, lassen sich zahlungskräftige Firmen oder Sponsoren wie VW gerne luxuriöse Pakete schnüren. Zum «exklusiv»-Programm gehört etwa die Nutzung der «documenta11-Lounge». Dort können sich die noblen Gäste im kleinen Kreis treffen, ein Glas Sekt trinken und einem Fachvortrag lauschen oder sich zwischendurch zum Meinungsaustausch zurückziehen.
Auf Wunsch werden prominente Gäste von ihrem persönlichen Guide auch vom Flughafen abgeholt, mit einem Vortrag im First-Class-Hotel auf die Kunstwerke vorbereitet und nach dem Kunstgenus zum stilvollen Mittagessen in ein Spitzenrestaurant begleitet. Mit Promi-Namen hält sich Schenk zurück, verrät aber immerhin, dass einen derartig aufmerksamen VIP-Service unter anderem der britische Stararchitekt Sir Norman Foster bei seinem documenta-Trip zu würdigen wusste.
Um den hohen Informationserwartungen der Gäste gerecht zu werden, hat das Berliner Ausstellungsbüro Exhibit, das den Besucherdienst im Auftrag der documenta mit rund 15 Mitarbeitern managt, die Führer intensiv vorbereitet. Bereits im Dezember wurde das Personal rekrutiert und ab Februar in vier einwöchigen Treffen geschult. «Bei diesen Treffen konnten die Guides Künstler treffen, mit Kuratoren diskutieren, die ausgewählten Kunstwerke vorab besichtigen und sich mit dem Ausstellungskonzept von documenta-Leiter Okwui Enwezor auseinander setzen», so Schenk.
Wider Erwarten handelt es sich bei den Führern keineswegs nur um Kunsthistoriker, -pädagogen oder -studenten. Mit Blick auf das gesellschaftskritisch akzentuierte Plattformen-Konzept des Politologen Enwezor fügt die Besucherdienstchefin hinzu: «Wir haben ins Team bewusst auch Soziologen, Politologen, Theaterwissenschaftler, Geisteswissenschaftler und andere Kunstinteressierte aufgenommen.» In der damit verbundenen Vielfalt und Individualität sieht Schenk einen großen Vorzug: «Bei uns unterscheidet sich jede Führung von der nächsten.»
Reinhard Kleber