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Buchmesse: Händler hoffen auf schwarze Null beim Umsatz +++ Reich-Ranicki kritisiert Gastland-Konzept der Buchmesse +++ Erste Bücher aus Weimarer Anna Amalia Bibliothek zurückgekehrt
Buchmesse: Händler hoffen auf schwarze Null beim Umsatz
Frankfurt/Main (ddp). Trotz konjunktureller Erholung bleiben die Buchhändler in ihren Umsatzerwartungen für 2004 zurückhaltend. Wie der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, am Dienstag anlässlich der Eröffnung der 56. Frankfurter Buchmesse sagte, gehen nur rund 20 Prozent der Händler davon aus, dass sich ihr Umsatz in der zweiten Jahreshälfte verbessert. Die Mehrheit rechne aber mit einem mittelmäßigen Umsatz und warte ab, wie sich die erhoffte positive Entwicklung der Gesamtwirtschaft auf das eigene Unternehmen auswirkt.
Für das ganze Jahr sei ein Branchenumsatz auf dem Niveau von 2003 zu erwarten. «Mit dem Startsignal Buchmesse werden wir am Ende eine schwarze Null schreiben können», sagte Schormann.
Bei der bis einschließlich Sonntag dauernden Buchmesse präsentieren knapp 6700 Verlage ihre Neuerscheinungen. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Aussteller leicht um etwa ein Prozent gestiegen. Diesjähriger Ehrengast der weltgrößten Literaturschau ist die Arabische Welt. Die Messeleitung erhofft sich von dem Auftritt der arabischen Länder eine Förderung des Dialogs mit dem Westen. Während der fünf Messetage werden in Frankfurt 290 000 Besucher erwartet.
Reich-Ranicki kritisiert Gastland-Konzept der Buchmesse
München (ddp). Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki steht dem Gastland-Konzept der Frankfurter Buchmesse kritisch gegenüber. Er halte es für "äußerst fatal», die Messe jeweils einer bestimmten Region oder einem Land zu widmen, sagte Reich-Ranicki der Zeitschrift «Bunte». Vor vier Jahren sei Polen an der Reihe gewesen, damals habe die polnische Literatur aber gar nichts zu bieten gehabt.
Zum diesjährigen Schwerpunkt Arabische Welt könne er nichts sagen, betonte Reich-Ranicki. Er sei «eurozentrisch» und habe sich mit arabischer Literatur nie beschäftigt. Die Messe will der Literaturexperte nur einmal zu einer Diskussion am Samstag besuchen. «Ich brauche in den heißen, lärmenden, abstoßenden Hallen nicht zu wandern und habe da absolut nichts zu suchen», sagte er.
Erste Bücher aus Weimarer Anna Amalia Bibliothek zurückgekehrt
Weimar (ddp-lth). Einen Monat nach dem verheerenden Brand in der Weimarer Herzogin Anna Amalia Bibliothek sind am Dienstag die ersten rund 2000 Bücher nach Weimar zurückgekehrt. Die Bände gehörten zu den nur leicht beschädigten Büchern, sagte Bibliotheksdirektor Michael Knoche. Sie wurden in den vergangenen Wochen im Leipziger Zentrum für Bucherhaltung getrocknet und werden jetzt in das neue Tiefenmagazin der Bibliothek eingeordnet. Der größte Teil der zurückgebrachten Bücher seien völlig intakt.
Den meisten der insgesamt 62 000 Bücher mit schweren Wasser- und Brandschäden steht nach ihrer Rückkehr nach Weimar eine aufwändige Restaurierung bevor. Die Kosten dafür werden auf rund 60 Millionen Euro geschätzt. Rund die Hälfte der Bücher sind nach den Worten des Leiters des Zentrums für Bucherhaltung, Manfred Anders, schwer beschädigt. Von ihnen sei wiederum nur die Hälfte restaurierbar. Jede Woche werden künftig etwa 1000 Bücher per Kleintransporter aus Leipzig zurück nach Weimar gebracht. Die Trocknung der Bücher in Leipzig wird voraussichtlich bis Ende 2005 dauern.
Nach den Worten von Bibliotheksdirektor Knoche ist bislang nur die Finanzierung der Trocknung der Bücher gesichert. Für die Restaurierung der Bücher, die sich den Angaben zufolge bis zu 30 Jahre hinziehen wird, sei bislang kein Geld vorhanden. Für jedes Buch werde ein separater Restaurierungsplan erstellt. Bücher, deren Restaurierung nicht mehr möglich oder zu aufwändig sei, würden aufbewahrt.
Die Ursache des Brandes ist noch immer nicht geklärt, sagte Knoche. Er würde sich wünschen, dass die Polizei auch Zwischenergebnisse zur Ermittlung der Brandursache bekannt gibt.