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6.11.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Berlin: Neumann will Krisengipfel zum Streit um wertvolle Gemälde +++ Köln: Abu Ali*Toni Serra erhält Kölner Nam-June-Paik-Medienpreis +++ Köln: 23 000 Besucher bei art.fair +++ Wolfsburg: Retrospektive im Kunstmuseum zeigt Neo Rauch


Berlin: Neumann will Krisengipfel zum Streit um wertvolle Gemälde
Berlin/Hamburg (dpa) - Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) will noch im November Direktoren großer Kulturinstitutionen und Museen sowie Rechtsexperten zu einem Krisengipfel ins Kanzleramt einladen.
Dabei soll es um die Forderungen um Rückgabe von oft hochkarätigen Kunstwerken gehen, die in der NS-Zeit enteignet worden sind. Das Treffen soll am 20. November stattfinden, sagte ein Sprecher Neumanns der dpa und bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel». Neumann will sich einen Überblick über die Fälle der letzten Zeit verschaffen und sich von den Experten die Problematik erläutern lassen.
Zuletzt hatte die Rückgabe des Gemäldes «Berliner Straßenszene» von Ernst Ludwig Kirchner (1913) aus dem Brücke-Museum an die Erben des jüdischen Kunstsammlers Alfred Hess für Wirbel gesorgt. Das Schweizer Ernst-Ludwig-Kirchner-Archiv, der Förderkreis des Berliner Brücke-Museums und das Berliner Auktionshaus Villa Grisebach hatten die Herausgabe eines der wichtigsten Werke des deutschen Expressionismus durch den Berliner Senat als unbegründet bezeichnet. Das Bild soll am 8. November zum Schätzpreis von umgerechnet 14 bis 19,5 Millionen Euro im New Yorker Auktionshaus «Christie\'s» versteigert werden.
Der Förderkreis des Brücke-Museums bezweifelte inzwischen, dass das Kirchner-Gemälde mit einer ordnungsgemäßen Ausfuhrgenehmigung außer Landes gebracht worden ist. Er appellierte am Sonntag an das New Yorker Auktionshaus Christie\'s, das Bild aus der für den 8. November geplanten Auktion zu nehmen und in Verhandlungen für eine Rückkehr dieses Hauptwerks des deutschen Expressionismus nach Berlin einzutreten.
Nach «Spiegel»-Informationen haben amerikanische und deutsche Anwälte im Namen ihrer Auftraggeber weitere Restitutionsansprüche angemeldet. So sei die Stuttgarter Staatsgalerie aufgefordert worden, das Ölbild von Franz Marc «Die kleinen blauen Pferde» (1912) herauszugeben. Beim Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen liege ein Restitutionsbegehren für das «Urteil des Paris» von Ernst Ludwig Kirchner (1913) vor, beim Sprengel Museum in Hannover für Marcs «Katze hinter einem Baum» (1910/1911). Insgesamt seien über ein Dutzend staatlicher Museen betroffen, heißt es in dem Beitrag.
Die Rückgabeforderungen stützen sich laut «Spiegel» auf die 1998 von der Bundesrepublik und 43 weiteren Staaten unterzeichnete «Washingtoner Erklärung» über «Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden». Die Bundesregierung habe aber keinen genauen Überblick darüber, welche Bilder mit Rückgabeforderungen belastet sind. Im Fall zweier Stadtansichten des italienischen Barockmeisters Canaletto weigere sich das Bundesfinanzministerium, die Kunstwerke an den Erben eines jüdischen Vorbesitzers herauszugeben.

Köln: Abu Ali*Toni Serra erhält Kölner Nam-June-Paik-Medienpreis
Köln (ddp-nrw). Der spanische Medienkünstler Abu Ali*Toni Serra erhält den Nam June Paik Award 2006 – Internationaler Medienkunstpreis der Kunststiftung NRW. Der Präsident der Kunststiftung, Fritz Schaumann, überreichte den mit 25 000 Euro dotierten Preis am Sonntag im Kölner Museum für Angewandte Kunst.
Für ihre Projektidee «...werdet sie erkennen» erhielt zudem Johanna Reich eine Projektförderung von 15 000 Euro als Förderpreis im Rahmen des Nam June Paik Award, wie die Kunststiftung weiter mitteilte. Acht Künstler waren für die Auszeichnung nominiert worden. Ihre Arbeiten werden derzeit im Museum für Angewandte Kunst präsentiert.
Abu Ali*Toni Serra zeigt in Köln sein Video-Archiv, in dem unter anderem auch weithin unbekannte Trainings- und Simulationssysteme für den Kriegseinsatz zu sehen sind. «Das Video-Archiv schafft also Öffentlichkeit - das wohl demokratischste Gut unserer Zeit», hob die Jury des Preises hervor. Es sei somit nachhaltig aufklärerisch und angesichts der Bilder aus Abu Grahib und aus Afghanistan auf einer künstlerisch strukturellen Ebene auch tagespolitisch höchst brisant.
Der 1932 geborene Nam June Paik gilt als einer der Begründer der Video- und Medienkunst. Er wirkte 19 Jahre lang in Nordrhein-Westfalen und starb am 29. Januar 2006 in den USA.
Das Kölner Museum für Angewandte Kunst ist von Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Die Ausstellung endet am 12. November.
http://www.namjunepaikaward.de

Köln: 23 000 Besucher bei art.fair
Köln (ddp-nrw). Über 23 000 Kunstfreunde haben von Mittwoch bis Sonntag die Kölner art.fair besucht. Damit befinde sich die Messe für Kunst des 21. Jahrhunderts weiter im Aufwärtstrend, teilten die Veranstalter am Montag in ihrem Abschlussbericht mit. 71 Galerien aus dem In- und Ausland präsentierten aktuelle Kunstwerke internationaler und verheißungsvoller Nachwuchskünstler. Nach Angaben der Veranstalter meldeten die beteiligten Galeristen gute Verkäufe.
Die art.fair wird seit drei Jahren als ergänzende Kunstmesse parallel zur und in Kooperation mit der Art Cologne ausgerichtet. Während die Art Cologne ab kommenden Jahr im Frühjahr stattfindet, will die art.fair dem Herbsttermin treu bleiben.

Wolfsburg: Retrospektive im Kunstmuseum zeigt Neo Rauch
Leipzig/Wolfsburg (ddp-nrd). Im Kunstmuseum Wolfsburg wird am Freitag die bisher größte Ausstellung des weltbekannten Leipziger Malers Neo Rauch eröffnet. Die Schau sei eine Retrospektive und zeige erstmals einen Überblick über das Gesamtwerk des Künstlers, sagte Rauchs Galerist Gerd Harry Lybke von der Galerie Eigen+Art der Nachrichtenagentur ddp. «Das ist für Neo Rauch ein Meilenstein», betonte Lybke, in dessen Leipziger Galerie derzeit die Ausstellung «Der Zeitraum» mit zwölf Bildern des Malers zu sehen ist. In der Wolfsburger Schau «Neo Rauch - Malerei von 1993 bis heute» werden Lybke zufolge auf 1400 Quadratmetern 100 Werke des Künstlers und damit so viel wie nie zuvor ausgestellt.
Die Ölgemälde und kleinformatigen Öl-auf-Papier-Werke Rauchs sind bis 17. März in Wolfsburg zu sehen. Eigens dafür entstünden derzeit noch zwei Bilder, die bis zur Eröffnung fertig sein sollten, sagte Lybke. Rauch arbeite stets an mehreren Werken gleichzeitig und male etwa 20 Bilder pro Jahr. Ein Großteil der in Wolfsburg ausgestellten Arbeiten stamme jedoch aus früheren Jahren und dokumentiere Rauchs Entwicklung von seinen Anfängen 1993 bis in die Gegenwart. «Er kann seine Arbeiten dann selbst abschreiten. Das ist eine Erfahrung, die ganz wichtig ist für einen Künstler», sagte Lybke.
Die Bilder der Wolfsburger Schau seien alles Leihgaben, meist von Museen. Die am weitesten «gereisten» Bilder stammten aus Los Angeles. Zum Wert der ausgestellten Werke wollte sich der Galerist nicht äußern. Wo die Bilder im Anschluss an die Wolfsburger Ausstellung gezeigt würden, sei noch nicht klar. Im Gespräch sei Prag.
Rauch eröffnet Lybke zufolge im Mai 2007 eine Ausstellung im Metropolitan Museum in New York. Sie zeige eine kleine Auswahl von Arbeiten, die jetzt in der Entstehung seien. Derzeit seien Ausstellungen des Malers in Montreal, Osaka, London und in Rauchs Heimatstadt Leipzig zu sehen, wo zu dessen 50. Geburtstag in vier Jahren eine große Einzelausstellung des Künstlers geplant ist.