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6.4.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Schwerin. Staatstheater inszeniert «Dokter Faust» auf Platt +++ Frankfurt/Main: Neuer Buchmesse-Direktor Boos setzt auf Ausgleich und Teamgeist +++ Berlin: Dürrenmatt-Witwe unterliegt in Unterlassungsklage

Schwerin inszeniert «Dokter Faust» auf Platt
Schwerin (ddp-nrd). «Dat Späl von Dokter Faust» auf Mecklenburger Platt steht ab Dienstag auf dem Spielplan des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin. Die Zuschauer erwartet eine bekannte Handlung, die von Ort und Sprache nach Norddeutschland verlegt wurde. Inszeniert wird der Klassiker der deutschen Theaterliteratur vom Ensemble der Fritz-Reuter-Bühne. Grundlage für die Schweriner Fassung war eine Übertragung der Texte von Goethe ins Holsteiner Platt durch den inzwischen verstorbenen Friedrich Hans Schäfer.
Der Titelheld Düwel Mephisto und Greten treffen in einem kleinen Dorf irgendwo hinter der Ostsee-Küste aufeinander. Die alte Geschichte von Liebe und Verführung, Teufelspakt und Hexentreiben wirke so, als wäre sie nie in einer anderen Sprache geschrieben worden, wirbt das Schweriner Theater für seine aktuelle Faust-Version. Insgesamt stehen rund 20 Darsteller auf der Bühne. In Kostüm und Maske wird Komponist Thomas Möckel als «Dörp-Muskant» selbst für Klang-Akzente sorgen.

Frankfurt/Main: Neuer Buchmesse-Direktor Boos setzt auf Ausgleich und Teamgeist
Frankfurt/Main (ddp). Der neue Buchmesse-Direktor Jürgen Boos versucht, die Personalquerelen um den zum Jahresende scheidenden Messechef Volker Neumann zu schlichten. In einem von der Buchmesse am Dienstag veröffentlichten Interview bezeichnete der seit wenigen Tagen amtierende Direktor sein Verhältnis zu Neumann als «kooperativ und gut». Zudem sagte der 43-Jährige zu: «2005 ist die Messe von Volker Neumann.» Damit reagierte er auf Medienberichte der vergangenen Tage, in denen über diese Frage spekuliert worden war.
«Ich bin ein Mann des Ausgleichs, nicht der Provokation», unterstrich Boos. Er bezeichnete sich außerdem als «Teamplayer», der eng mit der erfolgreichen Buchmesse-Mannschaft zusammenarbeiten werde.
Inhaltlich setzt der neue Buchmesse-Chef vorwiegend auf Kontinuität. Es gehe nicht, in einem Jahr dies und im anderen Jahr das anzufangen. Auch wird Frankfurt nach seinen Worten immer die wichtigste internationale Lizenzplattform sein. «Das Gastland finde ich fantastisch, auch die Foren sind extrem wichtig», betonte Boos. Gleichwohl müsse und könne man einiges tun. «Ich denke, dass die Messe noch internationaler werden muss», sagte er.
Sein eigenes Messekonzept werde er in den nächsten drei bis vier Monaten erarbeiten, kündigte Boos an. Es solle dann zunächst intern und auch frühzeitig mit der internationalen Klientel besprochen werden.

Berlin: Dürrenmatt-Witwe unterliegt in Unterlassungsklage
Berlin (ddp). Die Witwe Friedrich Dürrenmatts, Charlotte Kerr, hat einen Prozess um angeblich falsche Behauptungen über sich und den Dramatiker verloren. Das Berliner Landgericht wies am Dienstag eine Unterlassungsklage gegen den Schweizer Autor Hugo Loetscher ab.
Dieser darf Kerr in seiner Sammlung «Lesen statt klettern. Aufsätze zur literarischen Schweiz» demnach weiter als «herrische Witwe» bezeichnen und kundtun, er habe auf dem Nachttisch des 1990 verstorbenen Dürrenmatts ein Buch von Horror-Autor Stephen King gesehen. Die Behauptungen fielen unter die Kunstfreiheit, urteilten die Richter.
Dürrenmatt wurde 1956 mit dem Drama «Der Besuch der alten Dame» bekannt. Zuvor war bereits «Der Richter und sein Henker» erschienen. Das ebenfalls bekannte Drama «Die Physiker» (1962) behandelte Fragen des Atomzeitalters. 1968/69 wurde er Theaterdirektor in Basel. In dieser Zeit schrieb er viele Neufassungen seiner älteren Werke. Seine erzählerischen Werke sind oft Detektivgeschichten, und seine Dramen sind oft Tragikomödien, in denen es Elemente von Satire, Farce, und schwarzem Humor gibt. Er wurde von den Dramen und Ideen Bertolt Brechts beeinflußt. Dürrenmatt starb 1990 in Neuchatel.