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Berlin/Los Angeles: Studenten-Oscar für «Nimmermeer» +++ Hamburg: Elfriede Jelinek erhebt Vorwürfe gegen Fassbinder Foundation +++ Köln: Prominente Gäste beim «grenzenlos film»-Kongress erwartet
Berlin/Los Angeles: Studenten-Oscar für «Nimmermeer»
Berlin/Los Angeles (ddp). Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck («Das Leben der Anderen») ist nicht der einzige Deutsche, der sich über Erfolg in Hollywood freuen kann. Auch die Nachwuchsregisseure der deutschen Filmhochschulen sorgen in den USA derzeit für Schlagzeilen. Gleich vier der fünf nominierten Filme für den Studenten-Oscar für den besten ausländischen Film waren in diesem Jahr Arbeiten aus Deutschland. Durchgesetzt hat sich der 28-jährige Toke Constantin Hebbeln von der Filmakademie Baden-Württemberg mit «Nimmermeer». Der Oscar dafür wird ihm am Samstag (9. Juni) in Los Angeles überreicht.
«Nimmermeer» erzählt eine märchenhafte Geschichte um das Erwachsenwerden und die Macht der Träume. Hebbeln hatte für den 60 Minuten langen Film bereits mehrere Preise erhalten, darunter den Förderpreis für Nachwuchstalente und den Förderpreis Deutscher Film. Mit dem Studenten-Oscar verbunden ist ein einwöchiges Programm in Hollywood, bei dem die Preisträger die Filmmetropole kennen lernen.
Hebbeln wurde 1978 in Itzehoe in Schleswig-Holstein geboren. Er studierte zunächst Literaturwissenschaft und Philosophie. Sein erster Film «Der ewige Tag» (2002) wurde weltweit auf rund 30 Festivals gezeigt und mit dem Hans-Hoch-Filmpreis 2004 ausgezeichnet. Es folgten Auftragsproduktionen, Werbespots und Kurzfilme. Seit 2002 studiert Hebbeln an der Filmakademie in Ludwigsburg bei Stuttgart im Fach Regie/szenischer Film.
In diesem Jahr hatten gleich vier deutsche Filmemacher um die Auszeichnung konkurriert. Dies waren neben Hebbeln auch Michael Dreher («Fair Trade») von der Hochschule für Fernsehen und Film in München, Marc Brummund («Land gewinnen») von der Hamburg Media School und Michaela Kezele («Milan»). Kezele studiert ebenfalls an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Ihr Film «Milan» wurde von der serbischen Faculty of Dramatic Arts in Belgrad eingereicht, die an der Produktion beteiligt war.
Der Geschäftsführer der Zukunft Kino Marketing GmbH, Jan Oesterlin, sagt im ddp-Interview: «Es gibt in Deutschland ein hohes Niveau an den Filmhochschulen.» Zudem ermutige der Erfolg des deutschen Films, der 2006 einen Marktanteil von 25 Prozent erreichte, die Nachwuchsfilmer. «Es trauen sich mehr Menschen an eine solche Ausbildung heran, weil Perspektiven geboten werden», betont Oesterlin. Der deutsche Film entwickle sich zu einem Produkt, das in Deutschland und auch international immer wichtiger werde.
Der Kinoexperte sagte, der von der Academy vergebene Studenten-Oscar werde in Hollywood «sehr ernst» genommen und könne ein Sprungbrett für talentierte Filmemacher sein. Der Weg nach Hollywood sei dadurch «leichter geebnet».
Laut Oesterlin sind die deutschen Filmproduktionen inzwischen sehr vielfältig. Es gebe nicht mehr nur Autorenfilme wie in den 70ern oder in Großstädten spielende Beziehungskomödien wie in den 80ern. Neben anspruchsvollen Werken wie «Das Leben der Anderen» liefen erfolgreiche Mainstream-Produktionen wie «Der Wixxer».
In den vergangenen Jahren ging der Student Academy Award bereits mehrmals nach Deutschland. Zu den Preisträgern gehören Wolfgang Becker (1988), Katja von Garnier (1994), Thorsten Schmidt (1998), Marc-Andreas Bochert (1999), Florian Gallenberger (2001), Florian Baxmeyer (2003) und Ulrike Grote (2005).
Hamburg: Elfriede Jelinek erhebt Vorwürfe gegen Fassbinder Foundation
Hamburg (ddp). In den Streit um den Umgang mit dem Nachlass des Filmemachers Rainer Werner Fassbinder hat sich nun auch die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek eingeschaltet. In einem Brief an die Wochenzeitung «Die Zeit» erhob Jelinek wie zuvor schon Fassbinders Ex-Frau Ingrid Caven und der Kameramann Michael Ballhaus schwere Vorwürfe gegen die Rainer Werner Fassbinder Foundation.
Laut Vorabbericht vom Dienstag schrieb Jelinek: «Sämtliche Wegbegleiter dieses bedeutendsten Filmemachers der deutschen Nachkriegsgeschichte wurden seit Fassbinders Tod systematisch aus der Rezeptionsgeschichte seines Werks verdrängt und eliminiert.» Es sei jedoch die Pflicht aller Wegbegleiter des Regisseurs, die wahre Geschichte seines Werks hervorzuholen und diejenigen, die daran Anteil hatten, zu würdigen.
Caven hatte der Rainer Werner Fassbinder Foundation vorgeworfen, Halbwahrheiten und Unwahrheiten über dessen Biografie zu verbreiten. Ballhaus, der viele Filme mit Fassbinder drehte, äußerte sich ähnlich wie jetzt Jelinek. Die Rainer Werner Fassbinder Foundation wies die Vorwürfe zurück.
Köln: Prominente Gäste beim «grenzenlos film»-Kongress erwartet
Köln (ddp-nrw). Die Chancen des europäischen Films auf dem internationalen Markt stehen im Mittelpunkt des Kongresses «grenzenlos film», den die Filmstiftung NRW vom 15. bis 19. Juni in Köln ausrichtet. Zu der Veranstaltung werden unter anderen die Filmemacher Margarethe von Trotta, Theo Angelopoulos und Oskar Roehler sowie Arte-Präsident Jérôme Clément erwartet, wie die Filmstiftung NRW am Dienstag in Köln mitteilte.
Bei den «KinoSpecials» von «grenzenlos film» werden neben den Arbeiten von Nachwuchsregisseuren auch Filme gezeigt, die im vergangenen Monat beim Festival in Cannes für Aufsehen sorgten. So ist unter anderem «Auf der anderen Seite», das neue Drama von Fatih Akin, als Preview in Köln zu sehen.
Schwerpunkte des Kongresses sind Fragen zur internationalen Vermarktung von Kino-Produktionen. Zudem diskutieren die Kongressteilnehmer über das Interesse von Filmschaffenden an globalen Themen sowie die Frage «Tritt der europäische Film auf der Stelle?».
Am Abschlusstag können die Teilnehmer das Gespräch mit Partnern und Produzenten für ihre neuen Projekte suchen, ehe der Internationale Filmkongress am Abend mit der traditionellen Party ausklingt.