Body
Christa Wolf mit Sinsheimer-Literaturpreis ausgezeichnet +++ Hermann-Lenz-Preis geht an österreichischen Autor Franz Weinzettl +++ Berlin: Wiener Theater in der Josefstadt spielt «37 Ansichtskarten»
Christa Wolf mit Sinsheimer-Literaturpreis ausgezeichnet
Freinsheim (ddp). Die Schriftstellerin Christa Wolf ist mit dem Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik 2005 ausgezeichnet worden. Die 75-Jährige («Nachdenken über Christa T.», «Kassandra») nahm die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung am Sonntag im pfälzischen Freinsheim entgegen. Der Preis erinnert an den 1883 in Freinsheim geborenen jüdischen Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalisten Hermann Sinsheimer, der unter anderem in den 20er Jahren Chefredakteur der satirischen Zeitschrift «Der Simplicissimus» war.
Der Sinsheimer-Preis wird seit 1983 alle zwei Jahre verliehen, 2003 an Walter Kempowski. Zu den früheren Preisträgern zählen unter anderem Marion Gräfin Dönhoff, Hilde Domin, Marcel Reich-Ranicki, Walter Jens, Peter Härtling und Siegfried Lenz.
Hermann-Lenz-Preis geht an österreichischen Autor Franz Weinzettl
München (ddp-bay). Der österreichische Schrifsteller Franz Weinzettl ist Träger des diesjährigen Hermann-Lenz-Preises für deutschsprachige Literatur. Die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung wird ihm am 18. Juni bei Carnuntum in Niederösterreich überreicht, wie die Hubert Burda Media am Sonntag in München mitteilte.
Die Jury lobte insbesondere Weinzettls «Mut zur Reduktion»: Er lasse sich «auf die Zeit ein, die das Zugleich von Mensch und Ding ist, er wagt sich heraus, er gibt sich preis, er schämt sich nicht vor dem Einfachen, das er sagen muss».
Weinzettl wurde 1955 im steirischen Feldbach geboren. Zu seinen wichtigsten Werken zählen «Auf halber Höhe» (1983), «Der Jahreskreis der Anna Neuherz» (1988) und «Das Glück zwischendurch» (2001).
Eine Förderung im Rahmen des Hermann-Lenz-Preises in Höhe von je 5000 Euro erhalten die jungen osteuropäischen Lyriker Julia Fiedorczuk, Ana Ristovic und Igor Bulatkovsky.
Die Hermann-Lenz-Preis-Verleihung, ein jährliches Treffen von Literaten, ging 1999 aus dem Petrarca-Preis hervor. Der 1998 verstorbene Schriftsteller Hermann Lenz war selbst Träger des Petrarca-Preises. Der Lenz-Preis ging bisher an Joseph W. Janker, Johannes Kühn, Ralf Rothmann, Erich Wolfgang Skwara, Josef Zoderer und Walter Kappacher.
http://www.hermann-lenz-preis.de
Berlin: Wiener Theater in der Josefstadt spielt «37 Ansichtskarten»
Berlin (ddp-bln). Skurril und romantisch zugleich ist das turbulente Stück «37 Postkarten» von Michael McKeever. Seit gestern ist es als Gastspiel in der Komödie am Kurfürstendamm zu sehen. In der Koproduktion mit dem Wiener Theater in der Josefstadt geben in der Inszenierung des kürzlich verstorbenen Hans Gratzer die Schauspieler Achim Wolff und Tatja Seibt ein leicht verrücktes Ehepaar, das - wie scheinbar sämtliche anderen Familienmitglieder auch - die Flucht vor der Realität angetreten hat.
Bemerkt wird deren sonderliches Verhalten lediglich von dem nach Jahren wieder nach Hause zurückgekehrten Sohn (Alexander Braunshör). Und der mag seinen Augen nicht trauen: Die totgeglaubte Großmutter hat in Wirklichkeit die vergangenen Jahre in einem Zimmer neben der Küche verbracht, der Vater spielt Golf am liebsten nachts und die Tante verdient sich bei einer Sex-Hotline ein Taschengeld dazu.
McKeevers Stück, das in seinem schwarzen Humor an Komödienklassiker wie George Feydeau, aber auch an das absurde Theater eines Eugène Ionesco und die Comedy von Monty Python erinnert, geht auf eigenwillige Weise der Fragen nach: Wie verrückt muss man sein, um diese Welt zu ertragen?
«Das Stück propagiert aber nicht die Lebenslüge», hatte Regisseur Gratzer zur Premiere in Wien erklärt, «sondern dass man innerhalb der Familie Achtung voreinander hat, sich mit all den Macken annimmt.» Gratzer glaubte, dass «dieses Plädoyer heute nötiger denn je» ist.
(Weitere Vorstellungen bis 24. April 2005. Komödie am Kurfürstendamm, Kurfürstendamm 206-209, 10719 Berlin, Kartentelefon: 030/88 59 11 88)