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7.9.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Internationales Jugendtheaterprojekt am Sonntag in Quedlinburg +++ Schlingensief startet Tour mit scharfen Attacken gegen Möllemann +++ Anna-Seghers-Preis geht an Deutschen und Chilenen


Internationales Jugendtheaterprojekt am Sonntag in Quedlinburg
Queldinburg (ddp-lsa). Das Internationale Jugendtheaterprojekt «Instant Acts gegen Gewalt und Rassismus» ist am Sonntag in der Quedlinburger Blasiikirche zu Gast. Das Ensemble besteht aus 18 jungen Künstler aus Jordanien, Bosnien- Herzegowina, Argentinien, Litauen, Polen, Brasilien und Kenia. Sie haben Szenen und Choreographien zum Thema Gewalt und Rassismus in ihren Heimatländern für ihren Auftritt vorbereitet, wie die Stadtverwaltung am Freitag in Quedlinburg mitteilte.
Das internationale Jugendtheaterprojekt erhielt 1997 einen Preis der Europäischen Union (EU) zum Jahr gegen Rassismus. Anschließend wurde es vom EU-Kulturprogramm «Kaleidoskop» zur Förderung ausgesucht und tourte auch durch Italien, Österreich, Polen und die Schweiz.

Schlingensief startet Tour mit scharfen Attacken gegen Möllemann
Halle (ddp). Mit erneuten heftigen Attacken gegen FDP-Vize Jürgen Möllemann hat der Theaterprovokateur Christoph Schlingensief am Donnerstagabend in Halle seine eigene Wahlkampftour begonnen. «Die Kunst ist frei», rief Schlingensief in das Publikum und wiederholte mehrfach den Aufruf «Tötet Möllemann». Er dürfe dazu aufrufen, wenn es sich dabei um Kunst handele, zitierte Schlingensief die Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen gegen ihn kürzlich eingestellt hatte. Schlingensiefs Tour steht unter dem Titel «Aktion 18 - Tötet Politik!» und endet am 21. September, einen Tag vor der Bundestagswahl, in Lüneburg.
Schlingensief beließ es in seiner mehr als zweistündigen Bühnenshow im ausverkauften Steintor-Varieté in Halle jedoch nicht nur bei dem Mord-Aufruf, sondern er ließ Möllemann per Voodoo-Zauber sterben. Auf einem Wahlplakat stach er dem umstrittenen Liberalen die Augen aus, streute Hühnerfedern über das Bild und erdolchte symbolisierte Stoffpuppen mit langen Nadeln.
Schlingensief hatte Ende Juni vor der Düsseldorfer Firma Möllemanns eine Kunst-Aktion gestartet und sich so in den Antisemitismus-Streit zwischen dem FDP-Politiker und dem Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Michel Friedman, eingeschaltet. Bei der Aktion hatte der Berliner Regisseur unter anderem Hühnerfedern ausgeschüttet und eine Stoffpuppe mit dem Konterfei des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon verbrannt.

Anna-Seghers-Preis geht an Deutschen und Chilenen
Der Chilene Rafael Gumucio und der Deutsche Lutz Seiler werden den Anna-Seghers-Literaturpreis 2002 erhalten. Wie die Anna-Seghers-Stiftung am Donnerstag mitteilte, bekommen beide Autoren die mit 25.000 Euro verbundene Auszeichnung am 24. November überreicht. Juroren waren der Schriftsteller und chilenische Botschafter in Deutschland, Antonio Skármeta, und der Chefredakteur der Zeitschrift "Sinn und Form", Kleinschmidt.
Skármeta, Autor von "Brennende Ungeduld", bezeichnete den 1970 in Santiago de Chile geborenen Gumucio als einen der brillantesten Schriftsteller Lateinamerikas. Er spuere durch seinen Einblick in andere Kulturen das Falsche und Lächerliche der Gesellschaft mit scharfsinniger Sensibilität auf. Gumucio stammt aus einer Familie chilenischer Intellektueller und hat zeitweise im Exil gelebt.
Kleinschmidt schrieb in seiner Begründung, der Lyriker Lutz Seiler habe mit seinen Gedichtbänden "beruehrt/geführt" (1995) und "pech & blende" (2002) einen "außergewöhnlichen poetischen Bildsinn und hohe musikalische Sprachkraft" bewiesen.