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Europa feiert Hans Christian Andersen +++ Peymann inszeniert Jelinek-Uraufführung +++ «R wie Rosa» - Theateraufführung am Checkpoint Charlie +++ Sieger im Literaturwettbewerb «Open Mike» gekürt +++ Walter-Serner-Preis 2004 geht an Mischa Kopmann
Europa feiert Hans Christian Andersen
Berlin/Hamburg (ddp). Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag des Dichters Hans Christian Andersen am 2. April 2005 laufen europaweit auf Hochtouren. Andersens Heimatland Dänemark feiert das Jubiläum nach Angaben des Dänischen Fremdenverkehrsamts in Hamburg mit dem «größten Kulturfestival der europäischen Geschichte». Ziel sei es, die Bekanntheit des Poeten auch als Schriftsteller für Erwachsene zu steigern. Das Festival wird sich in Dänemark und im Ausland über das ganze Jahr hinwegziehen.
Das Fremdenverkehrsamt rechnet damit, dass das Andersen-Jahr auch das Interesse an individuellen Städte- und Kulturreisen nach Dänemark von Deutschland aus steigern werde, sagte ein Sprecher auf ddp-Anfrage. Highlights des Andersen-Programms in Dänemark seien unter anderem eine große Parade im September in Kopenhagen, ein Sandskulpturenfestival mit Märchenmotiven entlang der dänischen Küste sowie die Eröffnung der neuen Oper in Kopenhagen in Januar.
In Deutschland sollten am Montag unter anderen Nina Hagen, John Neumeier, Katja Riemann und Sasha Waltz zu Botschaftern des Andersen-Jahres ernannt werden. Auch deutsche Verlage haben bereits auf den bevorstehenden großen Tag reagiert: Beltz & Geldberg brachte 43 Märchen des Dichters in einer gebundenen Ausgabe mit Bildern von Nikolaus Heidelbach auf den Markt. Der Band liegt auch als Hörbuch mit Sprechern wie Christiane Paul und Fritzi Haberlandt vor. Bei Sauerländer erschien im September die von Elke Heidenreich in der ZDF-Sendung «Lesen!» empfohlene Jubiläumsausgabe «Das große Märchenbuch» mit Illustrationen von Joel Stewart.
Literaturnobelpreisträger Günter Grass illustrierte zum Andersen-Jahr 29 Märchen des Dänen, die in dem Band «Der Schatten - Hans Christian Andersens Märchen - gesehen von Günter Grass» im Steidl Verlag erschienen sind.
Peymann inszeniert Jelinek-Uraufführung
Berlin (ddp-bln). Claus Peymann inszeniert Ende Februar eine Jelinek-Uraufführung am Berliner Ensemble. Die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat für ihr Stück «WOLKEN.HEIM» aus dem Jahr 1988 eine Art Nachspiel verfasst, wie ein Sprecher des Berliner Ensembles am Freitag sagte. Es trägt die Überschrift «Idealismus, Irrtum, Industrie». Das Stück soll nun unter dem neuen Titel «WOLKEN.HEIM. Und dann nach Hause» auf die Bühne kommen.
«R wie Rosa» - Theateraufführung am Checkpoint Charlie
Berlin (ddp-bln). Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie zeigt am Dienstag (20.00 Uhr) erstmals seit dem Berliner Mauerfall vor 15 Jahren wieder die Theateraufführung «R wie Rosa». Das Stück des im Januar 2004 verstorbenen Museumsgründers Rainer Hildebrandt wird in Zusammenarbeit mit dem Prime Time Theater aufgeführt, wie ein Museumssprecher sagte. Der Eintritt ist frei.
Das Stück spielt im Jahr 1962, als die Mauer gerade ein Jahr stand. Unter der Regie von Alexander Levit wird erzählt, wie die junge Politikstudenten Rosa, die direkt am Checkpoint Charlie wohnt, sich in einen US-Kontrolloffizier verliebt. Kurz darauf soll sie bei einem Fluchtversuch helfen. Dabei gerät Rosa in einen Konflikt zwischen Liebe und Überzeugung.
Sieger im Literaturwettbewerb «Open Mike» gekürt
Berlin (ddp-bln). Die diesjährigen Gewinner im Literaturwettbewerb «Open Mike» stehen fest. Eine Jury wählte am Sonntag in Berlin aus 18 Bewerbern den Lyriker Christian Schloyer aus Erlangen für seine Gedichte «pluie», Rene Becher aus Leipzig für den Prosatext «Mit dem Vater stirbt der Sohn» und Rabea Edel aus Berlin für ihren Text «Das Wasser, in dem wir schlafen» aus. Der Preis ist mit insgesamt 4800 Euro dotiert und wird von der Literaturwerkstatt Berlin und der Stiftung Preußische Seehandlung ausgeschrieben.
Für «Open Mike» hatten 620 gültige Einsendungen vorgelegen. Sechs Lektoren aus renommierten deutschsprachigen Verlagen hatten davon 18 junge Autoren ausgewählt, die am Wochenende beim Finale in Berlin ihre noch unveröffentlichten Texte vor Publikum lasen.
Der Wettbewerb fand zum zwölften Mal statt und hat sich nach Angaben der Veranstalter zum wichtigsten deutschsprachigen Nachwuchs-Literaturwettbewerb entwickelt. Neben Einsendungen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich waren in diesem Jahr auch Bewerbungen aus Großbritannien, Frankreich, Spanien, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Schweden, den USA und China dabei. Schriftsteller wie Karen Duve, Tim Krohn, Kathrin Röggla, Julia Franck, Terezia Mora, Jochen Schmidt und Zsuzsa Bank begannen ihre Karriere beim «Open Mike».
Teilnehmen können deutschsprachige Autoren, die nicht älter als 35 Jahre sind und noch keine eigene Buchpublikation vorzuweisen haben. Sie konnten kurze Prosa, Lyrik oder einen in sich geschlossenen Auszug aus einem Großtext einreichen.
Walter-Serner-Preis 2004 geht an Mischa Kopmann
Berlin (ddp-bln). RBB-Kulturradio und Literaturhaus Berlin haben den Autor Mischa Kopmann mit dem Walter-Serner-Preis 2004 ausgezeichnet. Er erhält die Ehrung für seine Geschichte «Monsieur Lumière», wie ein RBB-Sprecher am Freitag mitteilte. Das Motto des Wettbewerbs lautete «Vom Leben in den großen Städten».
Der mit 2500 Euro dotierte Walter-Serner-Preis wird am 2. Dezember im Literaturhaus verliehen. Der Herausgeber und Schriftsteller Serner wurde 1889 in Karlsbad geboren und lebte unter anderem in Wien, Berlin und Zürich. 1942 wurde er aus Prag nach Theresienstadt deportiert und von dort weiter nach Osten, wo er wahrscheinlich in einem Lager umkam.
Der 1968 in Celle geborene Kopmann schrieb Anfang der 80er Jahre deutsch- und englischsprachige Songs. Er veröffentlichte Kurzgeschichten in Literaturmagazinen und erhielt Ende der 90er Jahre den «Allegra»-Kurzgeschichtenpreis. Kopmann arbeitet als Barkeeper und lebt mit seiner Familie in Hamburg.