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Virginia Euwer Wolff erhält Heinrich-Wolgast-Preis +++ Schweegers zweite Spielzeit am Frankfurter Schauspiel +++ Dresdner Staatsschauspiel erklimmt den Zauberberg +++ Kölner Bühnen setzen auf politische Stücke
Virginia Euwer Wolff erhält Heinrich-Wolgast-Preis
Hannover (ddp). Die amerikanische Schriftstellerin Virginia Euwer Wolff ist am Mittwoch in Hannover mit dem Heinrich-Wolgast-Preis für Kinder- und Jugendliteratur geehrt worden. Sie erhielt ihn für ihr 1999 ins Deutsche übertragene Buch "Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus".
Das Buch der in Oregon lebenden Autorin handelt von dem 14-jährigen Mädchen La Vaughn, die sich als Babysitterin die Collegeausbildung zusammensparen will. Durch die Begegnung mit der 17-jährigen allein erziehenden Mutter Jolly entwickelt die junge Frau konkrete Perspektiven für die eigene Zukunftsgestaltung.
Der mit 4000 Euro dotierten Heinrich-Wolgast-Preis wird alle drei Jahre von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ausgelobt. Auf der Auswahlliste für 2002 standen sechs weitere Titel aus Europa, Australien und den Vereinigten Staaten.
Schweegers zweite Spielzeit am Frankfurter Schauspiel
Frankfurt/Main (ddp-swe). Die Frankfurter Schauspiel-Intendantin Elisabeth Schweeger setzt zum Start ihrer zweiten Spielzeit im September auf einen Klassiker. William Shakespeares "Hamlet" eröffnet die Saison im September 2002. Bis zum Mai stehen sechs Uraufführungen auf dem Spielplan. Die erste, "An Antigone" betitelt, besteht aus acht Monologen aus der Feder Anka Golonkas, die über die gesamte Spielzeit verteilt sind. "Die Frankfurter Verlobung", die den Tod des Kabarettisten Matthias Beltz einbezieht und auch von einem "in Frankfurt angesiedelten Minister" handelt, befasst sich im Januar ironisch und in Form einer Groteske mit den 68ern und ihren Kämpfen.
Im Februar folgt die Uraufführung von Albert Ostermeiers neuem Stück "Katakomben", in dem die "schattenhaften Existenzen" und die partywütige High-Society im Untergrund der Großstadt aufeinander treffen. "Casino Leger" von Feridun Zaimoglu nimmt sich im April Sex, Geld und der politischen Desillusionierung in Zeiten des neoliberalen Kapitalismus\' an. Erstmals in der Theaterfassung ist in Frankfurt im Mai Rainer Werner Fassbinders "Warum läuft Herr R. Amok" zu sehen.
Mit einer Uraufführung endet die Spielzeit im Mai 2003. "Der lebendige Leichnam und die Kommissarin" heißt das Stück nach Motiven von Leo Tolstoj und dem Film von Alexander Askoldow um ein auswegloses Ehedrama und das Schicksal einer prinzipientreuen Kommissarin in der Zeit nach der russischen Revolution.
Zwischen den Neuheiten bietet das Schauspiel seinem Publikum in der nächsten Saison auch bekannte Stücke wie etwa Ödön von Horvaths "Der jüngste Tag", Heinrich von Kleists "Der zerbrochene Krug" oder Bertholt Brechts "Fatzer". Insgesamt stehen 22 Premieren auf dem Spielplan.
Dresdner Staatsschauspiel erklimmt den Zauberberg
Dresden (ddp-lsc). Das Staatsschauspiel Dresden erklimmt in der kommenden Spielzeit Thomas Manns "Zauberberg". Intendant Holk Freytag will den 1924 veröffentlichten Roman um ein mondänes Sanatorium im März als deutsche Erstaufführung inszenieren. Die Mann-Bearbeitung, die nach Angaben des Schauspielchefs bislang nur in Österreich aufgeführt wurde, sei der "ideale Zauberstoff" für das Theater.
In der Spielzeit 2003/2003 soll sich auf allen drei Bühnen des Staatsschauspiels 25 Mal der Premierenvorhang heben. Dabei setzt das Schauspielhaus vorwiegend auf Klassiker des bürgerlichen Theaters aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Unter den acht Premieren, die Freytag am Dienstag in Dresden ankündigte, finden sich Inszenierungen von Schillers "Räubern", Goethes "Egmont" und Tennessee Williams´ "Endstation Sehnsucht".
Das Schlosstheater rückt zwar nach den Worten von Chefdramaturgin Heike Müller-Merten von der ausschließlichen Ausrichtung auf die Gegenwart ab, favorisiert aber dennoch vorwiegend aktuelle Texte. Zu den zehn Premieren zählt die Uraufführung von Kai Hensels "Weg in den Dschungel". Mit der eher selten gezeigten "Miss Sara Sampson" setzt das Staatsschauspiel im Schloss seine Lessing-Reihe fort. Hans Falar inszeniert Scott McPhersons "Marvins Zimmer" Auch Bernhards "Theatermacher" soll im Schloss zur Aufführung kommen.
Das Theater in der Fabrik bleibt dagegen seinem Konzept treu und spielt ausschließlich zeitgenössische Texte. Den Auftakt macht im Oktober Maxim Billers erstes Stück "Kühltransport", das sich um den Tod von 58 chinesischen Flüchtlingen im Hafen von Dover dreht.
Die Theaterleitung will auch die Zusammenarbeit mit dem renommierten Regisseur Johann Kresnik fortsetzen, der unlängst zwei Stücke von Hans Henny Jahnn in Dresden inszenierte. Der Theatermacher habe für die übernächste Spielzeit eine Einladung erhalten.
Der Publikumszuspruch für das Staatsschauspiel gestaltet sich in der laufenden Saison widersprüchlich. Während in der ersten Hälfte eine Rekordauslastung von mehr als 80 Prozent verzeichnet wurde, flaute der Besucherzustrom zum Ende der Saison ab. Zur Begründung verwies Freytag neben der Kresnik-Produktion auf die "Merlin"-Inszenierung von Johannes Lepper. Beide Stücke "polarisierten" das Publikum.
Mit Blick auf die künftige Struktur der Theaterlandschaft erteilte Freytag, der auch Vorsitzender der Intendantengruppe im deutschen Bühnenverein ist, dem so genannten Weimarer Modell eine Absage. Das Ausscheren aus Flächentarifverträgen führe dazu, dass sich der öffentliche Dienst "der Kultur entledigt".
(www.staatsschauspiel-dresden.de)
Kölner Bühnen setzen auf politische Stücke
Köln (ddp). Mit einem bewusst politisch ausgerichteten Spielplan beginnt an Kölns städtischen Theatern die Ära nach Generalintendant Günter Krämer. Der neue Theaterchef Marc Günther will in seiner ersten Spielzeit unter anderem den Konflikt zwischen Heimat und Fremde zum Thema machen. In diesen Zusammenhang gehörten die Inszenierungen von Bernard-Marie Koltès "Rückkehr in die Wüste" ebenso wie das am Vorabend des US-Bürgerkriegs angesiedelte Drama "Süden" von Julien Green.
Wie die Städtischen Bühnen am Montag mitteilten, stehen auch Klassiker wie Schillers "Kabale und Liebe" und Frank Wedekinds "Lulu" auf dem Spielplan. Des weiteren sind "Othello" und "Der Sturm" von William Shakespeare eingeplant.
In Köln würden auch weiterhin junge Dramatiker ihre Chance bekommen, sagte Günther. So wird mit "Die 10 besten Rocksongs der Weltgeschichte" ein Projekt von Albrecht Hirche erstmals aufgeführt. Mit Ingrid Lausunds "Ankündigung für ein Stück, das es noch nicht gibt" sowie einem Projekt von Marc von Henning nach Motiven von Angela Carter "Im Bauch des Wolfs sitzt ein Kind und wartet auf den Mond" sind zwei weitere Uraufführungen vorgesehen. Zudem wird in Köln als deutschsprachige Erstaufführung die bizarre Bühnen-SitCom "Wonderful World" des Amerikaners Richard Dresser gezeigt.
Der bisherige Kölner Generalintendant Krämer hatte seinen Vertrag aus Protest gegen die rigiden Sparvorgaben an den Bühnen vorzeitig gekündigt. Er scheidet zum Ende der laufenden Spielzeit aus, will aber weiterhin in Köln inszenieren. Krämers überraschender Rückzug hatte zu einer mehrmonatigen erbitterten Auseinandersetzung um die Zukunft der Kölner Bühnen geführt.
(Internet: www.buehnenkoeln.de)