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Tolstoi-Oper wird in Moskau uraufgeführt +++ Gefeierte "Zauberflöte" von La Fura Dels Baus +++ Domingos "Fledermaus" in Washington
Tolstoi-Oper wird in Moskau uraufgeführtDer russische Komponist Schirwani Tschalajew komponierte eine Oper nach Leo Tolstois Romanvorlage «Hadschi Murat». Zu Ehren des 175. Geburtstages des russischen Dichters wird das Werk am 9. September im Moskauer Tolstoi-Museum uraufgeführt. In seinem Spätwerk beklagt Tolstoi das sinnlose Sterben in den jahrzehntelangen Kämpfen des Nordkaukasus gegen Tschetschenien. Das Thema ist auch heute noch aktuell. «Der Krieg bringt nichts als Leid für unsere Söhne und für die Söhne des Nordens», meint auch der Komponist Schirwani Tschalajew, der selbst aus Dagestan stammt.
Gefeierte "Zauberflöte" von La Fura Dels Baus
In der Bochumer Jahrhunderthalle haben am Sonntagabend gut 800 Menschen die Premiere einer Neuinszenierung von Mozarts "Zauberflöte" begeistert gefeiert. Als eine surrealistische Fabel in einem "Gehirn-Raum", in dem die Geschichte geträumt wird, inszenierten die katalanischen Theaterzauberer von La Fura Dels Baus Mozarts Werk für die RuhrTriennale. In der vom französischen Dirigenten Marc Minkowski geleiteten ausverkauften Premiere überzeugten vor allem Genia Kühmeier (Sopran) in der Rolle der Pamina und Bariton Christian Gerhaher in der Rolle des Papageno.
Die Zauberflöte wird im Rahmen der RuhrTriennale bis zum 5. Oktober aufgeführt. Die Herbstsaison der Triennale wird nach Angaben von Intendant Gerard Mortier mit Opern und Konzerten klassisch geprägt sein. Neben der "Zauberflöte" sind Uraufführungen von Mauricio Kagels Oper "TheaterKonzert" (Duisburg) und die Oper "Die Todesbrücke" (Gelsenkirchen) geplant. Weitgehend ausverkauft sei die Oper "St. Francois D\'Assise" von Olivier Messiaen.
Quelle: orf
Domingos "Fledermaus" in Washington
Mit einer Galapremiere der Operette "Die Fledermaus" hat die Washington Opera am Samstagabend ihre 48. Saison (2003-2004) eröffnet. Ehrengast des Abends, der unter dem Ehrenschutz des österreichischen Botschafters in den USA, Peter Moser, stand, war die Ehefrau von Bundespräsident Thomas Klestil, Margot Klestil-Löffler.
Startenor Placido Domingo, künstlerischer Direktor der Oper, präsentierte die Wiener Operette und sorgte mit einer temperamentvollen Inszenierung, persönlichen Gesangs-Einlagen ("Dein ist mein ganzes Herz") und Überraschungs-Ehrengästen von "Prinz Orlofsky" wie dem russischen und dem ungarischen Botschafter sowie drei US-Höchstrichtern (Ruth Ginsburg, Anthony Kennedy, Stephen Breyer) auf der Bühne für ausgezeichnete Stimmung beim Eröffnungspublikum.
Eigentlich müsste diese Aufführung ja "The Bat" genannt werden, weil die Fledermaus diesmal nur auf Englisch herumflatterte. Für an den deutschen Original-Text gewohnte Ohren natürlich ungewohnt, wenn etwa "Prinz Orlofsky" singt "from time to time I entertain", statt "Ich lade gern mir Gäste ein". Oft scheint der Reim wichtiger zu sein als eine originalgetreue Übersetzung - doch das amerikanische Publikum zeigte sich von der englischen Version durchaus angetan. Der "Frosch" (Jason Graae) traute sich allerdings nicht, US-Politiker direkt aufs Korn zu nehmen.
Trotz einer gewissen Amerikanisierung, die fast ein bisschen an ein Musical, waren auch die Anklänge an Österreich unübersehbar - etwa ein riesiges Porträt von Kaiser Franz Joseph im Bühnenbild. Operndirektor Placido Domingo war mit der Aufführung sehr zufrieden. "Fast eine Oper", bescheinigte er dem Stück von Johann Strauß Sohn, der im Programm übrigens als "Johann Strauss II." bezeichnet wurde und somit - fast - eine neue österreichische Herrscher-Dynastie begründete.
"Eine sehr gelungene Eröffnung der Washingtoner Opernsaison", zeigte sich Margot Klestil-Löffler nach der Aufführung beeindruckt. "Der Abend war für Österreich eine sehr gute Präsentation", lobte sie die Arbeit von Placido Domingo, der im Oktober wieder an die Staatsoper nach Wien kommt. Besonders die Kostüme und die Stimmen der Sänger hatten es Klestil-Löffler angetan. Die Atmosphäre war allerdings etwas beeinträchtigt, da die Aufführung in der DAR (Daughters of American Revolution) Constitution Hall und nicht am üblichen Spielort der Washington Opera, im Kennedy Center, stattfand. Die dortigen Opernräumlichkeiten werden derzeit renoviert.
Die Sänger lieferten durchwegs hervorragende Leistungen - besonders June Anderson als Rosalinde, Wolfgang Brendel als Herr von Eisenstein sowie Maki Mori, die ihr Debüt an der Washington Opera als fidele Adele feierte. Lediglich Elena Obraztsova in der Hosenrolle von Prinz Orlofsky hatte mit dem englischen Text einige Schwierigkeiten. Dirigent Heinz Fricke ließ die Fledermaus sehr schnell flattern - eben im amerikanischen Tempo. Beim anschließenden Fundraising-Dinner konnten die Gäste gleich bei Apfelstrudel und österreichischen Weinen von Bauer und Hillinger bis in den frühen Morgen weiterfeiern.
Quelle: orf