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8.9.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Unbekanntes Brecht-Stück wird in seiner Geburtsstadt aufgeführt +++ Horvath in Hellerau - Staatsschauspiel fand Ausweichquartier +++ Jenaer «Caroline-Preis» geht an Münsteraner Burkhard Spinnen


Unbekanntes Brecht-Stück wird in seiner Geburtsstadt aufgeführt
Augsburg (ddp-bay). Zum Antikriegstag wird in Bertolt Brechts Geburtsstadt Augsburg am Samstag (20.00 Uhr) sein weitgehend unbekanntes Stück «Koloman-Wallisch-Kantate» aufgeführt. Das zwischen 1934 und 1947 verfasste Lehrstück basiert auf einem Gedicht Brechts und beschäftigt sich mit dem aussichtslosen Kampf des österreichischen Widerstandskämpfers Wallisch gegen den Faschismus. Er wurde 1934 von den Nationalsozialisten aufgehängt.
Brecht wollte, dass der Komponist Hanns Eisler sein Stück vertont. Dazu kam es aber nicht. Ein zwölfköpfiges Orchester wird das Stück nun mit Eisler-Musik untermalen. Unter der Regie von Angela Kammrad spielen Jugendliche aus Bremen, Hamburg und Niedersachsen. Ihre Aufführung war seit Ende 2001 bereits in mehreren deutschen Städten zu sehen.

Horvath in Hellerau - Staatsschauspiel fand Ausweichquartier
Dresden (ddp-lsc). Das flutgeschädigte Staatsschauspiel startet im Festspielhaus Hellerau in die Saison. Am Samstag feiert dort Ödön von Horvaths «Der jüngste Tag» in der Regie von Intendant Holk Freytag Premiere. Die Inszenierung versucht dabei, einen Zusammenhang zwischen dem im Stück geschilderten Zugunglück und der Hochwasserkatastrophe herzustellen. Nach Theaterangaben wurde die Bühne bewusst acht Zentimeter unter schwarz gefärbtes Wasser gesetzt.
Die Fluten von Elbe und Mulde verursachten an den Bühnen des Staatsschauspiels einen Gesamtschaden von rund 16,8 Millionen Euro. Während die für das große Haus geplante Horvath-Produktion ausweichen musste, kann im Schlosstheater gespielt werden. An der kleineren Bühne war für Freitagabend die Premiere «Der tolle Tag» von Beaumarchais geplant.

Jenaer «Caroline-Preis» geht an Münsteraner Burkhard Spinnen
Jena/Münster (ddp-nrw). Der Münsteraner Burkhard Spinnen erhält am Samstag den «Caroline-Preis» für Essay und Feuilleton der Stadt Jena verliehen. Im Museum der Deutschen Frühromantik der thüringischen Stadt nimmt der 38-jährige Schriftsteller und Bachmann-Preisträger den mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis entgegen. Den mit 2500 Euro verbundenen Förderpreis vergab die Fachjury an den 32-jährigen Naumburger Literaturwissenschaftler Kai Agthe.
Spinnens Essay «Skandal» setzt sich mit dem Zustand der politischen Kultur in Deutschland auseinander. Agthe beschreibt in seiner Arbeit «Diese Maschine ist delicat wie ein kleiner Hund und macht viel Noth» die bislang kaum beachtete, doch «tragikomische» Episode der Anschaffung einer Schreibmaschine durch den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900).
Der nach der Jenaer Frühromantikerin Caroline-Schlegel-Schelling (1763-1845) benannte Preis, der durch eine private Stiftung möglich wurde, würdigt herausragende Leistungen in den Genres Essay und Feuilleton, die durch hohe sprachliche Qualität und eine solide Recherche überzeugen. Erstmals 2000 verliehen, wird er alle drei Jahre alternierend mit dem Botho-Graef-Kunstpreis und dem Jakob-Michael-Reinhold-Lenz-Preis für Dramatik von der Stadt Jena ausgelobt.
Bewerben kann man sich um diesen Literaturpreis nicht. Die Kandidaten werden bundesweit von Feuilleton-Redaktionen und Verlagen empfohlen. Bei der Erstverleihung vor drei Jahren war der Hauptpreis ausgesetzt worden, um der Bedeutung der beiden genres Essay und Feuilleton Nachdruck zu verleihen. Stattdessen wurden zwei Förderpreise - an Steffen Kopetzky und Juli Zeh - verliehen.
Mit dem «Caroline-Preis» will die Stadt Jena «den mutigen Frauengestalten der Romantik» ein Denkmal setzen. Caroline, deren Briefe als künstlerische Zeitdokumente gelten, war in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller August Wilhelm Schlegel, später mit dem Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling verheiratet. Die von Schiller als «Dame Luzifer» und «das Über» titulierte Caroline gilt als die weibliche Seele der deutschen Frühromantik, die in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts in Jena ihren Anfang nahm.
(www.jena.de)