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Ruhrfestspiele mit mehr Schauspiel +++ Buchmesse Frankfurt eröffnet +++ Lösung für Koeppen-Haus: Stadt zahlt zusätzlich 10 000 Euro +++ Ausstellung über den Puppenspiel-Klassiker «Faust» eröffnet
Ruhrfestspiele mit mehr SchauspielWie der designierte Leiter der Ruhrfestspiele in Recklinghausen, Gerard Mortier, bekannt gab, werden sich die Festspiele künftig «viel spezifischer als jetzt» dem Schauspiel widmen. Verantwortlich dafür sei der künftige künstlerische Leiter der Ruhrfestspiele, der Berliner Regisseur und Intendant Frank Castorf.
Castorf, Intendant der Berliner Volksbühne, wird ab 2004 Nachfolger von Hansgünther Heyme und mit Mortier zunächst gemeinsam das traditionsreiche Kulturfestival an der Ruhr leiten. Mortier ist gleichzeitig Chef des neuen Kulturfestivals RuhrTriennale.
Die Konzentration der Ruhrfestspiele auf das Sprechtheater sei auch zur Konturierung gegenüber der RuhrTriennale wichtig, die weiter mit spartenübergreifenden Vorführungen internationaler Künstler aufwarten werde, meinte der ehemalige Leiter der Salzburger Festspiele.
Die Bühnenarbeit Frank Castorfs zeichne sich durch den «großen Zugriff auf ein breites Publikum» aus, sagte Gerard Mortier im Gespräch mit der dpa. Zudem schätze er den «politischen Ansatz» des engagierten Berliner Bühnenmannes, der «einer der Top-Regisseure in Deutschland ist» und für «sinnliche» Inszenierungen stehe. Er sei über die nach langen Verhandlungen gelungene Berufung Castorfs nach Recklinghausen «glücklich», sagte Mortier.
Castorf werde mit beratender Stimme auch an der Nachfolge-Regelung für seine bis 2004 begrenzte Leitung der RuhrTriennale beteiligt sein, sagte Mortier. Hier könne er sich als künftigen Festival-Chef durchaus auch einen erfahrenen «Kulturvermittler» aus den Bereichen Museum, Bildende Kunst oder Architektur vorstellen.
Buchmesse Frankfurt eröffnet
Frankfurt/Main (ddp). Mit weniger Ausstellern als in den vergangenen Jahren öffnet die Buchmesse Frankfurt am Mittwoch ihre Pforten für das Fachpublikum. Nach Angaben von Buchmesse-Direktor Volker Neumann präsentieren sich 6375 Aussteller aus 110 Ländern. Dies seien rund vier Prozent weniger als im Jahr zuvor, sagte Neumann am Dienstag. Auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels meldet rückläufige Zahlen für die Branche in diesem Jahr. Die Buchmesse-Veranstalter hoffen jedoch, dass von der diesjährigen Schau ein «Signal zum Aufbruch» ausgeht. Die Veranstaltung dauert bis 14. Oktober und ist der weltgrößte Branchentreff. Zur offiziellen Eröffnung der Buchmesse am Nachmittag wurde neben dem scheidenden Kultur-Staatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) auch der Präsident des Gastlandes Litauen, Valdas Adamkus, erwartet.
Starke Rückgänge sind laut Neumann bei den deutschen Ausstellern zu verzeichnen: Mit 2128 Teilnehmern nehmen in diesem Jahr rund zehn Prozent weniger teil als noch 2001. Die Zahl der ausländischen Aussteller stieg dagegen leicht auf 4247. Von einer Krise wollte der Buchmessedirektor nicht reden: Trotz der Schwierigkeiten fühle sich die Messe «quicklebendig», unterstrich Neumann.
Nach Angaben des Börsenvereins musste der Buchhandel in den ersten acht Monaten dieses Jahres einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 1,2 Prozent hinnehmen. Eine im Juli durchgeführten - noch nicht veröffentlichten - Konjunkturumfrage des Börsenvereins habe ergeben, dass im ersten Halbjahr 2002 mehr als 60 Prozent der Händler einen deutlich verringerten Umsatz gegenüber dem Vorjahr erzielten, sagte Vereinsvorsteher Dieter Schormann. Lediglich 15,9 Prozent der Sortimentsbuchhandlungen konnten demnach ihre Umsätze steigern. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft hoffte Schormann jedoch, dass der Buchhandel zum Ende des Jahres eine «schwarze Null» schreibe.
Trotz niedrigerer Ausstellerzahl kommen bei rund 2000 Veranstaltungen im Rahmen der Buchmesse Comicfans ebenso auf ihre Kosten wie die Freunde elektronischer Medien. Schwerpunktthema ist unter dem Motto «Bridges for a World Divided» die Globalisierung. Als Gastland präsentiert EU-Beitrittskandidat Litauen seine Kultur. Mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche erreicht die Messe am Sonntag ihren Höhepunkt. Geehrt wird der nigerianische Schriftsteller Chinua Achebe.
Neumann kündigte unterdessen die Fortsetzung des Gastländer-Programms der Frankfurter Buchmesse über das Jahr 2003 hinaus an. Die Präsentation eines Landes stelle einen «unverzichtbaren Bestandteil» der Buchmesse Frankfurt dar, unterstrich der Buchmesse-Direktor. Zudem solle der Bereich Kinder- und Jugendliteratur künftig stärker hervorgehoben werden.
Mey Dudin
www.buchmesse.de
Lösung für Koeppen-Haus: Stadt zahlt zusätzlich 10 000 Euro
Greifswald (ddp-nrd). Für die Ausstattung des vorpommerschen Literaturzentrums im Geburtshaus von Wolfgang Koeppen (1906-1996) in Greifswald zeichnet sich eine finanzielle Lösung ab. Die Hansestadt werde zusätzlich 10 000 Euro für den Kauf von Einrichtungsgegenständen für die Ausstellungsräume und das geplante Literaturcafe bereitstellen, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Dienstag. Zugleich appellierte sie an die Universität Greifswald, sich mit einer Kofinanzierung an der Anschaffung des Mobiliars zu beteiligen.
Die ursprünglich für Oktober geplante Eröffnung des für 750 000 Euro sanierten Gebäudes war gescheitert, weil Fördermittel des Landes zwar für die Einrichtung des Koeppenarchivs, nicht aber für die Ausstellung verwendet worden sind. Der Verein Internationales Kulturaustauschzentrum als künftiger Betreiber des Koeppen-Hauses hofft nun, die Einrichtung bis Jahresende in Betrieb nehmen zu können.
Vor zwei Jahren hatten Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der Literaturnobelpreisträger Günter Grass eine Aktion zur Rettung des verfallenen Geburtshauses von Koeppen gestartet und den Aufbau eines vorpommerschen Literaturzentrums angeregt.
Ausstellung über den Puppenspiel-Klassiker «Faust» eröffnet
Augsburg (ddp-bay). Im Museum der Augsburger Puppenkiste ist am Dienstagabend die Ausstellung «Faust im Puppenspiel» eröffnet worden. Seit mehr als 500 Jahren fasziniert dieser Stoff die Deutschen, und großen Anteil daran hatten fahrende Puppenbühnen, wie in der Ausstellung deutlich wird. «Faust» gehörte zu ihrem Standardrepertoire und war vor allem auf Jahrmärkten zu sehen. Dass nicht nur Johann Wolfgang von Goethe vom Teufelspakt des sagenhaften Alchimisten und Sterndeuters beeindruckt war, wurde bei der Vernissage auch durch Zitate aus musikalischen Faust-Interpretationen von Franz Liszt, Maurice Ravel und Robert Schumann belegt.
Der Gründer der Augsburger Puppenkiste, Walter Oehmichen, brachte den «Faust» erstmals 1948 auf die Bühne. Dazu bearbeitete er 28 Vorlagen vom Volksbuch «Historia von D. Johann Fausten» bis zum Drama des Shakespeare-Vorläufers Christopher Marlowe. In der Ausstellung sind neben Augsburger Requisiten auch Figuren, Szenenbilder, Theaterzettel und Plakate zahlreicher Bühnen aus fünf Privatsammlungen ausgestellt. Sie stammen überwiegend aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Faust-Puppenspiel hatte seine ganz eigene Tradition, in der Höllenfürst Pluto eine Rolle spielte und der Kasper oder Larifari das unheimlichen Geschehen auflockerte. Die Sonderausstellung ist bis zum 19. Januar 2003 zu sehen.
(www.diekiste.net)