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9.11.: literatur aktuell +++ literatur

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Breinersdorfer sieht Ost-West-Unterschiede bei Autoren als Chance +++ Literatur im Rathaus - Lesung zum 15. Jahrestag des Mauerfalls +++ Elfriede Jelinek sieht sich als Provinzautorin +++ USA-Korrespondent Osang präsentiert seine besten Kolumnen


Breinersdorfer sieht Ost-West-Unterschiede bei Autoren als Chance
Berlin (ddp). Der Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller, Fred Breinersdorfer, sieht auch 15 Jahre nach dem Mauerfall noch große Unterschiede zwischen Ost- und West-Autoren. Allerdings betrachte er das nicht als Spaltung, sondern als Chance und Gewinn, sagte Breinersdorfer am Montag der Nachrichtenagentur ddp. «Ich empfinde es als Vorteil, dass vorhandene Unterschiede nicht zugekleistert werden, sondern die Autoren sich ihrer unterschiedlichen Herkunft und Erfahrung bewusst sind und dies auch formulieren», betonte er.
Die Prägung der Biografien in den jeweiligen Systemen sei immer noch so stark, dass sie weiterwirke und daraus auch «wechselseitig kritische Positionen» entstünden. Auf der Basis der unterschiedlichen Sichtweisen könne auch ein Teil von dem geleistet werden, was man Vereinigung nenne, ist Breinersdorfer überzeugt. «Erst, wenn ich klar mache, was mich unterscheidet, kann ich auch auf andere offen zugehen», betonte er. In der Thematik der Autoren gebe es nach wie vor grundlegende Unterschiede. «Bewältigungsliteratur» werde aber seltener, sagte Breinersdorfer.
Solche Daten und Gedenktage wie den Mauerfall zu feiern, sei allerdings nicht Aufgabe der Literatur, sagte Breinersdorfer. Wenn es einen emotionalen Bedarf gebe, werde die Literatur - wie auch der Film - mit als erste darauf reagieren. «Das sind beides Seismographen.»

Literatur im Rathaus - Lesung zum 15. Jahrestag des Mauerfalls
Berlin (ddp-bln). Die türkische Autorin Yadé Kara liest heute im Roten Rathaus aus ihrem preisgekrönten Debüt-Roman «Selam Berlin». Die Veranstaltung am 15. Jahrestag des Berliner Mauerfalls beginnt um 19.00 Uhr im Festsaal. Der Eintritt zu der zehnten Lesung der Veranstaltungsreihe «Literatur im Rathaus» ist frei.
In ihrem ersten Roman erzählt die in Berlin lebende Autorin die Geschichte des 19-jährigen Hasan, der mit seiner Familie zwischen Bosporus und Spree pendelt. Als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fällt, beschließt er, Istanbul den Rücken zu kehren. Der Roman wurde in diesem Jahr mit dem Deutschen Bücherpreis sowie dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis ausgezeichnet.

Elfriede Jelinek sieht sich als Provinzautorin
Frankfurt/Main (ddp). Die diesjährige Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek will sich von ihrem Heimatland Österreich «nicht als Blume ans Knopfloch stecken» lassen. Jelinek sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montagausgabe), «das werde ich verhindern. Das geht mit mir nicht». Das einzige, was sie sich wünsche, sei, nach einiger Zeit ihr altes Leben wieder aufnehmen zu können. Die ersten zwei, drei Tage nach Bekanntgabe der Nobelpreisentscheidung seien «wirklich ein Horrortrip» gewesen.
Jelinek wird bei der Preisverleihung im Dezember nicht dabei sein. «Ich würde meine persönliche Anwesenheit in Stockholm gar nicht verkraften», begründete sie diesen Entschluss. In gewisser Weise habe die Person den Preis bekommen, die ihn sich am wenigstens gewünscht habe. Sie sei nicht undankbar, fühle sich auch geehrt, aber es sei «alles zu groß, zu viel» für jemanden wie sie.
Die Autorin betonte, sie wundere sich auch über den Preis, weil sie doch eigentlich eine Provinzautorin sei, «die in einer bestimmten Weise mit einer bestimmten Sprache arbeitet, die man schon in Deutschland nicht mehr versteht». Sie stehe in der Traditionslinie der Wiener Gruppe, sagte Jelinek. Das sei eine sehr sprachzentrierte Literatur, die eigentlich weniger mit Inhalten arbeite als mit der Lautlichkeit, mit dem Klang von Sprache. Und das lasse sich nicht übersetzen.

USA-Korrespondent Osang präsentiert seine besten Kolumnen
Berlin (ddp-bln). Der preisgekrönte USA-Korrespondent des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel», Alexander Osang, stellt am 21. November im Deutschen Theater Kolumnen der vergangenen Jahre vor. Osang denke Dinge zusammen, die so niemand in Verbindung brächte, sagte ein Sprecher des Theaters. Er besitze einen Blick für Skurrilitäten des Alltags, die ihre Schlaglichter auch auf größere Zusammenhänge werfen.
Die Matinee, bei der Osang aus seinem neuen Buch «Berlin-New York. Kolumnen aus der schönen neuen Welt» liest, beginnt um 11.00 Uhr. Der Eintritt kostet 8 Euro.
Der 1962 geborene Osang studierte Journalistik in Leipzig und arbeitete nach der Wende als Chefreporter für die «Berliner Zeitung». Für seine Reportagen erhielt er 1993, 1995 und 2001 den Egon-Erwin-Kisch-Preis sowie 1995 den Theodor-Wolff-Preis. Bekannt wurde er auch durch den Nachwende-Roman «Die Nachrichten». Seit vier Jahren ist er Reporter für den «Spiegel» in New York.
http://www.deutschestheater.de