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Berlin: Deutsches Theater hat Krise überwunden +++ Halle: Thalia-Theater führt Stück über Descartes auf +++ Weimar: Shakespeares «Was ihr wollt» im DNT
Berlin: Deutsches Theater hat Krise überwunden
Berlin (ddp-bln). Das Deutsche Theater (DT) in Berlin zeigt zum ersten Mal seit 1911 in der kommenden Spielzeit wieder den gesamten Goetheschen Faust. Nach der bei Publikum und Kritikern gleichermaßen erfolgreichen Inszenierung des ersten Teils am DT durch Michael Thalheimer in dieser Spielzeit werde der Erfolgsregisseur auch den «Faust II» in Szene setzen, sagte Intendant Bernd Wilms am Mittwoch in Berlin. Premiere ist am 7. Oktober. Mit Beginn der neuen Spielzeit 2005/2006 ist Thalheimer Leitender Regisseur an dem Berliner Traditionshaus. Begleitet werden die Aufführungen von einer «Faust»-Konferenz, die an zwei Wochenenden zu Vorträgen und Diskussionen einladen wird.
Neben dem Faust bestimmen weitere Klassiker der Theaterliteratur den DT-Spielplan. So inszeniert die junge Regisseurin Tina Lanik William Shakespeares «Kaufmann von Venedig», Stefan Bachmann wird Heinrich von Kleists «Amphitryon» auf die Bühne bringen, und Barbara Frey wird ihre Interpretation von Anton Tschechows «Kirschgarten» mit Dagmar Manzel und Ulrich Matthes in den Hauptrollen vorstellen. Doch auch zwei Uraufführungen gibt es: Jürgen Gosch wird Roland Schimmelpfennigs «Auf der Greifswalder Straße» inszenieren, und Jan Bosse zeichnet für das neue Stück von Jon Fosse, «Heiß», verantwortlich.
Im Oktober feiert das Haus ein besonderes Jubiläum: Vor 100 Jahren kaufte die Theaterlegende Max Reinhardt das Deutsche Theater und führte das Haus bis zu seiner Flucht aus Nazi-Deutschland im Jahr 1933. «In der neuen Spielzeit werden wir auch Stücke zeigen, die bereits zu Reinhardts Zeit auf dem Spielplan standen. Dazu gehören auch der \'Faust\' und «Der Kaufmann von Venedig»», sagte Wilms. Eine große Ausstellung im Deutschen Theater werde zudem an den legendären Theatermann erinnern.
Das Theater in der Mitte Berlins konnte beim Publikum, nach vielen negativen Schlagzeilen um die Findung eines Intendanten, beim Publikum in der laufenden Spielzeit punkten. Der Ost-Berliner Schriftsteller Christoph Hein hatte überraschend auf die Intendanz verzichtet. Hein sollte das Theater im Herbst 2006 übernehmen, nachdem der Vertrag von Amtsinhaber Bernd Wilms durch Kultursenator Thomas Flierl (PDS) zunächst nicht verlängert werden sollte. Inzwischen ist Wilms für zwei weitere Jahre verpflichtet.
«Seit September haben wir eine Auslastung von 88 Prozent im großen Haus», sagte Wilms. Die «Renner der Saison» seien «Faust I» und «Wer hat Angst vor Virginia Woolf?» in der Inszenierung von Jürgen Gosch mit Ulrich Matthes und Corinna Harfouch in den Hauptrollen. Im vergangenen Jahr kamen 165 000 Zuschauer in die Kammerspiele, das sind den Angaben zufolge 6000 mehr als in der vorangegangenen Spielzeit.
Die Regisseure Gosch, zum Regisseur des Jahres 2004 gewählt, und Dimiter Gotscheff werden ab 2006/2007 je zwei Arbeiten pro Spielzeit bei Wilms abliefern, Barbara Frey wird drei Inszenierungen vorstellen. Thalheimer wird in den kommenden zwei Jahren fünfmal für die Regie verantwortlich zeichnen.
Angelika Rausch
Halle: Thalia-Theater führt Stück über Descartes auf
Halle (ddp-lsa). «Vom Schnee oder Descartes in Deutschland» heißt die jüngste Inszenierung des Thalia-Theaters Halle. Das Stück für Erwachsene hat heute Premiere. Es wird allerdings nicht in der normalen Spielstätte der Bühne, sondern im Hörsaal am Institut für Anatomie und Zellbiologie der Martin-Luther-Universität aufgeführt, wie das Theater mitteilte.
Descartes war Philosoph, Mathematiker und Naturforscher. Er war Soldat und unternahm später große Reisen durch Europa. Mit ihm begann die neuzeitliche Philosophie, er begründete die analytische Geometrie und ging in die Geschichte der Physik ein.
Weimar: Shakespeares «Was ihr wollt» im DNT
Weimar (ddp-lth). Shakespeares Komödie «Was ihr wollt» kommt auf die Bühne des Deutschen Nationaltheaters (DNT) Weimar. Das Verwechslungsspiel um Liebe, Intrigen, Macht und Einsamkeit feiert in der Übersetzung von Thomas Brasch am Samstag Premiere. Neben dem «Sommernachtstraum» gehöre es zu den meistgespielten und brillantesten Komödien Shakespeares, teilte das Theater mit. Er habe in dem Werk meisterhaft zentrale Motive seiner frühen Komödien wie Verwechslungen, Dreieckskonstellationen, Täuschungen, Intrigen und komische Nebenfiguren zu einem heiter-melancholischen Verwirrspiel über Schein und Sein zusammengeführt.
Die Weimarer Inszenierung verantwortet die junge Regisseurin Anna Sophie Mahler, die sich dort bereits mit der Operette «Die Fledermaus» von Johann Strauß vorstellte. Sie entwickele in ihrer Version das Szenario einer eigenartigen Mischung aus Hotel, Asyl und offener Anstalt an dem fiktiven Ort Illyrien. Dort strandet Viola, die durch einen Schiffbruch von ihrem Bruder Sebastian getrennt wurde. Als Mann verkleidet tritt sie in die Dienste des Herzogs Orsino, der sie als Liebesboten zu Lady Olivia schickt, um deren Liebe er seit langem wirbt. Statt den Herzog endlich zu erhören, verliebt sich Olivia jedoch in den vermeintlichen jungen Mann. Diese ist ihrerseits längst verliebt in den Herzog und die Komödie mit all ihren Verwirrungen und Verwechslungen nimmt ihren Lauf.
Die Musik komponierte und spielt auf der Bühne live der in Jena geborene Musiker Oliver Jahn. Unterstützt wird er von dem Schweizer Marco Morelli, der in der Inszenierung die Rolle des Narren spielt. Das Bühnenbild entwickelte Gisela Goerttler unter Mitarbeit von Heidi Fischer. Die Kostüme entwarf Ursula Leuenberger.
http://www.nationaltheater-weimar.de