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«Nichts Vergleichbares im Land» - Arp Museum in Remagen-Rolandseck im Beisein von Merkel und Beck eröffnet - Vorwürfe gegen Regierung
Remagen-Rolandseck (ddp). Nach dreijähriger Bauzeit ist am Freitag im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) das Arp Museum in Remagen-Rolandseck eröffnet worden. Der Standort des Museums am Rhein, der als Fluss immer wieder Künstler inspiriert habe, sei etwas ganz Besonderes, betonte die Kanzlerin. Beim Arp Museum handele es sich um das letzte große Projekt im Rahmen des Bonn-Berlin-Ausgleichs. Die Eröffnung wurde von Vorwürfen überschattet, wonach Kritiker des Projekts mit Klagedrohungen, die zum Teil aus Steuermitteln finanziert wurden, mundtot gemacht worden sein sollen.Ministerpräsident Beck sagte, es gebe «nichts Vergleichbares im Land». Das Arp Museum sei ein herausragendes Kulturprojekt. Der Weg bis zur Eröffnung sei manchmal «mehr als schwierig gewesen». Er sei sich aber sicher, dass eine große Investition in ein architektonisch einmaliges Museumsgebäude «auch in Zeiten knapper Mittel» kein vergeudetes Geld sei. Museen und Kunstausstellungen erleben Beck zufolge seit Jahren anhaltend hohe Besucherzahlen, nach manchen Berechnungen sogar mehr als alle Fußballstadien zusammengenommen. Kulturtourismus sei ein Wachstumsmarkt.
Die Kosten für das Museumsprojekt werden mit 33 Millionen Euro angegeben. 17,7 Millionen Euro davon stammen aus dem so genannten Bonn-Berlin-Ausgleich, der Rest aus Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz. Neben Arbeiten des Dadaisten Hans Arp werden zur Eröffnung auch Werke von sieben weiteren Künstlern im Museum gezeigt.
Heftige Kritik an der Landesregierung und am privaten Arp-Verein begleiteten die Eröffnung. Immer wieder hatte es in der Vergangenheit Diskussionen über die Echtheit der gezeigten Werke von Arp gegeben. Bereits Ende der 90er Jahre soll eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet worden sein, um eine missliebige Berichterstattung in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» («FAZ») über den künstlerischen Wert der Sammlung zu stoppen. Der Karlsruher Kunsthistoriker Gert Reising hatte in der «FAZ» den Großteil der Kunstwerke als minderwertig bezeichnet. Jüngsten Vorwürfen zufolge sollen die 150 000 Euro Anwaltskosten dafür zumindest teilweise vom Land übernommen worden sein.
Ein Regierungssprecher bestätigte bereits, dass das Land dem Verein 150 000 Euro zur «Klärung von Rechtsstandpunkten» gegeben habe. Das Mainzer Kulturministerium kündigte eine interne Prüfung von Zahlungen an den Trägerverein an. Die Ergebnisse dieser Überprüfung will Kultur-Staatssekretär Joachim Hofmann-Göttig (SPD), der zugleich Vorstandsvorsitzender der Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck ist, Anfang nächster Woche bekannt geben.
Stefan Schmitt
Vom Bahnhof zum Museum - Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck
1858: Fertigstellung des Bahnhofsgebäudes und der Eisenbahnstrecke von Rolandseck nach Koblenz. Persönlichkeiten wie König Victoria von England, Kaiser Wilhelm II, Friedrich Nietzsche, Johannes Brahms und Franz Liszt sind in den folgenden Jahrzehnten zu Gast im Bahnhof Rolandseck, der wegen seines repräsentativen Aussehens in dieser Zeit beliebter Treffpunkt hoher gesellschaftlicher Kreise war.
1964: Kurz vor dem geplanten Abriss des inzwischen überdimensionierten Gebäudes durch die Deutsche Bundesbahn entdeckt der Kunstmäzen Johannes Wasmuth im Jahr 1964 den Bahnhof Rolandseck. Er erweckte ihn als Kunst- und Künstlerzentrum zu neuem Leben.
1965: Johannes Wasmuth, Stefan Askenase und Yehudi Menuhin gründen die Gesellschaft «arts and music», um zeitgenössischen Malern, Bildhauern, Musikern, Komponisten, Dichtern und Filmemachern im Bahnhof Arbeitsmöglichkeiten und ein vorübergehendes Zuhause zu bieten.
1969: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Helmut Kohl (CDU) übergibt anlässlich eines Künstlerfestes eine Rettungsurkunde an Stefan Askenase, die den Erhalt des Bahnhofs endgültig garantiert.
1973: Das Land Rheinland-Pfalz gründete die «Stiftung Bahnhof Rolandseck».
1977: Der private Verein «Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp» wird gegründet. Zweck des Vereins ist es, «das Werk der Künstler Jean Arp und Sophie Taeuber-Arp zu sammeln, zu mehren, zu pflegen und der Öffentlichkeit weltweit zugänglich zu machen».
1995: Der Bau des Arp Museum auf den Rheinhöhen oberhalb des Bahnhofs Rolandseck wird beschlossen, um ausreichende Ausstellungsmöglichkeiten für die Werke von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp zu schaffen. Der amerikanische Architekt Richard Meier, den Wasmuth schon 1978 kennengelernt hatte, wird mit dem Bau des Museums beauftragt.
1997: Johannes Wasmuth stirbt am 16. September. Kritiker zweifeln die Echtheit eines Teils der vom privaten Arp-Verein an das Land Rheinland-Pfalz verkauften Werke des Künstlers an.
2000: Das Arp Museum nimmt am 1. August seinen Betrieb im Bahnhof Rolandseck auf.
2001: Umfassende Renovierungsarbeiten am Bahnhofsgebäude beginnen.
2004: Im Oktober wird der Bahnhof Rolandseck mit einem großen Fest wiedereröffnet. Zugleich wird der Grundstein für den Neubau des Arp Museum gelegt.
2005: Im Juli wird die «Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck» gegründet. Im Oktober feiert der Neubau des Arp Museum Richtfest.
2007: Am 28. September wird das Arp Museum in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und des Architekten Richard Meier eingeweiht. Die Einweihung war von Vorwürfen überschattet, wonach der private Arp-Verein Ende der 90er Jahre missliebige Presseberichterstattung durch Klagedrohungen unterbunden haben soll. Die Anwaltskosten dafür seien zumindest zum Teil vom Land getragen worden.