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Auf historischem Fundament - Neues Kunstmuseum in Köln

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Köln (ddp). Ein „Museum der Nachdenklichkeit“ soll es werden. Das wünscht sich jedenfalls Direktor Joachim M. Plotzek. Wenn am Freitag das neue Kunstmuseum Kolumba des Erzbistums Köln feierlich eröffnet wird, dann soll auf geschichtsträchtigem Fundament ein intensiver Dialog zwischen Kunst und den Anliegen der Kirche eröffnet werden.

Ab Samstag ist das markante Gebäude in der Kölner Innenstadt dann für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit dem Neubau des Schweizer Architekten Peter Zumthor hat ein über 30 Jahre währendes Provisorium ausgedient. Schon als 1972 das damalige Diözesanmuseum in einem nur 400 Quadratmeter großen Bau am Roncalliplatz eröffnet wurde, war ein Neubau im Gespräch. Die Planungs- und Baukosten in Höhe von kalkulierten 39 Millionen Euro wurden im Wesentlichen aus Baurückstellungen finanziert, die seit den 70er Jahren vorgenommen wurden.

Kölns Erzbischof Joachim Meisner, der unlängst mit seiner Kritik am neuen Fenster von Gerhard Richter im Kölner Dom für Schlagzeilen gesorgt hatte, erwartet viel von dem Neubau. „Wir haben miteinander gestritten und gelitten“, hatte er dem Architekten Zumthor beim Richtfest im vergangenen Jahr gesagt. Das Engagement aller Beteiligten habe sich gelohnt: „Nicht nur die zukünftigen künstlerischen Inhalte dieses besonderen Hauses werden den Besuch lohnen, sondern schon das Erlebnis dieses Baus in seiner Schlichtheit und künstlerischen Gestaltung.“

Der Name Kolumba erinnert an den Vorgängerbau auf dem Gelände, die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche St. Kolumba. Mit bis zu 10 000 Gemeindemitgliedern und von der geografischen Ausdehnung her war St. Kolumba die größte Pfarrgemeinde des mittelalterlichen Köln. Viele der angesehensten und wohlhabendsten Familien wohnten in der Pfarrei.
Die Patronin Kolumba wurde der Legende nach während einer Christenverfolgung im Gefängnis von einer Bärin vor Vergewaltigung geschützt.

Die ursprünglich romanische Kirche St.Kolumba wurde 1945 schwer von Bomben getroffen und bis auf die Umfassungsmauern zerstört. In der Ruine überstand lediglich eine Kalkstein-Madonna die Angriffe unbeschadet. Der Kirchenbauer Gottfried Böhm errichtete 1950 eine Sakramentskapelle für die „Madonna in den Trümmern“, die rasch zu einer Art Schutzheiligen der frommen Kölner wurde. Direkt neben der Kapelle liegt ein ausgedehntes Ausgrabungsgelände, auf dem archäologische Spuren von 2000 Jahren Baugeschichte zu finden sind.

Diese Bestandteile in den Museumsneubau einzubeziehen, war die zentrale Aufgabenstellung des Architekturwettbewerbs für das neue Kunstmuseum. Hier konnte sich im Juni 1997 Peter Zumthor unter 167 Mitbewerbern durchsetzen.

Nun ist der größte Raum des Gebäudes als „Erinnerungslandschaft“ der 2000-jährigen Geschichte der Stadt gewidmet. Er birgt eine bedeutende archäologische Ausgrabung, die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kolumba-Kirche und die Kapelle „Madonna in den Trümmern“.

Die sechzehn anderen Ausstellungsräume besitzen im Hinblick auf einfallendes Tageslicht, Größe und Proportionen unterschiedlichste Eigenschaften. Gemeinsam sind ihnen die verbauten Materialien wie Backstein, Mörtel, Putz und Terrazzo, vor denen die Kunstwerke - Glanzstücke aus der umfangreichen Kunstsammlung des Erzbistums - hervortreten. Insgesamt soll das Kolumba als „Dreiklang von Ort, Sammlung und Architektur“ wirken, wie es in der Selbstdarstellung des Museums heißt.
Das Museum wird täglich außer dienstags von 12.00 bis 17.00 Uhr geöffnet sein. Anlässlich der Einweihung gelten am kommenden Wochenende verlängerte Öffnungszeiten von 12.00 bis 19.00 Uhr.

--Von Markus Peters
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