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Aufbau-Verlag geht in die Insolvenz

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Berlin (ddp). Die Geschäftsführung des traditionsreichen Berliner Aufbau-Verlags hat am Freitag einen Insolvenzantrag gestellt. Der Verlag reagiere damit auf Äußerungen seines bisherigen Verlegers Bernd F. Lunkewitz, der das Haus als insolvent bezeichnet habe, erklärten die beiden Geschäftsführer Tom Erben und René Strien.

Lunkewitz habe damit unter anderem deutlich gemacht, zu finanziellen Zusagen für den Verlag "nicht stehen zu wollen". Das Bestreben der Geschäftsführung sei, den "operativ erfolgreichen Verlag zu erhalten".

Ziel ist laut Erben und Strien, "aus dieser vom Verleger durchaus abwendbaren Insolvenz möglichst unbeschadet hervorzugehen". Über die Fortführung des Verlagsgeschäfts müsse nun der Insolvenzverwalter entscheiden. Die Aubau-Verlagsgruppe sei nach Auffassung der Geschäftsführung "keineswegs eine leere Hülle, sondern besitzt sämtliche hochkarätigen Rechte", die sie im Laufe ihrer 17-jährigen Tätigkeit erworben habe.

Hintergrund des Konflikts ist ein seit Jahren andauernder Rechtsstreit über den Verkauf des einst bedeutendsten Verlages der DDR nach der Wende. Die Treuhandanstalt hatte das Haus 1991 an eine Investorengruppe um Lunkewitz veräußert, obwohl sie nicht im Besitz der Eigentumsrechte war, wie zuletzt ein Beschluss des Bundesgerichtshofes (BGH) Anfang März bestätigte. Strittig sind wegen dieser unklaren Besitzverhältnisse nach Medienberichten auch rund 1300 Lizenzen des Verlages, die seit 1990 geschlossen oder verkauft wurden.

Der Aufbau-Verlag wurde 1945 in Berlin gegründet und brachte in seiner über 60-jährigen Geschichte unter anderem Werke von Bertolt Brecht, Thomas Mann, Anna Seghers, Christa Wolf und Christoph Hein heraus.