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Der österreichische Dirigent und Musikforscher Harnoncourt ist der diesjährige Preisträger des Ernst von Siemens Musikpreises. Der mit 150.000 Euro dotierte Preis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Musik. Der Barockspezialist gilt als Vorkämpfer der historischen Aufführungspraxis.
orf - Die Ernst von Siemens Musikstiftung teilte zur Begründung der Preisvergabe mit, mit Nikolaus Harnoncourt werde ein Künstler geehrt, dessen Name eng mit der Entwicklung der sogenannten historischen Aufführungspraxis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbunden ist. Harnoncourt habe ein Interpretationsmodell entwickelt, das auf kritischem Quellenstudium, genauer Kenntnis der alten Spielpraktiken und der Verwendung historischer Instrumente beruht. Damit habe er erfrischend neue Perspektiven auf die Tradition eröffnet und einer ganzen Generation von Musikliebhabern ermöglicht, die großen Werke der Vergangenheit neu zu hören.Musikwissenschaftler Christoph Wolff lobte den 1929 in Berlin geborenen Harnoncourt in seiner Laudatio als einen Künstler, dem es mit unermüdlichem Eifer gelungen sei, für die Musik vergangener Epochen ein neues Verständnis zu wecken. Harnoncourt beklagte unterdessen die mangelnde musische Erziehung in den Schulen. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Die menschliche Intelligenz kommt durch den Musenkuss. Ich meine, dass ein Mensch überhaupt nur ein runder Mensch ist, wenn das Künstlerische eine Rolle spielt".
Der Preis wird zusammen mit Förderpreisen in Höhe von 1,15 Millionen Euro vergeben. Die drei Komponisten-Preise gehen an den Franzosen Mark André und an die beiden in Berlin lebenden Deutschen Charlotte Seither und Jan Müller-Wieland. Seit 1974 ehrt die Stiftung mit ihrem Musikpreis einen Komponisten, Interpreten oder Musikwissenschaftler, der für das internationale Musikleben Hervorragendes geleistet hat.