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Bregenzer Festspiele 2008: «Macht und Musik»

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München (ddp-bay). Die Bregenzer Festspiele spüren in der kommenden Saison dem Verhältnis von «Macht und Musik» nach. Musik sei zwar abstrakt, sobald sie aber mit Worten und Theater in Kontakt komme, sei Politik «beinahe unvermeidlich», sagte David Pountney, Intendant der Festspiele, bei der Vorstellung des Programms in Bregenz.

Die Kunst könne ihren «politischen Implikationen nicht entkommen». Auch die Entscheidung, unpolitisch zu sein, sei in sich schon eine politische Aussage.

Das Programm der nächsten Festspiele (23. Juli bis 23. August 2008) spiegelt das Motto in unterschiedlichen Facetten. Giacomo Puccinis Opernthriller «Tosca» um Liebe, Macht und Eifersucht geht 2008 in sein zweites und letztes Jahr. Die erfolgreiche Inszenierung von Philipp Himmelmanns und Set-Designer Johannes Leiacker auf der weltgrößten Seebühne im Bodensee wird von einem riesigen Auge dominiert, das den Überwachungsstaat des brutalen Polizeichefs Scarpia symbolisieren soll. Premiere des Spiels auf dem See ist am 23. Juli. Am 15. August wird die Seebühne zum Freilichtkino. Zum originalen, live gespielten Sountrack zeigen die Festspiele Sergeij Eisensteins Monumentalfilm «Alexander Newski».

Ein weiterer Schwerpunkt der Bregenzer Festspiele ist das Werk des österreichisch-amerikanischen Komponisten Ernst Krenek (1900-1991), der 1938 vor den Nazis von Wien ins Exil floh. Im Festspielhaus wird Kreneks selten gespielte Oper «Karl V». zu sehen sein, die das Leben des mächtigen Habsburger-Kaisers in Form einer Lebensbeichte nachzeichnet. Die Operette am Kornmarkt präsentiert Kreneks «Satire mit Musik» mit dem Titel «Kehraus um St. Stephan«. Darin beschreibt der Komponist mit viel schwarzem Humor die ambivalente Stimmung der Wiener Zwischenkriegszeit nach dem Untergang der Donaumonarchie.

Die Orchesterkonzerte präsentieren neben Musik von Krenek verschiedene Werke mit politischem Hintergrund, etwa ein Stück aus John Adams Oper »Nixon in China« sowie die Tondichtung »Die Planeten« von Gustav Holsts, dessen Melodie für den Jupiter später mit einem patriotischen englischen Text versehen wurde. Am Pult der Wiener Symphoniker stehen der Italiener Carlo Rizzi, der Engländer Chris Moulds und die junge Chinesin Xian Zhang.

Im Schauspielprogramm der Festspiele gastiert das Wiener Theater in der Josefstadt mit einer Dramatisierung von Thomas Manns Familienroman »Due Buddenbrooks«. Das Hamburger Thalia-Theater zeigt das neueste Werk des jungen deutschen Dramatikers René Pollesch mit dem Titel »Die Welt zu Gast bei reichen Eltern«. Mehrere Uraufführungen sind in der Avantgarde-Reihe »Kunst aus der Zeit« (KAZ) zu sehen. Sie reichen von der Tanzproduktion »Tosca Remix« bis zu der Opern-Comedy »Eine Marathon-Familie« der serbischen Komponistin Isidora Zebeljan.

Die Bregenzer Festspiele 2008 präsentieren insgesamt 60 Veranstaltungen aus Oper, Theater und Konzert. In der vergangenen Saison hatten fast 200 000 Besucher, davon zwei Drittel aus Deutschland, das Festival besucht. Davon sahen allein 164 000 die spektakuläre »Tosca»-Inszenierung auf der Seebühne. Die Gesamtauslastung des Festivals lag bei 93 Prozent.

Georg Etscheit

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