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Berlin (ddp). Dani Levys Hitler-Komödie «Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler» sorgt kurz vor ihrem Kinostart am Donnerstag weiter für heftige Diskussionen. Die Publizistin Lea Rosh übte am Wochenende scharfe Kritik an dem Werk.
«Ich sehe keine Möglichkeiten, Hitler lächerlich zu machen - es sei denn, man ist ein Genie wie Charlie Chaplin», sagte die Initiatorin des 2005 eingeweihten Holocaust-Mahnmals in Berlin. Regisseur Christoph Schlingensief nannte die Debatte, ob man über Hitler lachen darf, eine «künstliche Diskussion».
Hitler-Darsteller Helge Schneider betonte: «Wir Deutschen oder diejenigen, die einen deutschen Ausweis haben, in Deutschland geboren wurden und deutsche Eltern haben, sind aufgewachsen mit der einen Hand in der Tasche, und in der Hand ist diese Schuld.» In anderen Ländern sei das nicht so. Deshalb könnten die von vornherein über so einen Film ganz anders sprechen. «Natürlich darf man darüber lachen. Ich als Kosmopolit lache auch darüber», sagte er.
Regisseur Levy betonte, es sei ihm wichtig gewesen, «etwas Substanzielles zu erzählen und hier in Deutschland noch einmal so eine Bombe zu zünden, die eine andere Diskussion freilegt über das, was man darf und was man nicht darf». Ganz in Ruhe lassen könne einen so ein Film nicht. «Das darf er auch nicht», betonte er.
Rosh kritisierte, der Film verniedliche das Grauen. «Unter den Ausschnitten, die ich gesehen habe, war eine Szene, in der Hitler in einer Badewanne sitzt und mit einem Kriegsschiff spielt.» In Wahrheit sei es jedoch ganz anders, nämlich tödlich gewesen. Hitler sei kein gemütlicher Kerl mit dicken Backen gewesen. Der Film komme dieser Figur nicht nah. Nach ihrer Ansicht könne man mit dem Thema frühestens in 200 Jahren angemessen umgehen. Aber auch dann sei ein humoristischer Ansatz falsch.
Schauspieler Ulrich Mühe, der die Rolle des jüdischen Professors Adolf Grünbaum spielt, betonte, der Film sei ein Angebot, sich auf eine neue Art und Weise mit dem Thema auseinanderzusetzen. Der Film werde «sicher nicht für 80 Millionen das Aha-Erlebnis» sein. Aber es werde viele Menschen geben, die über das Lachen einen Weg fänden, sich damit wieder zu beschäftigen.
Schneider betonte zugleich: «Wenn ich den Menschen Hitler spiele, dann habe ich den so dargestellt, wie ich das in dem Moment will. Auch wenn ich einen anderen Text vorgeschrieben bekomme und wenn der Film ganz anders geschnitten ist, als ich das gemacht hätte.» Er fügte hinzu, es sei ein Hobby, eine Figur zu spielen. Er habe das ja auch gut gemacht. «Was die jetzt daraus gemacht haben, kann ich letztendlich nicht beeinflussen, weder mit Musik, die auch jemand anderes gemacht hat, noch mit Schnitt oder in der Auswahl der Schauspieler.» Schneider hatte jüngst mit Kritik an dem fertigen Werk für Diskussionen gesorgt.
Nathalie Waehlisch