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Meiniger Theater zeigt weithin unbekannte Barockoper
Meiningen (ddp-nrd). Ein Schatz schlummert in den Archiven des Meininger Museums. Das Haus beherbergt nach eigenen Angaben die weltweit größte Sammlung barocker Vokalmusik Wiener Provenienz. Dort hat der Meininger Operndirektor Klaus Rak Ende 2006 eine spielfähige Partitur für eine Inszenierung gesucht und gefunden:
Rak verspricht eine musikalisch reizvolle Aufführung in drei Akten im Theatermuseum in der Reithalle, wo sonst historische Theaterprospekte präsentiert werden. Die Varus-Schlacht, auch bekannt als Schlacht im Teutoburger Wald, bildet die Folie für eine Liebes- und Intrigengeschichte, die sich nicht an historisch verbürgte Tatsachen hält. Die Ausstattung und die Produktion insgesamt seien wesentlich aufwendiger und teurer als sonst, sagt der Regisseur. Für die Kleider der Sängerinnen etwa werde Armaniseide verwendet.
Die historische Notensammlung des Museums wurde einst von Herzog Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen (1687-1763) begründet, der mehrfach am Kaiserlichen Hof in Wien weilte. Dort wurde 1732 Rinaldis «Arminio» uraufgeführt. Der musikliebende Herzog erwarb die Noten, von denen heute lediglich eine Partitur erhalten ist.
Das Museum hat weitere Raritäten zu bieten. Unter den insgesamt 250 Werken befinden sich rund 90 Unikate, darunter Opern, Oratorien, Kantaten und Serenaden von Komponisten wie Conti, Händel, Hasse und Scarlatti.
Aus der Sammlung hat Rak Rinaldis «Arminio» ausgewählt, weil Libretto, Notenmaterial und Besetzung dafür sprachen. Das Textbuch ist in venezianischer Sprache verfasst und wurde mit Hilfe von Sprachwissenschaftlern aus München in ein modernes Italienisch übertragen. Als schwieriger erwies sich, aus dem historischen Notenmaterial eine spielfähige Orchesterfassung herzustellen. Generalmusikdirektor Hans Urbanek gab zunächst die Instrumentierung vor, am Computer entstand dann die Orchesterfassung für 17 Musiker, die auf modernen Instrumenten spielen werden.
Nach der Deutschen Erstaufführung am 4. April wird die Barockoper noch am 5. und 6. April auf dem Spielplan stehen und in der Saison 2008/09 in den neuen Kammerspielen wieder aufgenommen. Durch das im Jahr 2009 anstehende Jubiläum «2000 Jahre Varus-Schlacht» hofft Operndirektor Rak auf mögliche Gastspiele des Meininger Theaters in der historischen Region, etwa in Detmold oder Osnabrück, und auf Anfragen anderer Theater nach dem spielfähigen Aufführungsmaterial für Rinaldis «Arminio».
Michael Frank