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Die 55. Berlinale ist zu Ende

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Goldener Bär für Afrika - Überraschende Ehrung für südafrikanischen Film «U-Carmen» - «Sophie Scholl» erhält zwei Silberne Bären - Die Preisträger

Berlin (ddp-bln). Der Goldene Bär der Internationalen Filmfestspiele Berlin geht erstmals nach Afrika. Bei der 55. Berlinale wurde der südafrikanische Streifen «U-Carmen eKhayelitsha» am Samstag überraschend als bester Film ausgezeichnet. In seinem komplett in der Landessprache Xhosa inszenierten Spielfilmdebüt verlegte Regisseur Mark Dornford-May die Oper «Carmen» von George Bizet in ein südafrikanisches Township und bettete die Geschichte um Liebe und Eifersucht in das dortige soziale und kulturelle Umfeld ein. Auch ein deutscher Film konnte nach dem Goldenen Bären für Fatih Akins «Gegen die Wand» im vergangenen Jahr wieder Erfolge feiern.

«Sophie Scholl - Die letzten Tage» bekam gleich zwei Silberne Bären. Julia Jentsch in der Titelrolle überzeugte die Jury durch ihre eindringliche Darstellung der jungen Widerstandskämpferin gegen das Nazi-Regime. Marc Rothemund erhielt den Regie-Preis für seinen Film über die letzten Tage im Leben von Sophie Scholl, die der Widerstandsgruppe «Weiße Rose» angehörte und im Februar 1943 hingerichtet wurde.

Jentsch nahm den Silbernen Bären als beste Darstellerin bereits am Nachmittag bei der Preisträger-Pressekonferenz sichtlich bewegt entgegen. Während der Gala am Abend musste sie an den Münchner Kammerspielen auf der Bühne stehen.

22 Filme waren im Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären angetreten, darunter 3 deutsche. Vier Streifen liefen außer Konkurrenz. Insgesamt wurden in allen Sektionen in rund 1100 Vorführungen mehr als 340 Filme aus 52 Ländern gezeigt. Einer der Schwerpunkte war Afrika.

«U-Carmen»- Hauptdarstellerin und Opernsängerin Pauline Malefane betonte, in Südafrika würden eine Menge guter Filme gemacht. Der Preis werde dazu beitragen, dass die Leute selbstbewusster werden.

Den Silbernen Bären für den besten Darsteller erhielt der 19-jährige US-Schauspieler Lou Taylor Pucci für seine Rolle als Daumen lutschender Teenager in Mike Mills\' «Thumbsucker». Pucci bezeichnete es bei der Bären-Verleihung als fantastisch, «von Europa anerkannt zu werden». Der chinesische Regisseur Gu Changwei bekam den Großen Preis der Jury - Silberner Bär für «Der Pfau» («Kong Que») und widmete ihn den Menschen ihn seinem Heimatland.

Der Silberne Bär für eine herausragende künstlerische Leistung ging an Regisseur Tsai Ming Liang aus Taiwan für das Drehbuch zu «The Wayward Cloud» («Tian bian yi duo yun»), der eine Mischung aus Musical- und Sexszenen zeigt. Der Film wurde zugleich mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet, der in Erinnerung an den Gründer der Berlinale einen Beitrag ehrt, der «neue Perspektiven eröffnet».

Der Silberne Bär für die beste Filmmusik ging an Alexandre Desplat für die Musik zu dem französischen Film «Der Schlag, der mein Herz verspielte» («De battre mon coeur s\'est arreté»). Den AGICOA-Preis Der Blaue Engel für den besten europäischen Film erhielt der Film «Paradise Now» des palästinensischen Regisseurs Hany Abu-Assad über zwei Selbstmordattentäter.

Der Sonntag gehörte ganz den Kinofans. Am «Kinotag», dem letzten Tag der Berlinale, konnten die Zuschauer ausgewählte Filme aus allen Festivalsektionen zu reduzierten Ticketpreisen sehen. Mehr als 400 000 Mal wurde nach Berlinale-Angaben in den zehn Festivaltagen ins Kino gegangen, allein 180 000 Tickets gingen dabei ans Laien-Publikum.

Nathalie Waehlisch und Christina Denz


Die Preisträger der 55. Berlinale
Eine Auswahl der wichtigsten Preise der 55. Internationalen Filmfestspiele Berlin:

- Goldener Bär an «U-Carmen eKhayelitsha» von Mark Dornford-May

- Großer Preis der Jury - Silberner Bär an «Der Pfau» («Kong Que») von Gu Changwei

- Silberner Bär für die beste Regie an Marc Rothemund für «Sophie Scholl - Die letzten Tage»

- Silberner Bär für die beste Darstellerin an Julia Jentsch für «Sophie Scholl - Die letzten Tage»

- Silberner Bär für den besten Darsteller an Lou Taylor Pucci für «Thumbsucker»

- Silberner Bär für eine herausragende künstlerische Leistung an Tsai Ming Liang für «The Wayward Cloud» («Tian bian yi duo yun»)

- Silberner Bär für die beste Filmmusik an Alexandre Desplat für «Der Schlag, der mein Herz verspielte» («De battre mon coeur s\'est arreté»)

- AGICOA-Preis «Der Blaue Engel» für den besten europäischen Film an «Paradise Now» von Hany Abu-Assad

- Alfred-Bauer-Preis an «The Wayward Cloud» («Tian bian yi duo yun») von Tsai Ming Liang

- Goldener Bär für den besten Kurzfilm an «Milk» von Peter Mackie Burns

- Preis der Jury - Silberner Bär für den besten Kurzfilm an «Die Einmischung» («The Intervention») von Jay Duplass und an «Hi Maya» («Hoy Maya») von Claudia Lorenz

- Panorama-Kurzfilmpreis an «Green Bush» von Warwick Thornton

- Spezialpreis der Internationalen Kurzfilm-Jury an «Tama Tu» von Taika Waititi

- Hauptpreis der Ökumenischen Jury für einen Wettbewerbsfilm an «Sophie Scholl - Die letzten Tage» von Marc Rothemund

- Hauptpreis der Ökumenischen Jury für einen Panorama-Film an «Geh und Leben» («Va, vis et deviens») von Radu Mihaileanu

- Preis des Internationalen Verbandes der Filmkritik FIPRESCI für einen Film aus dem Wettbewerb an «The Wayward Cloud» («Tian bian yi duo yun») von Tsai Ming Liang

- LVT-Manfred-Salzgeber-Filmpreis an «Die Spielverderber» («Les mauvais joueurs») von Frédéric Balekdjian

- Panorama Publikumspreis an «Geh und Leben» («Va, vis et deviens») von Radu Mihaileanu

- Gläserner Bär der Kinderjury für den besten Spielfilm an «Bluebird» von Mijke de Jong

- Gläserner Bär der Kinderjury für den besten Kurzfilm an «The Djarn Djarns» von Wayne Blair

- Gäserner Bär der Jugendjury für den besten Spielfilm an «Innocent Voices» («Voces inocentes») von Luis Mandoki

- Großer Preis des Deutschen Kinderhilfswerks an «Der Italiener» («Italianetz») von Andrei Kravchuk

- Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater an «Asylum» von David MacKenzie

- Friedensfilmpreis an «Auch Schildkröten können fliegen» («Lakposhtha ham parvaz mikonand») von Bahman Ghobadi

- Amnesty International Filmpreis an «Paradise Now» von Hany Abu-Assad

- Teddy für den besten Spielfilm an «Ein Jahr ohne Liebe» («Un ano sin amor») von Anahi Berneri

- Teddy für den besten Dokumentarfilm an «Katzenball» von Veronika Minder

- Wolfgang-Staudte-Preis an «Before the Flood» («Yan Mo») von Yan Yu und Li Yifan

- Caligari-Filmpreis an «Oxhide» («Niu pi») von Liu Jiayin

- Preis «Dialogue en perspective» der Perspektive Deutsches Kino an «Netto» von Robert Thalheim

- Leserpreis der «Berliner Morgenpost» an «Paradise Now» von Hany Abu-Assad