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Tendenz zum jungen Publikum - Der Leiter des Dresdner Dixieland-Festival sieht keine Nachwuchsprobleme
Dresden (ddp-lsc). Seit 35 Jahren organisiert Joachim Schlese das Internationale Dixieland-Festival in Dresden. Jährlich kommen rund eine halbe Millionen Jazz-Fans zu den Konzerten. Die Anziehungskraft des Festivals ist ungebrochen. Mit dem 65-jährigen Festivalleiter sprach ddp-Korrespondentin Jule Scherer.ddp: Wie wurden sie vom «Dixie-Fieber» infiziert?
Schlese: Während meines Studiums an der Hochschule für Musik in Dresden war Dixieland für uns etwas Einmaliges und Aufregendes. In der DDR habe ich mich sehr für amerikanische Musik interessiert, an die wir nicht herangeführt wurden. Dann habe ich versucht, an die ersten Schallplatten zu kommen. Schließlich begannen wir 1971, ein Dixieland-Festival zu entwickeln.
ddp: Was macht heute noch den Reiz für sie aus?
Schlese: Die Musik ist bodenständig und von jedem nachzuempfinden und zu spüren.
ddp: Jazz ist nicht gerade Jugendmusik. Haben Sie nicht Angst, dass die Fans aussterben?
Schlese: Im Gegenteil. Die Tendenz geht zu einem jüngeren Publikum. Seit 25 Jahren gibt es die Kinderveranstaltung «Mit Triangel und Klapperholz», mit der wir Tausende Mädchen und Jungen erreichen. Heute kommen Lehrerinnen und Erzieherinnen, die selber als Kind an diesen Veranstaltungen teilgenommen haben. Auf der Jazzmeile swingen die Babys genauso wie die Rentner. Auf dem Dixieland-Festival gibt es überhaupt keine dominierende Altersgruppe. In Dresden ist jeder im Laufe der Jahre mit dem Festival in Berührung gekommen. Und obwohl der Altersdurchschnitt für ein Jazzfestival sehr niedrig ist, bestätigen die Interpreten immer wieder, dass sie hier auf ein sehr fachkundiges Publikum treffen. Das ist einmalig in Europa.
ddp: Welche Veranstaltung ist in diesem Jahr ihr Favorit?
Schlese: Das ist das «Get-Happy-Dixieland»-Konzert am 12. Mai im Kulturpalast. Erstmals spielen die besten Bands Europas gemeinsam in einem Konzert. In der DDR war es verboten, dass Bands aus «der BRD und Westberlin» zusammen mit den einheimischen Gruppen auf der Bühne standen. So konnten wir die Publikumslieblinge nie gemeinsam präsentieren. So spielt etwa Addi Münster aus Hamburg - ein international hochgepriesener Spitzenmusiker des traditionellen Jazz - zusammen mit den Dresdner Bands. Das ist ein Leckerbissen, der seinesgleichen sucht. Das wird es nie wieder geben.
ddp: Gibt es noch Karten für die Konzerte?
Schlese: Bei uns soll keiner vor verschlossener Tür stehen. Wir werden dieses Jahr sehr großzügig sein, auf den Treppen etwa lässt sich immer noch ein Platz finden. Wir wollen bei unserem Jubiläumsfestival niemanden nach Hause schicken.