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Berlin (ddp). Unter der Schirmherrschaft von Regisseur Tom Tykwer («Lola rennt») ist am Donnerstagabend der «Filmclub Berlin-Bagdad» gegründet worden. Mit der Initiative sollen nach den Worten der Organisatoren vor allem Kontakte zur «lebhaften Film- und Cineastenszene des Iraks» geknüpft werden.
Filme, die im Irak nicht erhältlich sind - insbesondere das dort weitgehend unbekannte moderne europäische Kino - sollen auf DVD gesammelt und in Bagdad in einem Archiv allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Eine «Wunschliste» für Filme ist im Internet unter http://www.filmclub-berlin-baghdad.de zu finden.Zu der Auftaktveranstaltung in Berlin mussten die rund 220 Gäste einen Film auf DVD in englischer Sprache oder mit englischen Untertiteln mitbringen, der ihnen «selbst etwas bedeutet und der für eine arabische \'Filmothek Europa\' relevant ist«. Darunter waren Streifen von Wim Wenders, Lars von Trier, Volker Schlöndorff und Tom Tykwer sowie etwa James-Bond- und Charlie-Chaplin-Filme. Anwesend war auch der Bagdader Regisseur Oday Rasheed, der gerade in Berlin den ersten irakischen Kinofilm seit dem Sturz Saddam Husseins («Under Exposure») fertigstellt. Bis vor kurzem sei es schlichtweg unmöglich gewesen, das unabhängige Weltkino im Irak zu präsentieren, denn jeder einzelne Film sei von Saddams Behörden kontrolliert und in der Regel beschlagnahmt worden. »Auch wenn dies nun vorbei sein mag, sind wir doch mit einer anderen Art der Zensur konfrontiert - dem Druck von fanatischen islamischen Gruppierungen», hatte er im Vorfeld betont. Umso wichtiger sei es gerade jetzt, eine solche Initiative für die zahlreichen irakischen Cineasten ins Leben zu rufen.