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Kofi Agawu. Barenboim-Said Akademie

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Edward W. Said Days 2023 – Musik und Postkolonialismus

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Die Barenboim-Said Akademie und der Pierre Boulez Saal eröffnen mit den Edward W. Said Days am 26. und 27. August ihre Saison 2023/24. Kuratiert von Regula Rapp, Rektorin der Barenboim-Said Akademie, und James Helgeson, Professor für Musikwissenschaft und Komposition, findet das zweitägige Symposium anlässlich des 20. Todestags des palästinensischen Literaturwissenschaftlers statt und beleuchtet in Vorträgen, wissenschaftlichen Diskussionsrunden und Konzerten Saids intellektuelles Vermächtnis sowie aktuelle Perspektiven auf Diskurse über Musik und Postkolonialismus. Im Mittelpunkt stehen Keynotes des Philosophen Dag Nikolaus Hasse (Universität Würzburg) und des Musikwissenschaftlers Kofi Agawu (City University of New York). Beide Tage werden jeweils von einem Konzert des West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim abgerundet, der das Orchester 1999 gemeinsam mit Edward W. Said ins Leben gerufen hat. Der Eintritt zu Vorträgen und Diskussionsrunden (in englischer Sprache) ist frei, eine vorherige Anmeldung über die Website des Pierre Boulez Saals aber erforderlich.

„Leitgedanke dieser Edward W. Said Days an der Barenboim-Said Akademie ist, Saids kritisches Werk, insbesondere seine Überlegungen zu Kolonialismus und Postkolonialismus, an einer Reihe kultureller Phänomene zu erproben, die weitgehend jenseits seines Wirkungsbereichs liegen. Die Vorträge und Diskussionen der diesjährigen Edward W. Said Days konzentrieren sich daher auf die Musik außerhalb des ‚Westens‘ und untersuchen, wie der Kolonialismus und die Nachwirkungen der kolonialen Begegnungen den ‚westlichen‘ Blick auf musikalische Praktiken aus anderen Teilen der Welt geprägt haben“, so Regula Rapp und James Helgeson über das Programm des Symposiums.

Dag Nikolaus Hasse befasst sich in seinem Eröffnungsvortrag mit Saids Haltung zur multiethnischen und  religiösen Geschichte Andalusiens und stützt sich dabei auf neuere Forschungen zur Kultur multiethnischer Städte in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten. Programmatischer Ankerpunkt des zweiten Tages ist eine Keynote von Kofi Agawu über die (Un)sichtbarkeit und Kanonisierung afrikanischer Opern sowie Chor-, Kammer- und Orchestermusik.

In seinen Texten über Musik widmete sich Edward W. Said vorwiegend der „westlichen“ Tradition. Im Panel „Music in the Context of Global Colonial Contact” nehmen Makoto Harris Takao (University of Illinois), Clara Wenz (Universität Würzburg) und Brigid Cohen (New York University) Saids theoretische Ansätze zum Anlass, um auf heutige Phänomene kultureller Begegnung und musikalischen Austauschs zu blicken: Von Bezügen der Karriere Yoko Onos zu Saids Gedanken zum Orientalismus bis hin zur arabisch-jüdischen Musikpraxis in Berlin werden zeitgenössische Perspektiven diskutiert.

Das zweite Panel „(Post-)colonialism“ mit Scheherazade Hassan (CNRS Paris), Martin Scherzinger (New York University) und Wouter Capitain (Universität Göttingen) befasst sich u.a. mit Praktiken zur Beschreibung und Aufführung vorkolonialer afrikanischer und arabischer Musik sowie Edward Saids Schriften zur Oper und ihrer Beziehung zu seiner postkolonialen Kritik.

Zwei Konzerte des West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim rahmen das Symposium musikalisch mit den letzten drei Symphonien von Wolfgang Amadeus Mozart ein. Daniel Barenboim gründete 1999 zusammen mit Edward W. Said das West-Eastern Divan Orchestra, um junge arabische und israelische Musiker:innen zusammenzubringen. Aus dieser Idee ist die Barenboim-Said Akademie in Berlin hervorgegangen, an der seit 2015 talentierte junge Musiker:innen vor allem aus den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas studieren. Die Ausbildung an der Akademie verbindet eine Ausbildung in klassischen Orchesterinstrumenten, Klavier und Komposition mit einem intensiven Studium geisteswissenschaftlicher Fächer.

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