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Den Zuschauer berühren - 16 freie Ensembles präsentieren sich ab Sonntag auf dem «Theaterzwang»-Festival in Dortmund
Dortmund (ddp-nrw). Zu einer Spielbühne der freien Theater aus Nordrhein-Westfalen wird ab Sonntag die Revier-Stadt Dortmund. Im Rahmen des Festivals «Theaterzwang» präsentieren 16 Ensembles aus NRW ihre Stücke. Das rund eine Woche dauernde Treffen findet zum zwölfen Mal statt und will die besten Stücke der Freien Szene der vergangenen zwei Jahre präsentieren. Zudem soll die Veranstaltung den Kontakt zwischen den Theaterschaffenden vertiefen.
Festspielleiterin Dyane Neiman nimmt dabei das diesjährige Motto des Festivals «Let me touch You» durchaus wörtlich. «Ich habe bewusst Stücke ausgesucht, die die Leute bewegen», sagt die US-amerikanische Choreographin, die seit 1992 in Deutschland lebt und mit ihrem Stück «Pistole» 1996 selbst einen Preis bei «Theaterzwang» gewann.
Damals hatte sie eine Schießerei in New York zum Anlass für ihr Stück genommen - und auch diesmal zeichneten sich die meisten Aufführungen des Festivals dadurch aus, dass sie «ihre Inspiration aus dem Hier und Jetzt nehmen», betont Neiman. So ist unter anderem «33 Tage» des Münsteraner Ensembles «Freuynde + Gaesdte» zu sehen, in dem die Entführung von Jan Philipp Reemtsma und dessen Zeit in einem Kellerversteck auf die Bühne gebracht wird. Das prinz regent theater aus Bochum zeigt «Der Kick», in dem geschildert wird, wie drei Jugendliche in Brandenburg einen Schulkameraden quasi aus Langeweile ermorden.
Von den 16 im Wettbewerb auftretenden Ensembles kommen allein fünf aus Köln. Je zwei stammen aus Bonn und Münster, die weiteren Gruppen kommen aus Bad Münstereifel, Bochum, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Krefeld und Neuss. Sie konnten sich unter rund 260 Bewerbern für das Treffen qualifizieren.
Bei dem Festival wählt eine Fachjury sechs herausragende Produktionen aus, die einen Preis von jeweils 7500 Euro erhalten. Die ausgezeichneten Arbeiten werden außerdem vom NRW Kultursekretariat unter anderem mit Auftrittsmöglichkeiten unterstützt.
Einen weiteren Schwerpunkt des Festivals setzt Neiman auf Kinder- und Jugendtheater. «Ich sitze oft im Theater und wundere mich, dass ich dort kaum Leute unter 30 Jahren sehe», erklärt sie. So werden im Rahmen des Festivals acht Kindertheaterstücke gezeigt. Eine Kinderjury wird die Stücke unter die Lupe nehmen und eine Auszeichnung in Höhe von 3000 Euro vergeben.
Nicht zuletzt soll der «Theaterzwang» aber auch die Freie Szene in NRW voranbringen. «Mein Ziel ist es, mit dem Festival das Netzwerk der Theaterschaffenden und damit die Szene insgesamt zu stärken», sagt Neiman. Oft fehlte es den freien Theaterschaffenden an Zeit und Erfahrung, sich mit Marketing auseinander zu setzen. «Da wird ein Stück aufwändig produziert und nach fünf Aufführungen wieder eingestellt.» Das Treffen in Dortmund soll den Theatergruppen da die Möglichkeit der besseren Vernetzung und Vermarktung bieten - und ihnen auch die Tür öffnen, jenseits von NRW ihre Stücke zu zeigen.
Insgesamt 19 Aufführungen sind bei dem Festival zu erleben. Rund 5000 Besucher werden erwartet. Die Kartennachfrage sei bislang sehr rege, etliche Stücke seien bereits ausverkauft, freut sich Neiman. Und dass auch die offizielle Politik den Stellenwert des Festivals erkannt hat, macht der Besuch von NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) deutlich. Er wird das Festival am Sonntag gemeinsam mit Neiman und dem Dortmunder Bürgermeister Adolf Miksch (CDU) im Theater im Depot eröffnen.
Michael Bosse
http://www.theaterzwang.de