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Fulminanter Abschluss des 41. Theatertreffens Berlin

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Bunt wie das Leben - Das 41. Theatertreffen Berlin hat mit «Wolf» einen Höhepunkt und Abschluss gefunden

Berlin (ddp-bln). Mit «Wolf», einer «Kreation nach Musik von Wolfgang Amadeus Mozart», hat das 41. Theatertreffen Berlin einen fulminanten Abschluss gefunden. Die internationale Auftragsarbeit der Ruhrtriennale, konzipiert und inszeniert von Alain Platel, begeisterte das Publikum am Montag im Haus der Berliner Festspiele durch eine leicht und wie selbstverständlich daherkommende Perfektion der Darbietung. Nach zweieinhalb Stunden Musik, Tanz, Theater und Akrobatik dankten die Zuschauer für diesen amüsanten wie anregenden Abend mit Standing Ovations.

«Wolf», enstanden in Koproduktion von Les Ballets C. de la B. Gent und der Opera National de Paris und in Kooperation mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, geht respektlos und zeitgemäß mit der Musik Mozarts um. Drei Solistinnen, ein Mezzo und zwei Soprane, begleiten die Szenerie. Dazu tollt ein Rudel Hunde über die Bühne. Die Tänzer von Les Ballets C. de la B. formieren sich in immer wieder neuen Konstellationen, sind vergnügt, verzweifelt, kämpfen, lieben, singen und tanzen. Immer spielen sich mehrere Szenen gleichzeitig ab, und dem Zuschauer eröffnet sich der Blick auf einen Mikrokosmos, der so bunt ist wie das ganz normale Leben.

Bunt und vielseitig hatte sich während des Treffens die gesamte deutschsprachige Theaterlandschaft präsentiert. «Die Unübersichtlichkeit hat uns wieder - das Theatertreffen 2004 spiegelt diesen Zustand», hatte die Jury schon im Vorfeld angekündigt. Rund 24 000 Besucher sahen dann seit 1. Mai unter dem Motto «Letzte Tankstelle vor der Wüste» zehn «bemerkenswerte Inszenierungen» aus dem deutschsprachigen Raum. Iris Laufenberg, künstlerische Leiterin des Theatergipfels, sagte über die Stücke, sie hätten die Zuschauer gefordert und zum Mitdenken gezwungen. Gemeinsam sei ihnen trotz ganz unterschiedlicher Regieansätze gewesen, dass sie «gesellschaftlich am Brennpunkt» sein wollten.

In «Wolf» bringen zwölf Tänzer unterschiedlicher Herkunft ihre ganz speziellen Bewegungsstile ein. Die Choreografie haben sie in gemeinsamen Improvisationen entwickelt. Die Inszenierung führt sie in einem großstädtischen Wohn- und Ladenblock zusammen. Hier leben sie ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Zu Gast beim Theatertreffen waren außerdem ein von Publikum und Kritik geliebter «Onkel Wanja» von Regisseurin Barbara Frey aus dem Bayerische Staatsschauspiel München. Auch das Wiener Burgtheater bekam für «Das Werk» von Elfriede Jelinek in der Regie von Nicolas Stemann viel Applaus. Das Regie-Kollektiv «Rimini-Protokoll» gastierte mit dem Projekt «Deadline». Armin Petras, beim Vorjahrestreffen mit «Zeit zu lieben, Zeit zu sterben» von Fritz Kater erstmals dabei, kam mit «We Are Camera /Jasonmaterial» inszeniert am Thalia in der Gauss Straße, Hamburg, wieder.

Den Höhepunkt im Reigen der allerdings schwer vergleichbaren Inszenierungen hob das Treffen sich jedoch mit «Wolf» bis ganz zum Schluss auf. Platel bekam dafür am letzten Festival-Sonntag auch den mit 10 000 Euro dotierten 3sat-Preis, der beim Theatertreffen für «zukunftsweisende Leistungen des deutschsprachigen Schauspiels» vergeben wird.

Eine TV-Version des Stücks «Wolf» soll im März 2005 bei Arte zu sehen sein. Dann ist es auch nicht mehr lange hin bis zum 42. Theatertreffen Berlin, das voraussichtlich von 5. bis 22. Mai stattfindet und erneut die besten Inszenierungen der Saison in die Hauptstadt bringen will.

Ulrike Geist