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Gestohlene "Brücke"-Bilder sind wieder aufgetaucht

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Die neun aus dem Berliner "Brücke-Museum" geraubten Gemälde führender deutscher Expressionisten sind in Berlin gefunden worden, eines davon zerschnitten.


orf - Die Polizei teilte am Samstag mit, vier Männer und eine Frau einer Hehlerbande seien festgenommen worden. Nach wie vor sei allerdings unklar, wer die Gemälde aus dem Museum geraubt habe und welchen Kontakt die Diebe zu den Festgenommenen gehabt hätten. Acht der Gemälde sind unversehrt.
Das Bild "Junges Mädchen" von Max Pechstein mit einem geschätzten Wert von 250.000 Euro wurde jedoch in der Mitte durchgeschnitten. Eine Hälfte fehlt. Insgesamt wird der Wert der Gemälde - neben dem Pechstein-Bild handelt es sich um Ernst Ludwig Kirchners "Tiergarten Berlin" (1912), Emil Noldes "Herr Sch." (1915) sowie um sechs Gemälde von Erich Heckel - auf 3,4 Millionen Euro beziffert.
Die Bilder seien nach einem Hinweis am Freitagabend in einer Wohnung in Berlin-Tempelhof sicher gestellt worden, sagte Chefermittler Andreas Grabinski. Sie hätten sich in einer Tasche befunden. Vier der Festgenommenen stammten aus Ex-Jugoslawen, einer sei Deutscher. Sie sollten am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Keiner von ihnen habe ein Geständnis abgelegt. Offenbar habe die Bande Schwierigkeiten gehabt, die Bilder zu Geld zu machen. Sonst wären sie wohl vier Wochen nach dem Raub nicht mehr in Berlin gewesen, sagte Grabinski. Es gebe Indizien, dass es sich bei den Festgenommenen nicht um professionelle Täter handle.
Am 20. April brachen die Täter durch ein Fenster des Brücke-Museums in Berlin Dahlem ein und stahlen neun Gemälde - sechs von Erich Heckel und je eines von Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Emil Nolde. Der Schätzwert beträgt nach Polizeiangaben mehrere Millionen Euro. Das Museum ist nach der 1905 gegründeten Künstlergruppe "Die Brücke" benannt und beherbergt eine der bedeutendsten expressionistischen Sammlungen in Deutschland.
Die Künstlergruppe "Die Brücke" war 1905 in Dresden von den vier Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gegründet worden. Ihnen schlossen sich in den folgenden Jahren auch Max Pechstein, Emil Nolde und Otto Mueller an. Der Stil, den sie gemeinsam entwickelten, ist als Expressionismus in die Kunstgeschichte eingegangen.
Das Brücke Museum zeigt in wechselnden Ausstellungen Werke der 1905 in Dresden gegründeten und 1910 nach Berlin übergesiedelten Künstlergruppe. Grundstock der Sammlung des 1967 eröffneten Museums waren 74 Bilder des Malers Karl Schmidt-Rottluff, die dieser dem Land Berlin zu seinem 80. Geburtstag 1964 geschenkt hatte. Er stiftete auch einen erheblichen Teil der Baukosten für das Museum. Die weltweit umfangreichste Sammlung dieser expressionistischen Vereinigung umfasst rund 400 Gemälde sowie Tausende von Handzeichnungen, Aquarellen und Originalgrafiken.
Erst Ende der Woche sorgte die Zerstörung gestohlener Kunstgegenstände im Milliardenwert für Aufregung.