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Glückskind? - Ephraim Kishon wird am Montag 80

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Glückskind? - Ephraim Kishon wird am Montag 80
Berlin (ddp). Ephraim Kishon ist nicht nur einer der weltweit erfolgreichsten Satiriker, sondern auch Bildhauer, Komponist, dreifacher Golden-Globe-Gewinner, Entwickler eines Schachprogramms und Amateur-Weltmeister im Billard.

Am Montag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Aber natürlich ist das mit dem Glück so eine Sache. 1924 in Budapest als Sohn des jüdischen Bankdirektors Dezsö Hoffmann geboren, gerät der 20-jährige Ferenc, der weder Jiddisch noch Hebräisch spricht, in die Fänge der Nazis, die ihn ins Vernichtungslager Sobibor verschleppen. Ihm gelingt die Flucht und die Tarnung als Nicht-Jude unter slowakischem Namen. Nach dem Krieg beginnt er in Budapest ein Studium als Metallbildhauer.

Schon als Schüler lässt Ferenc schriftstellerisches Talent erkennen. Seine erste Satire schreibt er in den letzten Kriegstagen im Keller eines zerbombten Hauses. Die Geschichte über Glatzköpfe bringt ihm bei einem Romanwettbewerb einer ungarischen Literaturzeitung denn auch den ersten Preis ein. Viele Jahre später greift er den Stoff noch einmal auf und baut ihn zu einem seiner erfolgreichsten Romane «Mein Kamm» (1997) aus.

1949 flieht Kishon mit seiner ersten Frau Chawa vor den Kommunisten nach Israel. Im Kibbuz macht er sich zunächst als Elektriker, Pferdeknecht und Latrinenputzer nützlich. Seine Texte schreibt er weiter auf Ungarisch, sie werden - zusammengefasst in dem ersten Buch «Der Neueinwanderer, der uns auf die Nerven geht» - ins Hebräische übersetzt.

Dann aber zieht sich Kishon ein Jahr zurück, widmet sich dem Studium der hebräischen Sprache und beginnt 1952 unter dem Namen «Chad Gadja» (Lämmchen) eine tägliche Kolumne in der israelischen Tageszeitung «Maariv». Die Glosse wird er 30 Jahre lang täglich verfassen.

1959, zwei Jahre nach der Trennung von Chawa, heiratet Kishon die «beste Ehefrau von allen», Sara, in New York ausgebildete Pianistin. Und im selben Jahr wählt die «New York Times» Kishons Buch «Drehen Sie sich um, Frau Lot» zum Buch des Monats. Damit ist der Grundstein für Kishons internationale Karriere gelegt. Heute liegt die weltweite Auflage seiner Bücher bei 43 Millionen, davon allein 33 Millionen in Deutschland. Demnächst erscheinen auch in Korea drei neue Kishon-Bücher.
Doch Kishon gibt keine Ruhe. In Tel Aviv gründet er das Theater «Die Grüne Zwiebel», das er bis 1962 leitet. Für «sein» Haus schreibt und inszeniert er eine Reihe von Stücken, es folgt sein erster Film «Sallah oder Tausche Tochter gegen Wohnung». Auch fürs Drehbuchschreiben zeigt Kishon ein «Händchen». In Deutschland dreht unter anderem die ARD eine 20-teilige Reihe nach seinen Geschichten.

Von seinen rund 50 Büchern gilt «Familiengeschichten» als meistverkauftes Buch in hebräischer Sprache - abgesehen von der Bibel. Darin schildert Kishon mit viel Witz und Pointen kleine Missgeschicke im Alltag, die Probleme seiner rothaarigen Kinder und seine stetigen Versöhnungsangebote an die «beste Ehefrau von allen». Aber auch in die Politik mischt er sich ein, schreibt mit spitzer Feder über den Nahostkonflikt.

Für den Jubilar organisiert nun sein israelisches Verlagshaus Yediot Achronot ein großes Fest, an dem alles, was in Israel Rang und Namen hat, dabei ist. Natürlich wird auch die Wiener Philosophin Lisa Witasek dabei sein, die Kishon nach dem Tod Sarahs 2002 heiratete. Und auch mit ihr scheint er noch einmal das große Los gezogen zu haben. Denn «Meine Doktorin hat wirklich einen sehr schönen Popo», sagte Kishon kürzlich der «Bunten».

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