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Gaienhofen (ddp-bwb). Mit einem Festakt in Gaienhofen am Bodensee hat am Sonntag das Hermann-Hesse-Jahr 2002 begonnen. Als «leidenschaftlichen Verteidiger der individuellen Freiheit» würdigte der baden-württembergische Staatsminister Christoph Palmer (CDU) den vor 125 Jahren in Calw geborenen Dichter.
«Hermann Hesses Kritik galt den anonymen Machtapparaten und den uniformen Kollektiven», sagte Palmer. Anders als viele seiner Kollegen habe er sich niemals vor einen ideologischen Karren spannen lassen. Er sei zeitlebens ein unabhängiger und freier Denker geblieben. «Seine Warnung vor einem Verlust individueller Persönlichkeit und einer Entwertung der Familie im modernen Staat hat auch heute noch große Aktualität», fügte Palmer hinzu.Auch seine aufgeschlossene Haltung gegenüber Europa sei nach wie vor zeitgemäß. Palmer betonte: «Hesse ist ein europäischer Geist gewesen, dem nationale Grenzen nichts bedeuteten.» Der Dichter hätte sich nicht nur in Deutschland, sondern genauso in der Schweiz zu Hause gefühlt und habe den Bodensee als Verbindung und nicht etwa als Trennung zwischen den beiden Ländern gesehen.
Trotz seiner internationalen Ausrichtung seien seine Bindungen nach Baden-Württemberg nie abgerissen. So habe Hesse nach dem großen Erfolg des «Peter Camenzind» in Gaienhofen den in seiner Geburtsstadt begonnenen Roman «Unterm Rad» beendet. Die Erzählbände wie «Diesseits», «Nachbarn» oder «Umwege» seien auf der Halbinsel Höri entstanden. Auch die Romane «Knulp» und «Gertrud» seien untrennbar mit seiner Zeit am Bodensee verbunden, betonte Palmer.
Veranstaltungen wie Lesungen, Ausstellungen, Vorträge und Wanderungen sollen dem Staatsminister zufolge in Gaienhofen dazu einladen, dem Dichter, Maler und Mensch Hermann Hesse näher zu kommen. Doch sei das Hermann-Hesse-Jahr am Bodensee nicht nur ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Geburtstag des Dichters. Es sei auch eingebettet in den Rahmen des 50. Jubiläums des Landes Baden-Württemberg fügte Palmer hinzu.