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Nach zehn Jahren als «Untermieter» im Babelsberger Waldschloss eröffnet das internationale Theater- und Theaterpädagogikzentrum «T-Werk» am Donnerstag eine eigene Spielstätte.
Potsdam (ddp-lbg). Auf dem Gelände der Schiffbauergasse bezieht der Verein - unter dessen Dach sich vor einigen Jahren die Theatergruppen «DeGater \'87», «Stückwerk» und «Theater Havarie» zusammen getan haben - einen Theatersaal für 99 Zuschauer.«Der Mietvertrag mit dem Waldschloss lief in diesem Jahr aus, da war klar, dass wir uns etwas Eigenes suchen müssen», erzählt T-Werk-Mitarbeiter Ralph Würfel. Mit Unterstützung der Stadt fanden die Schauspieler und Pädagogen eine «Heimat» im neuen kulturellen Zentrum Potsdams. Gleich neben Waschhaus, fabrik und bald dem Hans-Otto-Theater.
Durch die eigene Spielstätte will T-Werk seine Zusammenarbeit mit anderen Theatern und Kultureinrichtungen aus Potsdam und ganz Brandenburg weiter ausbauen. «Dadurch entstehen Impulse für die Theaterlandschaft», ist sich Würfel sicher. Neben Festivals, wie dem am Donnerstag beginnenden «Theaterfrühling 2004», sind zahlreiche künstlerische Kooperationen geplant. So entstehe zum Beispiel gerade eine gemeinsame Jugendtheaterproduktion mit dem Cottbuser «piccolo Theater» zu den Themen Gewalt und sexueller Missbrauch. Daneben wird das Potsdamer Sprechtheaterensemble «Poetenpack» häufig zu Gast in der Schiffbauergasse sein.
Das T-Werk ist jedoch nicht nur im klassisch-kulturellen Sinne aktiv. «Wir legen viel Wert auf die theaterpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen», macht Würfel deutlich. In den zwei Jugend-Theatergruppen «Havarie light» und «Scharfe Sterne» gehe es zum einen darum, die jungen Leute an das Medium Theater heranzuführen. Genauso wichtig sei aber auch, das Schauspiel zu nutzen, um sich über Probleme klar zu werden und sie vielleicht sogar zu lösen. Die Inhalte der Produktionen orientierten sich deshalb an den aktuellen Bedürfnissen, Erfahrungen und Interessen der teilnehmenden Jugendlichen. «Sie erarbeiten mit einer Theaterpädagogin Stücke zu Themen wie Diskriminierung oder ungewollte Schwangerschaft, sind Teil des kreativen Prozess und bekommen am Ende auf der Bühne den Applaus,» erläutert der Theatermann das Konzept. Diese Arbeit vermittele den jungen Schauspielern Werte und stärke das Selbstbewusstsein.
Daneben spielen aber auch die erwachsenen Schauspieler der Gruppe «Havarie» für Kinder und Jugendliche. «Doch auch hier lassen wir unsere jungen Zuschauer am Entstehungsprozess teilhaben», hebt Würfel hervor. Schon während der Proben werde immer wieder Publikum eingeladen. «Danach diskutieren wir mit ihnen über ihre Ansichten zu dem jeweils angesprochenen Problemfeld und entwickeln zusammen das Stück weiter.» Zudem werden Projekttage oder -wochen und Lehrerfortbildungen durchgeführt.
Doch nicht nur Kinder und Jugendliche werden bei den Aufführungen in der neuen Spielstätte an der Schiffbauergasse angesprochen. Mit «DeGater\'87» tritt hier eine der wenigen experimentellen Theatergruppen in Potsdam auf. Und genau diese Breite, mache das T-Werk zu einer einzigartigen Institution in Potsdam. «Ganz gleich, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, in der neuen Spielstätte wird für jeden etwas geboten», verspricht Würfel.
Zum Auftakt der Spielzeit im eigenen Theater an der Schiffbauergasse veranstaltet das T-Werk das Festival «Theaterfrühling 2004». Von Donnerstag bis Sonntag zeigen acht freie Theater aus Berlin und Brandenburg ihre aktuellen Produktionen. Das Programm, das vom klassischen Schauspiel über Improvisations- und Erzähltheater bis hin zu Schattenspiel und Figurentheater reicht, bietet einen Ausblick auf die weitere Entwicklung des neuen Kulturstandorts Schiffbauergasse.
Weitere Höhepunkte sind das osteuropäisch-deutsche Festival für Off-Theater «Unidram» (12. bis 19. Juni) und die internationalen Kinderkultur-Tage «WeltTraum» (26. September bis 9. Oktober), die bereits seit zehn Jahren in Potsdam veranstaltet werden. Weitere Informationen gibt es beim T-Werk, Schiffbauergasse 1, 14467 Potsdam, Telefon: 0331/719139.