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Halles Theater sind auf der Suche nach neuen Wegen zum Publikum. Sie nutzen die Unbill von Bauarbeiten in ihren Stammhäusern zu Experimenten und neuen Ideen. Zum Welttheatertag am Mittwoch will das neue theater (nt) die gesamte Kulturinsel zur Bühne machen.
Halle (ddp-lsa). Da der große Saal noch nicht bespielbar ist und auch in einigen anderen Räumlichkeiten auf dem Gelände die Bauarbeiter dominieren, plant die Truppe um Intendant Peter Sodann acht Monologe an unterschiedlichen Plätzen des Hauses. Einbezogen sind die Kommode und die Hinterbühne, Strieses Biertunnel, das nt-Cafe, Probe- und Unterbühnen, Foyer und Kantine. "Wir machen so aus der Not eine Tugend und hoffen auf breite Resonanz", sagte Sodann am Montag in Halle. Für acht Euro kann jeder Besucher zwei Monologe sehen und anschließend an der Feier teilnehmen. Beginn ist 19.00 Uhr.Schauplatz Gegenwart lautet das Motto. Das geht es bei "Rosa Recht" von Claudius Wiedemann um eine ältere Frau, die ihre Wohnung verlassen soll und nun ihr Leben Revue passieren lässt. Felix Mitterer erzählt in "Sibirien" von den Zuständen im Altersheim. "Eva, Hitlers Geliebte" sinniert in dem Stück von Stefan Kolditz, warum sie sich trotz 16-jähriger Wartezeit auf die Ehe von diesem Mann nicht lösen kann.
Auch das Thalia-Theater beweist äußerst erfolgreich: Not macht erfinderisch und schöpferisch. Als die Kinder- und Jugendbühne wegen Umbau ihres Domizils im November vergangenen Jahres das ehemalige Herrenkaufhaus am Markt als Interimsspielstätte eröffnete, bezog der Spielplan sofort alle drei Etagen und die Zuschauer aktiv ein. Mitte März öffnete dann "Das verrückte Kaufhaus" mit Komplettangebot für alle Lebenslagen. Es ist ein Theaterlabyrinth, das sich durch das gesamte Haus zieht und spielerisch erkundet werden will. 60 Stationen sind in diesem Kaufhaus von der Wiege bis zur Bahre zu durchwandern.
Aber auch andere Geschäfte und die Straßenbahn sind bereits für die Schauspieler des Thalia zum Auftrittsort geworden. Darüber hinaus wird mit Tatkraft und vielen interessierten Jungen und Mädchen an der Kinderstadt gebaut, die im Sommer auf der Peißnitz-Insel errichtet werden soll. Einige der während der Experimentierzeit gesammelten Erfahrungen möchte Thalia-Intendantin Annegret Hahn mit in das Stammhaus Puschkin-Straße übernehmen. Es soll am 11. Oktober wieder eröffnet werden. Momentan gibt es jedoch laut Stadtverwaltung Verzug bei den Bauarbeiten. Das trifft auch für die Baustelle Kulturinsel
zu.