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Internationaler Kompositionswettbewerb Dresden 2004

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Ein ungewöhnliches, aber zukunftweisendes "Gipfeltreffen": Anfang des Jahres 2003 fanden das Dresdner "Internationale Forum für Kultur und Wirtschaft" und die dortige "Gläserne Manufaktur von Volkswagen" zu einer Kooperation zusammen, die ein zunächst gewagt erscheinendes, tatsächlich jedoch außerordentlich konsequentes Projekt plante und inzwischen auch realisierte: einen internationalen Kompositions-Wettbewerb.

Auf den ersten Blick eine Konkurrenz wie viele ähnliche zwischen Amerika, Europa und Fernost. Dresden freilich geht einen grundsätzlich neuen, in die Zukunft weisenden Weg, indem es uns selber betreffende Grundbedingungen stellt, aktuelle Voraussetzungen sowohl in ästhetischer, technischer wie vor allem soziokultureller Hinsicht.

Wenn in früheren Epochen -- Renaissance, Barock, Klassik, Romantik - Komponisten einen Auftrag für ein neues Werk erhielten, geschah dies vornehmlich durch die Repräsentanten der weltlichen oder geistlichen Macht, also Staat oder Kirche, jeweils im Zusammenhang mit einer privaten oder öffentlichen Festivität. Als nach dem Zweiten Weltkrieg Länder und Kommunen Musikfestivals zu subventionieren begannen, schmückten sie sich gelegentlich mit kleinen Auftrags-Blümchen zeitgenössischer Musik, deren Selbstzweck sich oft in einer Schein-Avantgarde zwischen einer für Eingeweihte möglichst extremen klanglichen Innovation, und/aber für traditionelle Musik-Liebhaber weitgehenden strukturellen Unverständlichkeit erfüllte.

Ganz anders jetzt in Dresden, wo zum einen der geplante Uraufführungsort, eben der Raum der "Gläsernen Manufaktur", wesentliche Koordinaten des zu komponierenden Werkes mitbestimmt, nämlich das Verhältnis der instrumental und vokal erzeugten Klänge zum (selber akustisch wirksamen) Raum. Wo zum anderen (und wichtigeren) die Wettbewerbs-Initiatoren die Komponisten anregen möchten, sowohl kritisch als auch innovativ über aktuelle Fragen- und Problemkomplexe nachzudenken, die unsere menschliche Befindlichkeit ganz wesentlich berühren und bestimmen. Etwa unser Verhältnis zur Arbeit: Wie und wo arbeiten wir mit welchem Engagement, wie bestimmt unsere Arbeit unsere ganze Existenz; wie viel Flexibilität verlangt ein globales Produktionsnetz von uns, wie viel Mobilität sind wir einzusetzen bereit. Oder die "Segnungen" des technischen Fortschritts zwischen Digitalisierung und Ökologie, zwischen shareholder\'s value und Arbeitslosen-Management. Oder die Synästhesie von Musik und Architektur, also von Transparenz und Dichte, von Statik und Bewegung, von Zeit und Raum. Musik kann zwar selber keine Lösungen darstellen und propagieren - kreativ gefundene Klänge und Farben hingegen, Linien wie deren Rhythmen und Proportionen, musikalische Chiffren also können durchaus als künstlerische Analogien rationale wie emotionale Erkenntnisse vermitteln .

Nicht weniger als 180 Komponist(inn)en meldeten sich bei den Wettbewerbs-Initiatoren mit einem den Anforderungen entsprechenden Konzept. Im August 2003 nahmen 63 Bewerber an einem Workshop am Ort des zukünftigen Geschehens, der ?Gläsernen Manufaktur", teil, um so die Aufführungsbedingungen kennen zu lernen. Zum Stichtag Ende Januar 2004 gingen 47 Partituren ein. Eine Jury aus fünfzehn namhaften Experten wählte am 22. Februar sechs Werke aus, die nun am 28. / 29. April in zwei öffentlichen Semifinals (28. und 29. April, jeweils 21.00 Uhr in der ?Gläsernen Manufaktur"; Lennéstraße1, 01069 Dresden) mit den Dresdner Sinfonikern und dem "Ensemble vocal modern" unter Leitung von Jonathan Stockhammer beim Semifinale uraufgeführt werden:

"Interea" der Russin Irina Emeliantseva, die zunächst Klavier, dann in Sankt-Peterburg, Berlin und Dresden Komposition studierte, in ihren Arbeiten Verbindungen sucht zu Farben und Lichtwirkungen;
"Diaphaneity" von Matthias Ockert aus Tettnang, der als Architekt über den "Proportionsbegriff" diplomierte, Jazz-Gitarrist wurde, bei Wolfgang Rihm studierte und gern mit Elektronik arbeitet;
?Stahlseele" von Cristina Pascual, die in Barcelona geboren, in Venezuela zunächst als Pianistin, dann als Architektin ausgebildet, mit exzellenten Stipendien nach Spanien zurückgeholt, dort Expertin für Computer-Grafik wurde, inzwischen Kraftwerke wie großräumige Architekturen akustisch aufbessert, aber auch bei Arnold Schönberg sich auskennt;
"Riflesso sottile" von Filippo Perocco aus dem italienischen Treviso, der in den letzten Jahren für alle wichtigen Ensembles der Neuen Musik komponierte;
"L´usine imaginaire" von Bernd Redmann, der sowohl als Theoretiker (promovierter Musikwissenschaftler) wie Praktiker (Komponist für unterschiedlichste Besetzungen wie Genres zwischen Soloinstrument, Film, Theater, Raum) sich längst einen Namen machte;
schließlich "Glassonanzen" von Frank Zabel, der schon die Eröffnung des neuen Reichstagsgebäudes musikalisch umrahmen durfte, das nie zu überschätzende Fach Improvisation lehrt und in das Semifinale geht als mehrfacher Wettbewerbs-Preisträger.

Aus ihnen wird die Jury - international renommierte Komponisten, Konzertveranstalter, Hochschullehrer, Verleger, Kritiker, alle jedenfalls engagierte Musiker - nach den beiden Semifinals jene drei Werke auswählen, die am 30. April an gleicher Stelle (19.30 Uhr) um die insgesamt mit 16.000 Euro dotierten Preise kämpfen und kämpfen lassen. Diese drei Preisträger erhalten außerdem Gelegenheit, in zwei Konzerten am 1. und 2.Mai (jeweils 21.00 Uhr) sich ausführlicher musikalisch vorzustellen.

Informationen zum Kartenvorverkauf: Gläserne Manufaktur, Telefon 0180 5 89 62 68

Internationales Forum für Kultur und Wirtschaft e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Edith Diedrichsen
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