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Jazzproduzent und Radiomacher Hans Ruland gestorben

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Hans Ruland, Gründer der „Jazzwelle plus“ und ehemaliger Herausgeber der „Jazzzeitung“ ist nach schwerer Krankheit am Samstag, 4. März 2006 im Alter von 57 Jahren in München gestorben.
Ruland prägte in den achtziger und neunziger Jahren die Jazzszene Münchens mit, als Radiomacher, als Plattenproduzent, als Veranstalter vieler Jazzkonzerte und - von 1983 bis 1997 - als Herausgeber der „Jazzzeitung“. Ende 1997 kaufte die ConBrio Verlagsgesellschaft das Blatt und machte aus der Regionalzeitung ein bundesweites Jazzorgan(www.jazzzeitung.de).

Über ein Jahrzehnt betrieb Hans Ruland die „Jazzwelle plus“, Münchens einziges privates Jazz- und Kulturradio. Im April1985 hat er sich aus Enttäuschung darüber, das der öffentlich-rechtliche Rundfunk dem Jazz nur Senderandplätze am späten Abend einräumte, um eine Sendelizenz für den geplanten Privatfunk beworben. Am 2. Januar 1986 ging die Jazzwelle mit acht Stunden wöchentlich auf Sendung. Schon damals begannen die Versuche einiger privater Pop-Sender, mithilfe politischer Einflussnahme den unliebsamen Konkurrenten aus dem Äther zu drängen. Bis in die höchsten Instanzen kämpfte Ruland um die Existenz der Jazzwelle. Sein Engagement und der nach Höreranalysen messbare Erfolg des Sendekonzepts führten dazu, dass bei der ersten Neuordnung der Frequenzen die Jazzwelle nun 38 Stunden in der Woche senden konnte. Das Programm wurde um klassische Musik und kulturell ausgerichtete Beiträge erweitert. Später sendete die „Jazzwelle plus“ sogar 20 Stunden täglich.
Mit immenser Begeisterung für den Jazz verfocht Ruland sein Ziel, möglichst vielen Hörern diese Musik nahe zu bringen. 1991 baute er in Hamburg einen Privatsender nach dem Muster der Jazzwelle unter diesem Namen auf, der aber nach wenigen Jahren – Hans Ruland war mittlerweile wieder in München – eingestellt wurde.
Unter dem Label „Swingtime“ produzierte er seit 1982 Platten. Auch Münchener Jazzmusiker, wie Harald Rüschenbaum, Max Neißendorfer und das Jazzkränzchen Immergrün kamen hier zum Zuge. Seine besondere Leidenschaft galt dem Stride-Piano, diesem Klavierstil zwischen Ragtime und Swing. So brachte er Platten mit Dick Wellstood und Dick Hyman heraus.
Das Klavier stand häufig auch im Mittelpunkt der vielen Jazzkonzerte, die Hans Ruland im Münchener Raum veranstaltete, bei denen etwa Oscar Peterson, Ray Bryant, Tete Montoliu, Martial Solal, bis hin zu Alexander von Schlippenbach und Aki Takase aus dem „Free Jazz“-Lager mitwirkten. Die häufig zu vermissende Toleranz der Jazzfans untereinander, deren Geschmäcker vom traditionellen Dixieland bis zum experimentellen Jazz reichten, hat Hans Ruland stets bedauert.
Im März 1997 gab Ruland die „Jazzwelle plus“ und die Arbeit für die Jazzzeitung auf. Er musste den Belastungen der vergangenen Jahre Tribut zollen und zog sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem „Jazz-Geschäft“ zurück. Nach einer längeren Pause moderierte er noch bis Ende 2005 jeden Samstag den „Hot Club“ im 2. Programm des Bayerischen Rundfunks. Das besondere Verdienst von Hans Ruland war es, mit der „Jazzwelle plus“ den Beweis dafür zu liefern, dass sich ein privater Nischensender mit einem anspruchsvollen Programm mehr als ein Jahrzehnt in München behaupten konnte. Unermüdlich kämpfte er gegen den musikalischen Einheitsbrei des Privatradios an. Wer sich heute das Programm der noch bestehenden Münchener Privatsender anhört, muss einer kantigen Persönlichkeit vom Format eines Hans Ruland nachtrauern.
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