Radebeul - Die sächsische Journalistin Ulrike Keller aus Radebeul hat den beiden Jazzlegenden Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowsky ein filmisches Denkmal gesetzt. Für die Dokumentation "Einfach sein ... für eine freie Musik" habe sie die beiden Musiker ein Jahr lang zu Konzerten und Workshops mit Studenten begleitet, sagte die 32-jährige Filmemacherin der Nachrichtenagentur dapd.
Zudem besuchte sie gemeinsam mit Brüning und Petrowsky noch einmal wichtige Orte aus deren Leben. Aus 37 Stunden Rohmaterial ist eine 93-minütige Dokumentation entstanden, die jetzt auf DVD veröffentlicht wurde. Öffentlich gezeigt wird der Film am 16. Januar 2013 im Erfurter Kinoklub am Hirschlachufer, wo die Filmemacherin bei einer Diskussionsrunde anwesend sein wird.
Brüning und Petrowsky, die seit 1982 als Duo auf der Bühne stehen, haben die Jazz-Szene der DDR wesentlich geprägt und international bekannter gemacht. Petrowsky ist der dienstälteste Free-Jazzer der DDR und war der erste dieser Szene, der Konzerte in Westeuropa, den USA und Asien geben durfte. Anlässlich des 30. gemeinsamen Bühnenjubiläums und ihres 30. Hochzeitstages haben die Sängerin und der Multi-Instrumentalist der Filmemacherin Einblicke in ihr Privatleben sowie hinter die Bühnen gestattet.
Uschi Brüning wurde 1947 in Leipzig geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Ihre Stimme schulte sie autodidaktisch über das Musikprogramm im Radio. Schon in der Schulzeit trat sie mit Bands auf. Dieser Leidenschaft für die Musik ging sie auch während der Ausbildung zur Justizbeamtin und der späteren Tätigkeit an einem Leipziger Kreisgericht nach, wobei ihr die gesungenen Westschlager vorübergehend ein Auftrittsverbot einbrachten. 1972 wurde Brüning im Leipziger "Ring-Café" entdeckt und an der Seite Manfred Krugs bekannt. Durch die musikalische und persönliche Verbindung zu Ernst-Ludwig Petrowsky widmete sich Brüning seit den 1980er Jahren zunehmend dem frei improvisierten Jazz (Free Jazz).
Ernst-Ludwig "Luten" Petrowsky wurde 1933 im mecklenburgischen Güstrow geboren. Er wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen einer Handelsfamilie auf. Das Saxophonspielen brachte er sich selbst bei, nachdem er dem klassischen Geigenunterricht nichts abgewinnen konnte. Petrowsky gilt als Pionier in seinem Fach: Als erster Free Jazzer der DDR gab er Konzerte in Westeuropa, den USA und Asien und spielte auf allen wichtigen Jazz-Festivals der Welt. Der inzwischen dienstälteste Ost-Jazzer begründete den modernen Jazz im Osten.
Brüning und Petrowsky gelten in der Szene als das Duo, das den modernen Jazz auf die europäische Bühne gebracht hat wie kein anderes. Als "Jazz-Eliten Europas" erhielten sie 2010 von der Europäischen Kulturstiftung den Europäischen Jazz-Preis.