Body
Während die Hoffnungen auf den Fußball-Weltmeister-Titel für die Deutsche Nationalmannschaft nach dem mühsamen Vorbereitungsspiel gegen Japan um einiges gesunken sind, hat Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen in Yokohama – dem Ort des Fußball-Weltmeisterschafts-Finales 2002 für Bremen den Weltmeistertitel für Beethoven-Interpretationen errungen.
›Diese Beethoven-Interpretationen sind in jeder Hinsicht – intellektuell ebenso wie emotional – von allerhöchster Qualität. Ohne jeden Zweifel: das Beste in der Welt.‹ urteilt Kazunobu Yasuda, Musikkritiker des Nikkei Newspaper und in Japan als Experte für Klassische Musik und historische Aufführungspraxis geschätzt, über den Beethoven-Zyklus der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen mit Paavo Järvi in Yokohama.Neben dem Nikkei Newspaper jubelt auch das Mainichi Newspaper: ›An diesen drei Tagen haben wir den wahren Schlüssel zu Beethovens Musik entdeckt und all ihre tiefen Gefühle und unerwarteten Überraschungen in so großartig noch nie da gewesenen Aufführungen erlebt. ›Diese Darbietung war so ausgesprochen wundervoll, dass einem geradezu unheimlich wurde angesichts der Makellosigkeit und Perfektion dessen, was der Mensch zustande bringen kann: Ich habe an diesem Abend das leiseste Pianissimo erlebt, das ein gemeinhin als ‚Orchester’ bezeichneter Klangkörper je hervorgebracht hat ‹ (Asahi-Zeitung, 25.05.06).
Erschöpft aber überglücklich sind die Musikerinnen und Musiker der Deutschen Kammerphil-harmonie Bremen nach 8 Konzerten mit den 9 Sinfonien von Ludwig van Beethoven sowie des-sen Violinkonzert von ihrer 14-tägigen Reise nach Japan zurückgekehrt. Solistin war die Stargeigerin Hilary Hahn, die von ihrer ersten Zusammenarbeit mit dem Orchester so begeistert war, dass sie sich spontan zu weiteren Projekten mit den Bremer Musikern verabredet hat. Höhepunkt der Tournee war zum Abschluss die zyklische Aufführung aller Beethoven-Sinfonien in der berühmten Konzerthalle Minato Mirai in Yokohama an nur einem Wochenende: 9 Sinfonien in 4 Konzerten an nur 3 Tagen.
Was wie ein Beitrag zum Guiness-Buch der Rekorde klingt, entpuppte sich als grandioser musika-lischer Bogen mit der 6. Sinfonie ›Pastorale‹ quasi als langsamem Satz. ›Es war wunderbar, eine tolle Interpretation, die kleine Besetzung, die Kombination von alten und neuen Instrumenten, mir hat es viel Spaß gemacht,‹ schwärmte ein Zuschauer in Yokohama. Ein anderer fügte hinzu: ›Da spürt man so viel Energie, es ist aber auch feinfühlig und sensibel.‹ ›Ich bin so überrascht von den weichen Linien und der Phrasierung, es ist sehr eindrucksvoll‹, urteilte ein Dritter.
Beglückt ist auch Dirigent Paavo Järvi. ›Es fühlt sich absolut großartig an. Das Orchester ist fantastisch. So viele Nuancen und Überraschungen. Und die Bereitschaft, der Intuition zu folgen. Nichts ist befriedigender als eine Nuance, die man noch nie gehört hat oder andere Details. Das macht ein Konzert aus, das macht für mich die Freude an der Musik aus.‹
Masahiro Tsutsumi ist General Manager der Konzertagentur Japan Arts, die Paavo Järvi und das Orchester in das Land der aufgehenden Sonne eingeladen hat. Seine Einschätzung: ›Ich glaube, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist hier sehr berühmt, nachdem sie letztes Mal mit Daniel Harding hier war. Das war auch schon sensationell.‹ Er stuft den diesjährigen Auftritt der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen als legendär ein. ›Über diesen Zyklus wird man nach Jahren noch sprechen.‹ Das Japanische Fernsehen NHK hat drei Sinfonien aus diesem Zyklus aufgezeichnet und wird diese in Kürze ausstrahlen.
Zeitgleich mit den Konzerten in Japan erschien auch die erste SACD des Beethoven-Zyklus mit den Sinfonien Nr. 3 und Nr. 8 auf dem japanischen Markt. Auch diesbezüglich übertreffen sich die Kritiker – in der typisch japanischen poetischen Bildersprache – gegenseitig an Superlativen. ›Man könnte meinen, diese Aufführung sei einfach eine weitere Interpretation von vielen, wenn auch die einer originellen Besetzung. Aber die Musik entfaltet einen derart herausfordernden Ei-fer, daß das Innovationspotential durch alleinige Verwendung von Original-Instrumenten bei Weitem überschritten wird. Das Spiel der Kammerphilharmonie verfügt über einen sehr modernen Touch und dient einer völlig neuen Art der Beethoven-Interpretation.‹ (CD Journal, Japan, Mai 2006).
›So gut ist diese Musik selten zu hören, obwohl die historisch informierte Aufführungspraxis heutzutage inzwischen weit verbreitet ist. Järvi bringt frischen Wind in die schnellen Sätze und betont in den langsamen Sätzen die Vielfalt und die Stärke der Rhythmen, was bei diesen Tempi ausgesprochen schwierig ist.‹ (Record Geijutsu Magazine, Japan, Mai 2006) Schon nach 14 Tagen waren über 600 CDs verkauft.
Und die Orchestermitglieder? Sie sind gleichermaßen glücklich und erschöpft. ›Dieser Beetho-ven-Zyklus ist wie eine Mount Everest-Besteigung,‹ beschreibt Oboist Ulrich König, ›genauso anstrengend und überwältigend. Und wir sind entsprechend glücklich und auch stolz, dass uns das gelungen ist.‹
Geschwärmt hat auch die Musikjournalistin Friederike Westerhaus, die für das Nordwestradio die Tournee begleitet hat. ›Diese Konzerte der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in Yoko-hama gehören zu den besten Konzerten, die ich je gehört habe.‹ sagte sie in ihrem Fazit im Radio. Einen ausführlichen Tourneebericht von ihr mit viel Musik von Ludwig van Beethoven gibt es in ihrer Sondersendung auf Nordwestradio am Samstag, 10. Juni von 20.05 Uhr bis 23.00 Uhr.
Die Veröffentlichung der SACD mit den Sinfonien Nr. 3 und Nr. 8 auf dem deutschen und europäischen Markt folgt im Herbst diesen Jahres. Weitere zyklische Aufführungen aller Beetho-ven-Sinfonien durch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und Paavo Järvi sind in 2007 in Strasbourg und in Montréal (Kanada) geplant.