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Katharina Wagners Regiedebüt in Bayreuth

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Das mit Spannung erwartete Bayreuther Regiedebüt von Katharina Wagner mit der Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" ist beim Publikum auf gespaltene Reaktionen gestoßen. Nach der Premiere gab es lautstarke und lang anhaltende Buh-Rufe, aber auch Applaus.


Bayreuth (ddp). Nervös und angespannt begrüßte Katharina Wagner die Ehrengäste am Grünen Hügel in Bayreuth gemeinsam mit Vater Wolfgang und Mutter Gudrun. Das Zeremoniell kannte die 29-Jährige zwar schon aus den vergangenen Jahren, doch am Mittwoch war alles anders: Zum ersten Mal führte die Urenkelin Richard Wagners selbst Regie im Bayreuther Festspielhaus und in wenigen Minuten sollte ihre Feuertaufe mit den «Meistersingern von Nürnberg» beginnen. Mit der Regiearbeit wollte sie zugleich ihre Ambitionen auf die Leitung der bedeutendsten Opernfestspiele der Welt untermauern. Nach mehr als sechs Stunden stand fest: Das Premierenpublikum mochte ihre Inszenierung nicht besonders. Viele Buh-Rufe musste Katharina Wagner über sich ergehen lassen, dazwischen mischten sich nur wenige wohlwollende Bekundungen.

Zum gefeierten Star des Abends wurde der Tenor Klaus Florian Vogt, der die Rolle des Walther von Stolzing sang. Kraftvoll und leidenschaftlich sang er seine Partie bis zum letzten Ton, während Franz Hawlatas Bariton als Hans Sachs im dritten Akt unsicher wurde. Wenig Anerkennung gab es auch für die beiden Frauenrollen der Oper, Amanda Mace als Eva und Carola Guber als Magdalene. Beide Sopranistinnen legten zu wenig Wert auf Textverständlichkeit. Für den Dirigenten des Abends, den 46-jährigen gebürtigen Berliner Sebastian Weigle, gab es gleichermaßen Anerkennung wie Ablehnung.

Mit der Neuinszenierung von Richard Wagners «Meistersingern» begannen die 96. Bayreuther Festspiele. Katharina Wagner betonte in ihrer Inszenierung der «Meistersinger» weniger die Liebesgeschichte zwischen Walther von Stolzing und Eva, sondern stellte den Disput um die Kunst und ihre ständige Erneuerung sowie den Kampf um ihre Akzeptanz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. So stellte sie den jungen Adeligen Stolzing als Außenseiter dar, der die Versteinerung der Tradition, für die die Meister stehen, verhindern will. Dafür fand die Regisseurin teils komische, teils rätselhafte Bilder von großer Kraft.

Erst vor wenigen Wochen hatte Katharina Wagner ihr Interesse an der künftigen Leitung der wichtigsten Opernfestspiele weltweit bekundet und damit eine hitzige Debatte um die Nachfolge ihres 87-jährigen Vaters Wolfgang Wagner ausgelöst. Interesse an der Aufgabe haben auch Katharinas Halbschwester Eva Wagner-Pasquier und ihre Cousine Nike Wagner, die aber von Wolfgang Wagner abgelehnt werden.

Die Bayreuther Festspiele zeigen bis zum 28. August neben den «Meistersingern» jeweils zum letzten Mal den «Parsifal» in der Regie von Christoph Schlingensief und den «Tannhäuser» von Philippe Arlaud. Daneben ist der «Ring des Nibelungen» von Regisseur Tankred Dorst, die Neuinszenierung des vergangenen Jahres, zu sehen. Für die knapp 54 000 Karten der Festspiele gingen fast eine halbe Million Bestellungen ein. Erfüllt werden konnten somit nur gut elf Prozent der Kartenwünsche.

Ob Katharina Wagner möglicherweise neue Chefin am Grünen Hügel werden kann, hängt vom Stiftungsrat sowie von ihrem Vater Wolfgang ab. Der ist auf Lebenszeit eingesetzt und muss daher mit seiner Nachfolge einverstanden sein. Schon vor der Premiere hatte Tochter Katharina betont, dass ein guter Festspielleiter keineswegs ein guter Regisseur sein müsse und umgekehrt.

Angelika Rausch
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