Wie klingt ein fahrendes Klavier? Können Pumpen und Tüten singen? Wie tanzen Papierskulpturen? Wie komponiert man mit dem eigenen Körper? Auf diese und viele weitere schräge Fragen findet die dritte Ausgabe des Festivals für Immaterielle Kunst vom 15. bis 17. September 2022 in der Elbphilharmonie Antworten. Künstler*innen aus dem In- und Ausland verbinden in insgesamt sieben Konzerten zeitgenössische Musik und den menschlichen Körper und gewähren Einblicke in die Grenzbereiche zwischen Performancekunst und experimenteller Musik. Das Auge hört mit!
Im dritten Jahr gastiert das Festival für Immaterielle Kunst wieder in der Elbphilharmonie und bringt in Kooperation mit dieser an zwei Konzertabendenden (15.-17.09.) nationale und internationale Künstler*innen aus den Bereichen Performancekunst und experimenteller Musik auf die Bühnen des Kaistudios und des Kleinen Saals.
Die Bratschistin, Performerin und Arrangeurin Julia Robert aus Paris lotet in ihrem Musiktheater „FAME“ die Abgründe der Berühmtheit am Beispiel von Ikonen aus. Mit ihrem Körper, ihrer Stimme und ihrer Bratsche schlüpft sie in die Fußstapfen von Julia Roberts und Nina Simone, interpretiert einen David-Bowie-Klassiker und kombiniert Jimi Hendrix und Maria Callas. Dabei gibt es nicht nur die glänzenden Höhepunkte der Berühmtheit zu erleben, sondern auch die tiefen Abgründe, die die Zuschauer*innen in einen Strudel der Gefühle stürzen.
Der Hamburger Künstler Hans-Christian Jaenicke macht mit dem Publikum einen Spaziergang an normalerweise für Besucher*innen nicht zugängliche Orte der Elbphiharmonie. Bei seinem „Konzert für fahrendes Klavier“ nimmt das Instrument Klänge der Umgebung auf, beispielsweise die des gleichzeitig laufenden Hafengeburtstags, und setzt sie neu in Szene. Auch Wind, Licht und das Publikum kommen zum Einsatz, wodurch ein vielschichtiges und poetisches Klangbild entsteht.
Gemeinsam mit großen Papierskulpturen, den „cast(s)“, performt die Schweizer Künstlerin zozoTansistor aka Zoë Binetti. Die Skulpturen werden dabei von der Oberfläche des jeweiligen Aufführungsortes abgeformt und bilden so eine Art Verdoppelung der ‚Haut des Raumes‘, derer sich Binetti auch musikalisch annimmt. Die Künstlerin nutzt absurd-komische Brüche und ein Verweben von Sinneseindrücken, um Bedeutungshierarchien zu zerstückeln und verkehrtherum als Witz zu erzählen – ein klanglich-tänzerisch-visuelles Mosaik des Zerbrochenen und Komischen.
Stimmliche Klänge der Aggressivität und Brutalität, der Sensibilität, Sinnlichkeit und Sexualität nutzen Sisterloops (Mühlheim/Stockholm) für ihre Performance „Voice Noise“. Die Composer-Performerinnen arbeiten mit akustischem und elektronischem Klang, Körperbewegung und Bild gleichermaßen. Zudem lassen sie durch Rauschen und nicht-traditionellen Gesang mit „Queer Noisemaking“ die geschlechtsspezifischen Zuordnungen von Stimmen verschwimmen.
Plastiksäcke und Gummisaugpumpen recycelt die Berliner Performerin Maren Strack für ihre „Sonate für Pumpen & Tüten“. Sie erstellt aus entsorgten Plastikgegenständen, Schrottmetallen oder Textilresten Luftsäulen- und Luftdruck-Instrumente. In einer bizarren Performance verbindet sie die Bewegungen der Klangerzeugung zu außergewöhnlichen tänzerischen Szenarien.
Luftsprünge mit und ohne Akkordeon erwarten die Zuschauer*innen bei Andreas Borregaard (Dänemark). Er interpretiert sowohl das für ihn komponierte Werk „SELF-CARE“ der in der Neuen-Musikszene international bekannten Jennifer Walshe als auch sein erstes eigenes Werk zwischen Teezeremonie, Tourette und J.S. Bach.
Outdoor-Performances von und mit Studierenden der Musikhochschule Lübeck, die im Laufe des Sommersemesters eigene performative Werke erstellt haben, sowie eine kostenlose Podiumsdiskussion zum Thema „Komponieren mit dem Körper“ sind kostenfrei zugänglich. Sie runden zusammen mit zwei Workshops („How to *music*“ & „How to *performance*) das Festival-Angebot ab.
Was ist eigentlich Immaterielle Kunst?
Immaterielle Kunst zu veranstalten bedeutet, dass Unkonkrete, Unfassbare auf die Bühne zu bringen. Ort, Zeit und Präsenz vom Publikum beeinflussen das Geschehen und das Erleben. Das Festival für Immaterielle Kunst bringt Akteur*innen und Werke aus zwei sehr verschiedenen Bereichen zusammen, die sich sonst fast nie gemeinsam erleben lassen: die Klassische Musik und die Bildende Kunst, mit ihren Sparten Aktuelle Musik und Performancekunst. Visuelles und Klangliches rangiert hier auf Augenhöhe, um zeitgenössische Themen künstlerisch abzubilden.
Festival für Immaterielle Kunst
15. – 17.09.2022, Elbphilharmonie (Hamburg)
Veranstalter: HamburgMusik / Festival für Immaterielle Kunst
Gefördert von der Claussen Simon Stiftung und der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg.
Tickets: www.immateriellekunst.de
1. Abend 20€, 2. Abend 15€, Ermäßigungen verfügbar