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Bonn (dpa) - Mit begeistertem Applaus hat das Publikum am Freitagabend die Uraufführung von Johann Kresniks Tanzstück «Hans Christian Andersen» in der Bonner Oper begrüßt. Vor rund 200 Jahren wurde der dänische Märchendichter geboren.
Aus diesem Anlass schuf Kresnik, Leiter des choreografischen Theaters in Bonn, diesen Tanzabend. Im Frühjahr kommenden Jahres soll das tänzerische Porträt auch in Dänemark gezeigt werden.Leben und Werk Andersens durchdringen sich wechselseitig in Kresniks Kreation mit 16 Szenen. Kresnik und sein Ensemble suchen vor allem nach psychologischen Deutungen. Andersen bewirbt sich als junger Mann um eine Stelle als Tänzer, fällt durch, und karikiert danach die höfische Gesellschaft im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern, so die Interpretation.
Das Ensemble besticht in Bonn durch die Bandbreite der Stile: von Klassik über Ausdruckstanz bis Pop. Przemyslaw Kubicki tanzt kraftvoll und engagiert, häufig vollkommen nackt. Dem weiten Spektrum des Tanzes entspricht Kurt Schwertsiks Musik: Zitate aus Andersens Epoche und Schlager von heute werden vom Band eingespielt, elektronische Musik, Geräusche. Aber aus dem Orchestergraben dominieren harmonische Klänge eines Klaviers und einer Geige, dem poetischen Gemüt des Dichters entsprechend.
Andersen erscheint in Kresniks choreografischem Porträt als Mann, der die Prägungen seiner Kindheit in beschränken Verhältnissen nie überwunden hat. Voller Angst und Komplexe wagt er weder, sich seine latente Homosexualität einzugestehen, noch durchschaut er, was seine Märchen bedeuten. In Bonn sind es keine Geschichten für Kinder, sondern Hinweise auf das Leben eines Künstlers, der trotz seines Erfolgs beim Publikum tief unglücklich war. Weitere Aufführungen sind am 8., 10. und 17. Dezember geplant.
(Internet: http://www.theater-bonn.de )