Berlin - Das Schiller Theater ist erneut Heimat auf Zeit für eine Berliner Bühne. Nach der Staatsoper sind jetzt die Kudamm-Bühnen in das Haus eingezogen. Für das Boulevardtheater steht nun die erste Premiere im Interimsdomizil an.
Mit einer Bühnenversion von «Willkommen bei den Hartmanns» startet die Komödie am Kurfürstendamm ihre erste Saison im Berliner Schiller Theater. Stars wie Rufus Beck, Gesine Cukrowski und Marion Kracht spielen in der Flüchtlingskomödie nach Simon Verhoevens Kinoerfolg die Hauptrollen. Premiere ist am Sonntag (23.9.) im Interimsdomizil, das nach der Staatsoper Unter den Linden nun von den Kudamm-Bühnen bezogen wurde.
Die traditionsreichen Kudamm-Theater müssen nach dem Abriss einem Geschäftshaus weichen. Die Boulevardbühne spielt in den nächsten Jahren deshalb im mehr als 1000 Zuschauerplätze fassenden Schiller Theater. In dem Neubau an ihrem angestammten Platz am Kurfürstendamm entsteht ein neues Theater im Untergeschoss, in das die Kudamm-Bühnen im Jahr 2022 einziehen sollen.
«Die Größe des Zuschauersaals hat uns nicht wirklich schockiert. Je mehr Einnahmen wir machen können desto besser», sagt Theaterdirektor Martin Woelffer. «Eine andere Sache ist die riesige Bühne. Sie ist wie für ein Opernhaus gemacht. Da müssen wir jetzt ausprobieren: Wie ist die Akustik, wie muss man sprechen und wie muss man agieren, um das Publikum zu erreichen?»
Ein weiteres Problem: «Die Laufkundschaft fällt weg», so Woelffer. «Ein Drittel unserer Besucher waren bislang Touristen. 80 bis 85 Prozent unseres Gesamtetats nehmen wir an der Kasse ein. Ob das an diesem Ort gelingt, das werden wir sehen», meint der Theaterdirektor. «Das Schiller Theater liegt an einer viel befahrenen und nicht an einer viel begangenen Straße. Aber wir werden eine Theaterkasse am Kurfürstendamm haben - direkt am bisherigen Theaterstandort. Ob das die Lösung ist, wissen wir nicht.»
Die Eröffnungsinszenierung über eine Familie, die einen Flüchtling aufnimmt, ist für Woelffer das richtige Stück zur richtigen Zeit. «Wir machen eine Komödie zu einem aktuell extrem wichtigen Thema.» Die Probenarbeit sei auch von den aktuellen Ereignissen in Chemnitz und Köthen beeinflusst worden. «Solche Ereignisse beeinflussen die Probenarbeit natürlich sehr. Wenn man jeden Tag mit dem Thema Flucht und Integration umgeht, dann macht man sich natürlich auch mehr Gedanken darüber. Ich habe zum Beispiel kürzlich mal das Gesetz zum Familiennachzug gelesen», so Woelffer.
«Aber wir können natürlich nicht alles in so ein Stück hineinpacken. «Willkommen bei den Hartmanns» kann bestenfalls dazu beitragen, dass man nach einem schönen Theaterabend mal über seine eigenen Vorurteile und Ängste nachdenkt. Das Gute an dem Stück ist, dass wirklich alle Meinungen, Ängste und Vorurteile vorkommen.» In der ersten Saison im Schiller Theater stehen außerdem Stücke mit Jochen Busse, Hugo Egon Balder, Katharina Thalbach, Oliver Mommsen, Herbert Herrmann und Nora von Collande auf dem Programm.
Woelffer könnte sich auch vorstellen, dauerhaft im Schiller Theater zu bleiben. «Ich glaube, die Frage stellt sich zwar nicht wirklich. Doch an sich kann ich mir das vorstellen», meinte er. «Aber jetzt müssen wir uns hier erstmal beweisen.»