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Kunst als Schnäppchen

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«Kaufhaus Kunst» bietet Originale zu Quadratmeterpreisen an - «Manches kostet so viel wie ein Mittagessen»


Bremen (ddp-nrd). Kunst ist teuer. Für wenig Geld gibt es in der Regel nur Drucke aus dem Baumarkt oder dem Möbelhaus. Doch zumindest in Bremen hat sich das geändert. Dort können im «Kaufhaus Kunst» Originale zum Preis von Drucken erworben werden. Abgerechnet wird nach einem ungewöhnlichen System: Der Kunde zahlt nach Quadratmetern.

Der kostet 200 Euro. «Ein Standardbild von 60 x 80 Zentimetern kostet somit 96 Euro», sagt Inhaber Meinard Kuhlmann. «Das ist sehr günstig im Vergleich zu einer normalen Galerie.» Das haben auch die Kunstliebhaber bemerkt. Der kleine Laden in Bremens Szeneviertel Steintor ist gut besucht. «Bei uns ist die Hemmschwelle nicht so groß wie in einer normalen Galerie», betont der 38-Jährige, der zusammen mit den beiden Kunstpädagogen Tanar Körg und Carlos Rivero die Geschäftsidee entwickelte.

Schon die Schaufensterdekoration ist ungewöhnlich. Bilder werden in Einkaufwagen aus dem Supermarkt präsentiert. Und im Geschäft stehen viele Leinwände einfach auf dem Fußboden. Daran hängen gelbe Preisschilder mit einer genauen Aufschlüsselung, etwa: «50 x 40 cm = 0,2 Quadratmeter x 200 Euro = 40 Euro».

«Das Abrechnungssystem erschien uns am fairsten», sagt Kuhlmann. Dabei werde berücksichtigt, wie viel Zeit der Künstler für sein Werk aufgewendet und wie viel Material er benutzt hat. «Künstler, die wochenlang an einem kleinen Bild gemalt haben, werden bei uns nicht glücklich», betont Kuhlmann. «Es gibt Werke, die kosten gerade mal so viel wie ein Mittagessen», fügt er hinzu.

Dabei geht die eine Hälfte des Erlöses an den Künstler, die andere ans «Kaufhaus Kunst». «Reich wird dabei niemand, weder wir noch die Künstler», sagt Kuhlmann, der hauptberuflich als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bremen arbeitet. Demnächst sollen auch Skulpturen ins Programm aufgenommen werden. Bislang werde aber noch nach einem gerechten Preissystem gesucht.

Viele Künstler seien zu Beginn äußerst skeptisch gewesen. «Sie haben ihre Meinung geändert», berichtet Kuhlmann. Ein Künstler etwa hatte für viel Geld eine Ausstellung in einer Galerie organisiert. Am Ende veräußerte er kein einziges Bild. «Von ihm verkaufen wir jetzt jede Woche mindestens eins», sagt Kuhlmann.

«Die meisten Künstler können von unseren Preisen allein natürlich nicht leben. Aber sie können davon neues Material kaufen und weitere Bilder malen», sagt der 35-jährige Körg. Delia Nordhans hat bereits rund ein Dutzend Werke über das «Kaufhaus Kunst» verkauft. «Viele Künstler feiern sich doch nur noch selbst. Der eine Künstler kauft dem anderen mal ein Bild ab - aus Mitleid, damit er überhaupt mal was verkauft. Hier haben sie die Gelegenheit, aus ihrem eigenen Kreis herauszutreten», sagt Nordhans.

Ob alle ausgestellten Werke auch tatsächlich Kunst sind, darüber wollen sich die Jungunternehmer kein Urteil erlauben. «Kunst ist ein super dehnbarer Begriff», sagt Körg. «Wir lassen sehr stark die Kunden entscheiden.»

«Am besten gehen abstrakte Motive in sommerlichen Farben», sagt Kuhlmann. «Gesichter, bei denen einem das Grauen kommt, würden nur schlecht gehen.» Auch Auftragsarbeiten werden für Kunden organisiert, denen ein Bild gefällt, die es aber lieber in einer anderen Farbe möchten oder zwei Nummern größer. «Aber Sonderwünsche wie ein Bild von Roy Lichtenstein nachzumalen, das geht bei dem Preiskonzept natürlich nicht», sagt Kuhlmann.

http://www.kaufhaus-kunst.de