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Hilfe für Kultur in Hochwassergebieten gefordert - Dresdner Kunstsammlungen «mit blauem Auge davon gekommen»
Berlin/Dresden (ddp). Nach dem verheerenden Hochwasser im Südosten Deutschlands mehren sich die Forderungen nach schneller Hilfe für die von den Fluten angegriffenen Kulturwerke. Die beiden deutschen Kritikerverbände appellierten am Dienstag an die Bundesregierung, die Kulturstiftung des Bundes vorübergehend als «Kulturellen Krisenstab» zu nutzen. Nordrhein-Westfalens Kulturminister Michael Vesper (Grüne) rief Denkmalpfleger in ganz Deutschland zur Unterstützung der betroffenen Regionen auf. Einer ersten Bilanz zufolge sind die Kunstsammlungen Dresden mit deutlichen aber offenbar reparablen Schäden aus der Elbeflut davongekommen.Die Kritikerverbände sagten, die bisher vom Bund bereitgestellten Mittel von fünf Millionen Euro könnten «allenfalls als Einstieg in eine wirkungsvolle Hilfe verstanden werden». Die Bundeskulturstiftung solle nun eine umfassende Hilfsaktion organisieren und darauf hin wirken, dass sich auch die Kulturstiftungen der Länder, der Unternehmer und auch ausländische Partner an der Unterstützung für die hochwassergeschädigten Kunstwerke beteiligten. Für die Kulturgüter sollte ein eigenes Budget eingerichtet werden, um Konkurrenzkämpfe um Spendengelder zu vermeiden.
Nordrhein-Westfalens Kulturminister Vesper appellierte an alle Denkmalfachbehörden, ihre Bauhistoriker, Statiker, Architekten und Restauratoren in die Hochwassergebiete zu entsenden. Vesper, der auch Präsident des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz ist, rief zugleich dazu auf, den Tag des offenen Denkmals am 8. September für Spendenaktionen zugunsten der Hochwassergebiete zu nutzen.
Derweil sagte der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, in einer ersten Bestandsaufnahme nach dem Hochwasser: «Letztlich sind wir mit zwei blauen Augen davon gekommen». Während das Grüne Gewölbe und das Münzkabinett verschont blieben, seien die Skulpturensammlung und die Galerie Neue Meister durch die Elbefluten erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch die Schäden an den Bauwerken und technischen Anlagen seien «enorm». Der Restaurierungsbedarf sei noch nicht abzusehen.
Das Deutsche Hygienemuseum in der sächsischen Landeshauptstadt bezifferte den Gebäudeschaden auf rund eine Million Euro. Kaum Verluste gebe es bei den Ausstellungsstücken, sagte Direktor Klaus Vogel. Besonders wertvolle Objekte seien in einer gemeinsamen Rettungsaktion von Mitarbeitern und Anwohnern in Sicherheit gebracht worden. Dagegen beklagte die Stadt Dresden den Verlust von Teilen des Stadtarchivs. Besonders hart getroffen sei auch das Stadtmuseum.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz richtete ein Spendenkonto für geschädigte Bauten ein: Spendenkonto der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Kontonummer 5555552, bei der Commerzbank Bonn (BLZ 38040007), Aktionsnummer 124124, Stichwort Hochwasserschäden
Berit Uhlmann