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Leipziger Buchmesse: Preisverleihung

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Die Leipziger Buchmesse 2002 ist am Donnerstag mit großem Publikumsandrang gestartet. Auf dem neuen Messegelände drängten schon am Morgen Tausende in die Hallen, in denen bis Sonntag insgesamt 1957 Verlage ihre Frühjahrs-Neuheiten präsentieren.

orf - Literaturfans und Büchernarren aller Altersstufen belagerten die Stände und schmökerten in Büchern. Auch Prominente wie der Regisseur Volker Schlöndorff schauten sich auf dem Frühlingsfest der Bücher um.

Thema des Auftakts der Buchmesse-Akademie war der 11. September 2001. Er markiert nach den Worten des renommierten Osteuropa-Experten Karl Schlögel auch das Ende des traditionellen Westens, wie er nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. Mit dem "Knall von New York" sei die Übergangsphase seit Ende des Kalten Krieges endgültig vorüber, sagte der Geschichtsprofessor aus Frankfurt an der Oder.

"Wenn 1989 das Ende des Ostens war, dann ist der 11. September das des Westens." Der aus Ungarn stammende Publizist und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, György Konrad. Er äußerte sich optimistisch, dass auch den Mitgliedern des weltweiten Terror-Netzwerks "die Luft ausgeht". "Auch dieses Reservoir des heroischen Pathos ist nicht unendlich."

Der Berliner Verleger Bernd F. Lunkewitz berichtete von den Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 auf die Bilanz seiner Aufbau Verlagsgruppe. Danach habe der unabhängige Privatverlag 2001 Verluste von einer Million Euro hinnehmen müssen. Die Menschen hätten schnelle Information gesucht und nicht nach dem langsamen Medium Buch gegriffen.

Höhepunkt der Buchmesse war am Abend die erstmalige Verleihung des Deutschen Bücherpreises in einer Fernsehgala. Die nach dem Vorbild einer von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass in einer Leipziger Gießerei geschaffenen Skulptur "Butt im Griff" wird in insgesamt neun Kategorien vergeben.
Den Preis für ein Lebenswerk erhielt, wie bereits vor der Messe bekannt gegeben worden war, die Schriftstellerin Christa Wolf, und der Publikumspreis ging an die Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling.

Wie Grass weiter sagte, sei es Wolf gemäß, dass sie immer wieder Fragen gestellt und Störfälle wahrgenommen habe. An ihr und ihren Büchern hätten sich die Geister geschieden. "Östliche Zensurschneider und westliche Scharfrichter gaben Dir über die Jahrzehnte hinweg ein gesamtdeutsches Geleit", meinte der Literaturnobelpreisträger.

Der schwedische Autor Per Olov Enquist hat am Donnerstag den Deutschen Bücherpreis in der Kategorie Internationale Belletristik erhalten. Damit würdigte die Jury sein Buch "Der Besuch des Leibarztes". Der Schriftsteller sei "einer der bedeutendsten europäischen Autoren der Gegenwart". Enquist setzte sich gegen seine Kollegen Umberto Eco ("Baudolino") aus Italien und den Briten John le Carré ("Der ewige Gärtner") durch.
Link: Deutscher Bücherpreis

Die Stiftung Lesen mahnte in einem Forum, Kinder frühzeitig zum Lesen anzuregen. "Alle nachhaltigen Lese-Karrieren beginnen im Elternhaus", sagte Geschäftsführer Klaus Ring. Notwendig seien Information und Beratung für junge Eltern, bessere Förderung in den Kindergärten und mehr Geld für das Bildungssystem. Ein Projekt "Zeitschriften in die Schulen" soll Schüler für das Lesen begeistern.

Dicht umringt war Hollywood-Schauspieler Armin Mueller-Stahl im "Berliner Zimmer", dem Treff des Verbandes der Verlage und Buchhandlungen Berlin-Brandenburg. Er las aus seinem Tagebuch vom Dreh zum Fernsehfilm "Die Manns", in dem er Thomas Mann spielte.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, eröffnete mit der Vorstellung seiner Biografie die Reihe "Jüdische Lebenswelten". Darin entwirft Spiegel eine deutsche Gesellschaft, in der Juden und Nicht-Juden ohne Spannung miteinander leben können.

Bei der ARD-Radionacht der Hörbücher wird zum zweiten Mal der Hörbuchpreis "HörKules" 2001 des deutschen Buchhandels an die Produktion des Romans "Herr der Ringe" von J.R.R. Tolkien des Hörverlag (München) verliehen.