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Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2006 für Juri Andruchowyt

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Der ukrainische Schriftsteller, Dichter, Essayist und Übersetzer Juri Andruchowytsch erhält am 15. März den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2006. Der Preis wird anlässlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse vom Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen im Gewandhaus vergeben. Die Laudatio hält Ingo Schulze, der zuletzt mit seinem Roman "Neue Leben. Die Jugend Enrico Türmers in Briefen und Prosa." für Aufsehen sorgte.


Die Jury entschied sich für den 1960 im westukrainischen Iwano-Frankiwsk – dem früheren galizischen Stanislau – geborenen Autor und seinen im Frühjahr 2005 bei Suhrkamp erschienenen Roman „Zwölf Ringe“ mit der Begründung, dass der Roman, der "an einem der abgelegensten Orte der Karpaten" spielt, in einer kunstvollen Mischung aus Mythos und Magie "von den Überlagerungen einer Gesellschaft im Transit" erzählt und uns dabei die Augen für "die vergessene Mitte des Kontinents" öffnet.

Juri Andruchowytsch bereiste - nach einem Studium der Journalistik in Lemberg und der Literatur in Moskau - Westeuropa und die USA. Mit seinen seit den 80er Jahren erschienenen Gedichten, Essays und vier Romanen avancierte er zum Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur.

Zugleich ist er immer wieder auch Anreger und Vermittler: 1985 gehört er zu den Gründern der legendären und literarisch einflussreichen Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu. Im Internet hat er das Journal „Zug 76“ eingerichtet, das der jungen ukrainisch schreibenden Autorengeneration eine Plattform bietet.

In Deutschland ist Juri Andruchowytsch vor allem als Essayist bekannt geworden. „Zwölf Ringe“ ist sein erster ins Deutsche übersetzter Roman. Andruchowytsch sensibilisiert in seinen Büchern für die Ukraine und macht neugierig auf dieses Land. Gleichzeitig verortet er es mitten in Europa. Neben seiner eigenen schriftstellerischen Arbeit übersetzt er aus dem Deutschen, Polnischen, Russischen und Englischen ins Ukrainische, unter anderem Gedichte von Rainer Maria Rilke und Boris Pasternak sowie Shakespeares „Hamlet“. Im Herbst 2004 engagierte sich Andruchowytsch für die „orangene Revolution“.

Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird seit 1994 vergeben, dem Kuratorium gehören der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V. und die Leipziger Messe GmbH an. Bisherige Preisträger sind u.a. Ryszard Kapuœciñski, Péter Nádas, Aleksandar Tišma, Imre Kertész, Eric J. Hobsbawm, Hanna Krall, Claudio Magris, Bora Cosic, Dževad Karahasan und – im Vorjahr – Slavenka Drakuliæ.

Mit der Vergabe 2006 gilt zugleich ein neues Statut. Mit der von 10.000 Euro auf 15.000 Euro aufgestockten Dotierung entspricht der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung noch stärker seinem Anspruch, Persönlichkeiten zu ehren, die sich mit ihren Büchern um die Verständigung in Europa verdient machen. Das „Handbuch der Kulturpreise“ zählt den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung qualitativ zur Spitzengruppe der Literaturauszeichnungen in Deutschland.