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Leipzig (ddp). In Leipzig beginnt heute das 49. Internationale Festival für Dokumentar- und Animationsfilm. Im Rahmen der Dokfilmwoche sind bis Sonntag rund 350 Streifen aus rund 50 Ländern zu sehen. Etwa 2400 Einsendungen waren im Vorfeld von Filmemachern aus der ganzen Welt eingereicht worden. Darunter befanden sich rund 650 Animations- und etwa 1750 Dokumentarfilme. Die für den Wettbewerb nominierten Filme werden am Donnerstag von der Festivalleitung in Leipzig bekannt gegeben.
In einem Abstellraum des Dokfilmbüros klopft das digitale Herz des Festivals. Zwar werden auch auf dem 49. Internationalen Leipziger Dokumentar- und Animationsfilmfestival, das von Montag bis Sonntag läuft, die meisten Beiträge klassisch von der Filmrolle abgespielt. Erstmals werden jedoch mehrere Streifen von der Festplatte direkt auf die Leinwand geworfen. Und Fachbesucher können sich jeden Streifen per Computer abrufen.
René Blümel ist verantwortlich für den Dok Markt Digital, wie das neue Projekt heißt. Es bietet Fachbesuchern wie Filmemachern, Einkäufern, Redakteuren von Fernsehanstalten und Agenten das komplette Filmangebot des Festivals in DVD-Qualität auf einem Server. Die Fachgäste können sich so im Untergeschoss des Leipziger Bildermuseums, unter dem Festivalbüro, auf 20 Computerterminals alle Filme ansehen.
«Schnell und professionell per Mausklick sichten» heißt es in der Ankündigung der Festivalleitung. Gemeinsam mit Blümel arbeitet David Guttmann, Geschäftsführer eines Leipziger Computer-Unternehmens. Das neue System soll auch in Zukunft beibehalten werden. Es sei «einfacher für die Leute, komfortabler, sicherer und leichter zu koordinieren», erklärt Guttmann. DVDs und Videos würden künftig nicht mehr an Fachbesucher vergeben.
Das Procedere ist einfach: Interessenten bekommen ein Login, melden sich am Computer an und haben Zugriff auf die komplette Festivaldatenbank, erklärt Guttmann. Später wird den Fachbesuchern auf Wunsch ein Protokoll zugesandt. Es listet auf, welche Filme sie wann gesehen haben. Auch hält es ihre Notizen und Bemerkungen sowie alle Angaben zu den gesehenen Film und den Filmemachern fest - Informationen, die in dieser Ausführlichkeit in keinen Katalog passen würden. Umgekehrt können auch die Filmemacher über den Server erfahren, wer ihre Filme gesehen hat und was die Kollegen und potenziellen Interessenten dazu zu sagen haben. 20 Sichtungsplätze hat das Festivalbüro für die Fachbesucher installiert. Gespeichert sind alle rund 450 Filme des Dok-Festes.
In der zweiten Hauptspielstätte des Festivals, dem Cinestar, haben Blümel und Guttmann ihren zweiten Filmschauplatz für das Kino von der Festplatte. «E-Cinema - das ist ein Pilotprojekt. Hier kommen die deutschen Wettbewerbsbeiträge direkt vom Server auf die große Leinwand», erklärt Guttmann. Damit entfällt das Abspielen etwa von Trailern und Ankündigungen über Filmrollen oder andere traditionelle Bildträger.
Die Vorführung laufe wie bei einer Musik-Playlist vom Computer, erklärt der Projektleiter. Der spezielle Film-Beamer dafür kommt aus Holland. Laut Guttmann können die Zuschauer im Kino den Unterschied zwischen klassischem und digitalem Film nur schwer ausmachen: »Die Bildqualität haut selbst gestandene Filmleute um."