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München (ddp). Alexander Solschenizyns Werk «Archipel Gulag» hat in der DDR nach Einschätzung der Ex-DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld «entscheidend zur Delegitimierung des Regimes beigetragen».
Das Buch des verstorbenen russischen Schriftstellers habe in der DDR einen «Schock» ausgelöst, sagte Lengsfeld dem Nachrichtenmagazin «Focus». Mit ihm sei «erstmals das gesamte Ausmaß des sowjetischen Lagersystems bekannt» geworden. Zuvor sei Generationen von Schülern beigebracht worden, «dass der Sozialismus etwas Strahlendes, Blendendes und Reines ist». Die Konfrontation mit den Verbrechen habe dann «selbst manchen gläubigen Genossen verstört». «Archipel Gulag» sei in der DDR zwar verboten gewesen. Das habe aber nicht bedeutet, «dass man es nicht bekommen hätte.» Für die Bürger in der DDR seien auch die Lesungen im West-Berliner Radiosender Rias «sehr wichtig» gewesen. Alexander Solschenizyn starb am 3. August im Alter von 89 Jahren in Moskau. In seinem berühmtesten Werk «Der Archipel Gulag» beschreibt er als Zeitzeuge den grausamen Alltag in den sowjetischen Zwangsarbeiterlagern. 1970 hatte er den Nobelpreis für Literatur erhalten.Wegen seiner regimekritischen Bücher wurde er 1974 aus der Sowjetunion ausgebürgert. Er fand zunächst Aufnahme in Deutschland bei Heinrich Böll, später lebte er in der Schweiz und den USA. 1994 kehrte er in seine Heimat zurück.