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MDM-Chef Schmidt: «Thüringen wird d e r Standort für Kinderfilm»

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Mitteldeutschland befindet sich als Standort für Kinderfilm und -fernsehen im Aufwind. Ein klares Indiz dafür ist, dass allein sechs der elf Langfilme im Wettbewerb des laufenden Kinderfilmfestivals «Goldener Spatz» in Gera und Erfurt in Thüringen gedreht oder von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) aus Leipzig gefördert wurden.

Erfurt (ddp). Die MDM wird von den drei Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen getragen. Etwa ein Drittel ihres durchschnittlichen jährlichen Fördervolumens von zwölf Millionen Euro widmet sie dem Kinderfilmbereich. Über die Gründe für den Erfolg und die Perspektiven sprach ddp-Korrespondent Reinhard Kleber in Erfurt mit MDM-Geschäftsführer Manfred Schmidt.


ddp: Wie erklären Sie sich den Aufstieg des Kinderfilms in Mitteldeutschland und speziell in Thüringen?

Schmidt: Es hat sich herumgesprochen, dass man in Thüringen wirklich etwas tun und ein Kindermedienland werden will. Natürlich haben wir mit unserer Förderung dazu beigetragen. Wir versuchen zielgerichtet Kinderfilme zu unterstützen. Nicht nur weil es ein Standortfaktor ist, sondern auch aus der Überzeugung heraus, dass man neben den aufwändigen Literaturverfilmungen etwa von Erich Kästner auch kleinere hochwertige Kinderfilme auf den Weg bringen muss. Für den Standort ist es wichtig, dass sich hier einige Firmen angesiedelt haben, die in diesem Bereich tätig sind.

ddp: Kann man sagen, dass vor allem in Thüringen der Schwerpunkt auf dem Kinderfilm liegt?

Schmidt: Ja, die Standorte wie etwa Leipzig, Dresden oder Halle versuchen, ein eigenes Profil zu haben. Erfurt und Thüringen haben sich die Kindermedien auf die Fahnen geschrieben. Das hat natürlich auch mit dem Kinderkanal von ARD und ZDF zu tun.

ddp: Wird Mitteldeutschland langsam zu einer Konkurrenz für die großen Kinderfilmschmieden München und Berlin?

Schmidt: Wir haben nie versucht, eine Konkurrenz zu diesen Städten zu sein und uns zu vergleichen. Uns geht es darum, Felder, die für eine Region sinnvoll sind, zu besetzen. Alle größeren Länderfilmförderungen unterstützen im Übrigen den Kinderfilm. Da hat es ein Umdenken in den vergangenen Jahren gegeben. Aber das große Schwergewicht haben wir darauf gelegt. Das sind man ja am Produktionsausstoß.

ddp: Was könnte noch getan werden, um die Aussichten des Standorts zu verbessern?

Schmidt: Wir brauchen vor allem eine nicht nachlassende Kontinuität in den Bemühungen. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es hilfreich, wenn der Ki.Ka in Erfurt mehr Eigenmittel hätte, um sich im Kinderfilmbereich zu engagieren. Denn er ist ein wichtiger Partner dafür. Außerdem muss man den Standort stärker ins Bewusstsein bringen und attraktiv machen. Ein wichtiger Punkt ist das Medienapplikations- und Gründerzentrum, das in zwei Jahren fertig sein soll. Mit der thüringischen Landesregierung, der Stadt Erfurt und dem Förderverein Deutscher Kinderfilm arbeiten wir daran, die bestehende Winterakademie für Kinderfilmautoren zu einer Kindermedienakademie weiterzuentwickeln. Wir hoffen, dass wir die Akademie ab 2007 etablieren können.

ddp: Wie würden Sie das Fernziel beschreiben?

Schmidt: Natürlich werden neben der Förderung auch Investitions- und Unterstützungsprogramme des Landes gebraucht, auch um junge kreative Menschen an den Standort zu binden. Es gibt in den drei Ländern den ungebrochenen politischen Willen, etwas zu tun. Wenn alle konzentriert weiter bauen, dann wird Thüringen d e r Standort für Kinderfilm in Deutschland.

ddp: Ist das nicht etwas zu optimistisch?

Schmidt: Nein. Der Eröffnungsfilm des Festivals, die niederländisch-deutsche Koproduktion «Lepel», wurde fast komplett in Thüringen realisiert. Dem holländischen Team hat es so gut gefallen, dass es jederzeit wiederkommen würde. Es geht nun los, dass Thüringen auch ein Standort für internationale Produktionen wird.