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München (ddp-bay). Eine ungewöhnliche Filmvorführung gibt es am Mittwoch (26.3.) in München in einer Deutschlandpremiere zu sehen und vor allem zu hören: Die Oscar- und Grammy-prämierte Musik des Kinofilms «Herr der Ringe - Die Gefährten» wird von mehr als 250 Musikern live zur Filmprojektion aufgeführt.
Die Münchner Symphoniker, der Münchner Universitätschor und der Wolfratshauser Kinderchor interpretieren die Komposition des Kanadiers Howard Shore. Der Film wird parallel zu der Aufführung unter der künstlerischen Leitung des Schweizers Ludwig Wicki am Mittwoch und Donnerstag in Originalfassung mit allen Dialogen in der Münchner Philharmonie gezeigt.Der Film enthalte so viel Musik, das trete normalerweise völlig in den Hintergrund, findet Wicki. Deshalb sei er so begeistert von der Aufführung: «In dieser Version ist das ein unglaubliches Erlebnis.» Vor allem deswegen, weil der Stellenwert der Musik hier viel höher als im Fernsehen oder im Kino sei. Für die Vorbereitungen war Wicki eigens nach New York gereist, wo er in Shores Studio dabei half, die Partitur zu schreiben.
Die Zusammenarbeit mit Shore beschreibt er als «total positiv». Angefangen habe alles mit einem «Geburtstagskonzert», berichtet Wicki. Zu Beginn des vergangenen Jahres lud Wicki, Gründer des «21st Century Orchestra», Shore zu dessen 60. Geburtstag nach Luzern ein. Dabei spielte das junge Orchester verschiedene Kompositionen Shores. Bei dieser Gelegenheit habe er dem Kanadier «die Idee zugespielt», die vollständige Filmmusik von «Herr der Ringe - Die Gefährten» live mit Orchester und Chören zu aufzuführen, sagt Wicki. Und Shore stimmte zu.
Er kenne Wicki bereits von der Zusammenarbeit zum Film «Das Schweigen der Lämmer» und schätze ihn wegen seiner «musikalischen Expertise» sehr, sagt Shore. Deshalb habe er ihn auch für das Projekt «Herr der Ringe« für den Richtigen gehalten. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit sei ein gewaltiges Spektakel. Filmmusik zu komponieren sei etwas «ganz Normales» für ihn, sagt Shore: «Ich wuchs im Theater auf und ich mag es, mit Worten zu arbeiten.» Als von Regisseur Peter Jackson die Anfrage gekommen war, die Musik zum «Herr der Ringe»-Film zu komponieren, fing Shore an, die Romanvorlage von J.R.R. Tolkien immer und immer wieder zu lesen. Das Buch inspirierte ihn ebenso wie der Film selbst.
Der Musiker schuf einen Soundtrack, der afrikanische, keltische, ungarische und asiatische Musikelemente enthält. Damit sollen die Geschichte und die Kulturen von Mittelerde dargestellt werden. Er verwob Dutzende immer wiederkehrende Motive und schuf so eine bis ins Detail «durchkomponierte» Welt. Auch die Münchner Symphoniker sind echte Filmprofis. Sie spielten bereits Shores Musik zu «Das Schweigen der Lämmer" ein. Insgesamt 583 Spielfilme verdanken den Symphonikern ihren Klang. Unterstützt werden sie diesmal vom Wolfratshauser Kinderchor, der 2006 den Deutschen Chorwettbewerb gewonnen hat. Außerdem singt bei der Live-Aufführung der Münchner Universitäts-Chor. Bis zu zehnstimmig untermalt er den Film.
Am 23. Februar dieses Jahres feierte das Projekt in Luzern Premiere und wurde zu einem großen Erfolg. Das Echo in Luzern sei ein «überwältigender Applaus» gewesen, schwärmt Wicki. Im April wird das Projekt in Kanada zu erleben sein und eventuell im Mai in Krakau in Polen.