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Neubau des Hans Otto Theaters Potsdam wird eröffnet

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Kulturstandort Schiffbauergasse am Tiefen See - Der Neubau des Hans Otto Theaters in Potsdam wird am Freitag eröffnet - Fünf Premieren zum Auftakt


Programmtipp: Der ZDF-Theaterkanal zeigt am Freitag ab 19.00 Uhr den Festakt vom Nachmittag zur Eröffnung des neuen Hans Otto Theaters in Potsdam. Am Samstag ist der Theaterkanal ab 20.00 Uhr live dabei, wenn «Nathan der Weise» in der Regie von Intendant Uwe Eric Laufenberg Premiere feiert, wie das ZDF am Mittwoch in Mainz mitteilte.


Potsdam (ddp). Schlichter hätte die Werbung kaum ausfallen können: «Neue Plätze» steht in schwarzen Lettern auf grünem Untergrund. Eine wirklich bescheidene Werbung für ein auffälliges Haus: Am Freitag wird das neue Hans Otto Theater in Potsdam eröffnet. Erstmals nach 211 Jahren erhält die Brandenburger Landeshauptstadt wieder ein neues Theater. Das 1795 errichtete alte Theater war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Es folgten Jahrzehnte der Provisorien.

Das neue Theaterhaus zwischen Berliner Straße und Tiefem See wurde von dem Kölner Architekt Gottfried Böhm entworfen. Böhm ist Deutschland einziger Pritzker-Preisträger. Die Auszeichnung gilt als «Nobelpreis der Architektur». Für das Potsdamer Theater hat Böhm eine Idee von einer Reise durch Japan aufgegriffen.

Kommt der Besucher von der Straße aus, wird er zunächst enttäuscht. Hinter einer Brachfläche, auf der noch ein Parkhaus gebaut werden soll, steht ein Bürotrakt. Wer jedoch mit dem Schiff anreist, entdeckt ein spektakuläres Bauwerk. Drei muschelförmige Dächer überspannen das verglaste Foyer des Theaters. Die knallroten Fächer aus Sichtbeton strahlen weit über den See hinaus.

Für das Gebäude wurden Böhms Lieblingsmaterialien verwendet: Beton, Stahl und Glas. Dazu beschränkte sich der 86-jährige Architekt im Wesentlichen auf die Farben Rot und Schwarz. Die Besonderheit an dem Standort: Böhm musste einen denkmalgeschützten ehemaligen Gasometer einbeziehen. Das halbrunde Stahlgebilde dient den Theaterleuten als Lieferzone. Ins Haus gelangt der Gast über ein flaches, dunkles Foyer - in schwarz-rot gehalten. Doch dann betritt er über eine Art Rampe mit einem Geländer aus Eisenbahnschienen das Foyer - und wird geradezu geblendet.

Die riesige Glasfront gibt einen herrlichen Ausblick über den Tiefen See hinüber zum Park Babelsberg frei. Eine weitere Glasfront gestattet einen Einblick in den Theatersaal und die Bühne. Bei Vorstellungen heißt es dann «Vorhang zu»: Die Scheiben werden mit Vorhängen verdunkelt, um Theater-Atmosphäre zu schaffen.

Doch auch im abgedunkelten Raum bleibt Böhm präsent. Überall lässt er Sichtbeton in Rot und Schwarz dominieren. Auch die schlichten Stühle mit Stahlbeinen hat der Architekt entworfen. Es gibt 20 verschiedene Möglichkeiten der Bestuhlung. Die maximal 485 Stühle stehen auf versenkbaren Podien. So können hier auch bis 600 Menschen rauschende Bälle feiern. Anfragen dafür gibt es bereits.

Zunächst will Intendant Uwe Eric Laufenberg aber am Eröffnungswochenende mit fünf Premieren auftrumpfen. Mit einem breiten Spektrum vom Klassiker bis zum Beziehungsdrama will der 45-Jährige auf das umfangreiche Repertoire seines Ensembles aufmerksam machen. Für Laufenberg ist das neue Theater ideal. Kann er sich in dem multifunktionalen Gebäude doch in fast allen Genres probieren. Schließlich gibt es auch einen Orchestergraben. Die Bühne weist modernste Technik auf. Bühnenbilder können über 15 Maschinenzüge und diverse Handzüge kinderleicht in Sekunden verändert werden. Erstmals wurden auch sämtliche Werkstätten unter einem Dach vereint.

Allein die Akustik des Hauses lässt noch zu wünschen übrig. Auch 8000 Euro teure Nacharbeiten haben bislang nicht den gewünschten Effekt gebracht. Nach dem Premieren-Wochenende wird weiter daran gearbeitet. Gekostet hat das neue Theater 26,5 Millionen Euro. Eine vergleichsweise bescheidene Summe. In den ersten deutschen Theaterneubau des 21. Jahrhunderts, das 2003 eröffnete Opernhaus in Erfurt, wurden immerhin 60 Millionen Euro investiert.

Susann Fischer

Das Eröffnungsprogramm des Hans Otto Theaters in fünf Daten
- 22. September, 17.00 Uhr: Uraufführung «Katte» von Thorsten Becker, Regie Uwe Eric Laufenberg

- 22. September,21.00 Uhr: deutsche Erstaufführung «Der Sicherheitsabstand» von Frédéric Blanchette, Regie Petra Luisa Meyer

- 23. September, 19.00 Uhr: «Nathan der Weise» von Gotthold Emphraim Lessing, Regie Uwe Eric Laufenberg

- 24. September, 17.00 Uhr: Uraufführung «Julia Timoschenko» von Adriana Altaras und Maxim Kurotschkin, Regie Andriana Altaras

- 24. September, 21.00 Uhr: «Am Ziel» von Thomas Bernhard, Regie Gisbert Jäkel

- Zudem gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit einer Licht-Installation im Tiefen See, Diskussionen, Chansons, Lesungen und Partys

http://www.hansottotheater.de


Wanka lobt Mut des Hans Otto Theaters in Potsdam
Potsdam (ddp-lbg). Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) hat wenige Tage vor der Eröffnung des neuen Hans Otto Theaters in Potsdam den Mut des Schauspiel-Ensembles gelobt. Das Ensemble sei trotz seiner provisorischen Spielstätten in den vergangenen Jahrzehnten immer gefragt gewesen. Zuletzt habe Intendant Uwe Eric Laufenberg mit seinem Konzept «Potsdam unterwegs» das Publikum begeistert. Dabei seien in der vergangenen Spielzeit an insgesamt zwölf zum Teil außergewöhnlichen Spielorten wie dem Palais Lichtenau Stücke aufgeführt worden.

Wanka betonte, jetzt habe Potsdam nach 211 Jahren wieder ein neues Theaterhaus. Seit der Zerstörung des alten Theaters im Jahr 1945 seien 42 verschiedene Standortvarianten diskutiert worden, bis die endgültige Entscheidung für den Kulturstandort Schiffbauergasse am Tiefen See fiel. Der Standort biete einen angemessenen Rahmen für das neue Haus.

Für die Stadt und für Brandenburg sei das neue Theater «außerordentlich wichtig», fügte die Ministerin hinzu. Eine Landeshauptstadt brauche ein solches Haus. Das Land habe den 26,5 Millionen Euro teuren Bau mit mehr als 14 Millionen Euro aus dem Hauptstadtvertrag unterstützt. Zudem stelle das Land jährlich 4,7 Millionen Euro für den Betrieb des Theaters bereit. Der Gesamtetat belaufe sich in diesem Jahr auf rund 9,6 Millionen Euro.

Wanka zeigte sich zuversichtlich, dass das Hans Otto Theater seine Eigeneinnahmen in dem neuen Haus erheblich steigern wird. Derzeit liege die Einspielquote bei 12,6 Prozent. Dieser Anteil werde erhöht werden. «Ich bin sicher, wir werden in zwei Jahren eine positive Bilanz lesen», unterstrich die Ministerin.