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Neue Ausstellung im Herforder Museum MARTa

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MARTa schweigt - Ausstellung in Herforder Museum widmet sich Stille und Schweigen - Etruskische Kunst und Avantgarde zu sehen


Herford (ddp-nrw). Einen Kontrapunkt zu den großen Ausstellungen dieses Jahres (documenta, Biennale, Skulpturen Projekte Münster) setzt das Herforder Museum MARTa ab Samstag. Unter dem Titel «MARTa schweigt» werden rund 100 Exponate gezeigt, die sich mit den Themen Schweigen, Stille und Leere befassen. Die Schau gibt sich dabei zeitübergreifend und präsentiert sowohl historische Relikte der Etrusker als auch Kunstwerke der modernen Avantgarde.

Die Werke wurden aus rund 50 Sammlungen zusammengetragen. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Joseph Beuys, Marcel Duchamp oder Andy Warhol. «Schweigen ist ein soziales und zugleich ästhetisches Phänomen, das sich meistens unauffällig im Hintergrund hält», erklärt MARTa-Direktor Jan Hoet. Die Kunst der Avantgarde setze sich dagegen bewusst mit Themen wie Schweigen und Stille auseinander.

«Und mit der untergegangenen etruskischen Kunst setzen wir ein schicksalhaftes, fremdbestimmtes Verstummen ins Verhältnis dazu», erklärte Hoet. Die Etrusker leisteten nach Ansicht von Experten eine wichtige Vermittlung zwischen der griechischen Kultur und den Latinern der römischen Antike. Durch die römische Expansion wurde ihre Kultur fast restlos beseitigt.

Übrig geblieben sind nur Grabmale und einige spärliche Relikte. In der Herforder Ausstellung werden unter anderem zwei mit Figuren geschmückte Sarkophage gezeigt. Zudem sind bemalte Vasen und Urnen zu sehen.

Bekannter sind dagegen die Werke der künstlerischen Avantgarde, die auch einen Großteil der Ausstellung ausmachen. Präsentiert werden unter anderem monochrom graue Bilder von Gerhard Richter, die für das Schweigen der Ideen eines Künstlers stehen. Von Duchamp stammen ein Typoscript über Stille und Schweigen sowie zehn Zeichnungen zu Isolation und Einsamkeit.

«Eine Ausstellung in dieser Form hat es bislang vermutlich noch nicht gegeben», sagt MARTa-Sprecher Nils Vandré. Dass sich MARTa-Chef Jan Hoet dem Thema «Stille» in einem documenta-Jahr widmet, hat zudem eine pikante biografische Note. Bei seiner 1992 verantworteten documenta-Schau hatten viele Kritiker dem Belgier vorgeworfen, er sei aufgetreten wie «ein Lautsprecher». Mit der Ausstellung in Herford will er nun zeigen, dass er auch stiller kann.

Eine luftige und lebenslustige Sommerausstellung können die Besucher deshalb wohl eher nicht erwarten. So ist eine Werkreihe von zehn Warhol-Bildern zu sehen, auf denen der elektrische Stuhl (Electric Chair) als Motiv verarbeitet wurde. Der Tod des Menschen als endgültiger Zustand des Schweigens wird so vor Augen geführt.

Dennoch drängt es die Ausstellung nach Angaben von Vandré nicht zu einer morbiden Leistungsschau. «Wir zeigen Werke, die sehr ästhetisch und für den Besucher überraschend sind», erklärt er. Denn manchmal liege die Einsamkeit gleich neben einem - man müsse sie nur erblicken. So präsentiert die Ausstellung auch eine Fotografie von Candida Höfer, die eine menschenleere, mit Büchern voll gestopfte Bibliothek zeigt. Und Richard Long arrangiert Kreise aus abgestorbenen Ästen.

Die bis zum 7. Oktober dauernde Schau ist dienstags bis sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Jeden ersten Mittwoch im Monat können die Besucher bis 21.00 Uhr bleiben. Der Eintritt für einen Erwachsenen kostet neun Euro.

Michael Bosse

http://www.marta-herford.de